Kapitel 12: Funkstille

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Drei Wochen. Drei verdammte Wochen war dieses Treffen in Herr Vegas Wohnung mittlerweile her.

An dem Nachmittag hatte Polines Vater sie wieder abgeholt. Kaum war sie zu Hause, kam der Anruf von Herr Vega, die nächsten Nachhilfestunden würden ausfallen, Zeitraum unbestimmt, er würde anrufen, wenn es weitergehen würde.

Besonders verwundert war Poline ehrlich gesagt nicht. Die Situation war äußerst merkwürdig gewesen und ein wenig Abstand würde sicher gut tun.

Womit Poline allerdings nicht gerechnet hatte war, dass er auch in der Schule fehlen würde. Alle Erdkundestunden sind ausgefallen.

Dass es ihn dann doch so sehr mitgenommen hatte, überraschte Poline ein wenig. Aber vielleicht gab es ja auch einen anderen Grund für seine Abwesenheit?

Tief in ihrem Inneren spürte Poline allerdings, dass sie sich wünschte, er würde ihrentwegen auf Abstand gehen. Dann wüsste sie zumindest endlich, dass sie ihm wirklich wichtig ist.

Wenn sie einmal genau darüber nachdachte, konnte sie sich doch vorstellen, dass sie ihn mit ihren Worten so sehr gekränkt hatte, dass er sie jetzt nicht mehr sehen wollte.Die Antwort auf die Frage, wieso, konnte ihr jedoch nur eine Person geben: James.

_____

In der Mittagspause saß sie ganz konzentriert am Tisch und überlegte, ob sie vielleicht besser nach ihm sehen sollte. Eigentlich könnte ja alles Mögliche passiert sein. Es stand ja nicht fest, dass er absichtlich fehlte.

"Hey, Poline du kommst doch nach der Schule mit uns zu mir", fragte Lillian plötzlich.

"Ich wollte eigentlich, aber mir ist eingefallen, dass ich eigentlich gar keine Zeit habe", log sie.

"Du hast doch vorhin noch gesagt, dass du nichts vorhast."

"Wie gesagt, mir ist da noch was eingefallen, was ich ganz dringend machen muss, tut mir leid", antwortete sie, bevor die Mittagspause auch schon beendet war und die letzte Stunde des Tages begann.

_____

Als die Schule vorbei war, lief Poline nach Hause.

Bevor sie irgendetwas anderes tat, griff sie nach ihrem Handy, und wählte Herr Vegas Nummer. Diese hatte ihre Mutter zuvor von ihm erhalten, damit sie ihn im Notfall auch auf dem Handy erreichen konnte.

Was für ein Notfall eintreffen sollte, war Poline bis heute ein Rätsel, aber ihre Mutter hatte es natürlich nicht hinterfragt.

Es klingelte einige Male, dann wurde aufgelegt.

"So ein Arschloch", murmelte Poline vor sich her.

Schließlich wählte sie seine Nummer erneut. Wieder wurde aufgelegt. Dieses Prozedere wiederholte sich einige Male, bevor James endlich ans Telefon ging.

"Woher hast du meine Nummer", zischte er ins Telefon.

"Sie haben sie meiner Mutter..."

"Ich wusste, das war eine dumme Idee. Was willst du überhaupt? Hast du nicht schon genug angerichtet", schrie er.

"Wow, regen Sie sich ab. Sie müssen ja nicht so schreien. Ich hätte fast mein Handy fallen lassen."

"Ach sprichst du gerade von einem Mobiltelefon aus? Wer ist da? Ich kenn' Sie nicht, kommen Sie nicht her. Telefonstreich! Telefonstreich!"

Danach legte er auf.

"Ich hätte echt nicht gedacht, dass so ein Typ so geisteskrank sein kann", flüsterte sie, während sie Lillians Nummer wählte.

"Lillian? Hey, ich komme doch vorbei. Meine Pläne haben sich verschoben."

Forbidden Attraction [Old Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt