Villain-Vibes

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Er ist nur nebenan. Er ist nur nebenan! Er ist nur... nebenan! Diesen Satz bläut sich Emmy gerade immer und immer wieder ein. Dies ist die erste Übung für heute und hoffentlich auch erst einmal die letzte. Das Gefühl der Angst wird immer stärker und sie darf sich nicht mit einem Handy ablenken. Sie haben schnell herausgefunden dass es kein Problem ist sie allein zu lassen wenn sie abgelenkt ist. In dem Moment allerdings, in welchem sie nicht mehr abgelenkt ist und realisiert, dass sie sich nun komplett allein in einem Raum befindet, dass ist der Moment in dem sie die Probleme bekommt. Sie will aber nicht als Versagerin dastehen, also zupft sie sich immer wieder an ihren Fingern herum um Stress loszuwerden der sich nun aufbaut. Auch wenn sie weiß dass sie allein ist, sie sieht sich zumindest mit den Augen immer wieder um, dreht den Kopf aber nicht. Wie lange können zehn Minuten denn bitte schön noch sein? Alucard hingegen sieht auf die Kamera und verzieht leicht das Gesicht. Er hätte gern alle umgebracht die ihr das angetan haben. Die Verantwortlichen, die sich aber wohl verzogen haben. Gut, er hatte sich jetzt auch nicht so genau umgesehen weil er sie einfach nur da raushaben wollte! Das war sein Hauptziel und danach wollte er sie nicht mehr zu lang allein lassen. Wo sie vorher noch wunderbar allein herumgehüpft ist und eine Rundreise durch verschiedene Länder gemacht hat, kann man sie nun kaum zehn Minuten allein lassen. Wie lang ist es schon? Seufzend blickt Alucard von dem Timer zu dem Bildschirm, welcher das Kamerabild des Raums nebenan zeigt. Nicht einmal fünf Minuten, bis zu zehn wollen sie es zumindest einmal schaffen. Das wird ein langer weg! Wie soll sie acht Stunden aushalten, wenn sie arbeitet? Oder mehr? Er kann auch nicht immer bei ihr sein. Sie können von Glück reden, dass die Lady ihnen die zwei Wochen gegeben hat. Bis zum Ende dieser Zeit muss sie wieder funktionieren! Tief atmet Emmy durch und steht auf, um ein wenig nervös herumzugehen. Es wird alles gut. Es wird alles gut! Alucard ist da wenn es wäre und sie ist nicht allein. Sie ist nicht allein! Wieso will ihr Verstand das nicht checken? Wieder setzt sie sich zurück auf den Stuhl und schließt die Augen. Am besten... stellt sie sich ein anderes Szenario vor! Ja, das sollte funktionieren. Also gut, welches? Sie spürt das leichte Brennen an ihren Wangen als sie an den gestrigen Traum denkt und öffnet die Augen wieder. Es war heiß, keine Frage. Und sie muss zugeben, dass Traum und Realität auch vermischt werden könnten! Aber das geht zu schnell zu weit. Das sind Dinge, die sie ansprechen kann wenn sich da etwas entwickelt. Wobei... zwischen wem? Natürlich steht im Augenblick Alucard vorn, weil sie einfach mehr miteinander zu tun haben. Alex kann sie aber wiederum auch nicht vergessen! Könnte sie sich entscheiden? Will sie sich entscheiden? Wird sie sich entscheiden? Im Moment steht alles auf ‚Nein' und sie glaubt, dass das auch nicht besser wird.

10 Minuten... 15 Minuten... 20 Minuten? Also jetzt übertrifft sie sich aber wirklich! Alucard sieht stolz auf den Bildschirm und nickt zufrieden. Zwar will er austesten wie lange das gut gehen würde, aber übertreiben will er es nicht gleich. Nachdem sie sich nervös herumbewegt und dann wieder hingesetzt hatte, ist sie scheinbar ruhig geworden. Hat sie die kleine Pike überwinden müssen in der man ihr den Stress und die leichte Angst angesehen hatte? Wars das? Nein, sicherlich nicht. Aber für den Anfang ist das gar nicht schlecht. Der Urvampir steht auf und geht durch die Wand zu ihr hindurch. Keine Reaktion, selbst als er neben ihr steht. Wie tief ist sie in Gedanken? Oder ist sie in Schockstarre? Vorsichtshalber geht er dann doch in ihren Kopf und tritt sogar physisch einen Schritt zurück, nachdem er sich sofort aus ihren Gedanken wieder zurückgezogen hat. Das war eine sehr bildliche Vorstellung! „Emilia... ich denke mir einmal dass der Pater nicht so begeistert von der Idee eines Dreiers wäre." Die junge Frau schreckt auf und starrt ihn mit großen Augen an. Ihr Mund geht leicht auf. „D-Du warst- Du hast doch gesagt du gehst da nicht rein!" Ihre Stimme hat einen minimal panischen Unterton und ist auch auf einer Höhe angesetzt, die für Fledermäuse durchaus hörbar wäre. „Du hast nicht reagiert, woher sollte ich wissen ob du in Gedanken oder in einer Schockstarre bist?!" Zutiefst beschämt legt sich Emmy die Hände auf das Gesicht und will im Erdboden versinken. „Weißt du... ich wünschte ich könnte meine eigenen Erinnerungen auslöschen." Das kann sich die junge Frau durchaus vorstellen! „Kannst du wenigstens meine für diesen Moment löschen?" Kalt sieht Alucard sie an. „Wenn ich leide, leidest du mit mir. Du bist meine Seelenverwandte, in guten wie in schlechten Zeiten!" Emmy sieht ihn leicht verwirrt an. „Das war die Hochzeit, du verwechselst da was!" Doch der schwarzhaarige erwidert nur den Blick. „Ich greife nur voraus." Das ist jetzt nicht viel besser. „Können wir uns darauf einigen, nie wieder davon zu reden und du versuchst mich erst anderweitig in die Realität zurückzubringen bevor du in meine Gedanken kommst." Der Urvampir verschränkt die Arme und beugt sich leicht zu ihr runter. „Ach, jetzt muss ich mich anpassen? Denk einfach nicht so etwas perverses und dann hat sich die Sache." Emmy hingegen sieht ihn schon fast verzweifelt an. „Du kannst wenigstens darüber entscheiden ob du in meinem Kopf eindringst oder nicht... Ob ich jetzt über DAS nachdenke oder nicht, das kann ich nicht kontrollieren! Also geht man das Problem dort an, wo man es am besten vermeiden könnte und das wärst du!" „Woher hast du überhaupt die Vorstellung?" Sie macht den Mund auf um etwas zu erwidern, schließt den Mund aber wieder und lässt den Finger sinken den sie schon erhoben hat. Sie wird ihm sicherlich nicht über das Problem erzählen dass sie sich nicht entscheiden könnte, sollte sie sich zwischen ihm und Alexander entscheiden müssen. „Emmy?" Sie sieht auf die Seite und räuspert sich. „Privat." Nicht ihr Ernst jetzt, oder?

A soul for twoWhere stories live. Discover now