Kapitel 43: Folter

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Poline

Hell.

Dunkel.

Hell.

Dunkel.

Polines Augen waren geschlossen. Das Flackern der Lampen konnte sie trotzdem vernehmen. Langsam hoben sich ihre Augenlider, doch das grelle Licht zwang sie dazu, ihre Augen sofort wieder zu schließen. Es war einfach zu hell. Nachdem sie ein paar Mal geblinzelt hatte, wurde ihre Sicht wieder klarer und sie kam endlich wieder ganz zu sich.

Wie geht es James?

Andauernd schaltete sich das Licht im Sekundentakt an und wieder aus. Schnell merkte Poline, dass sie in diesem Raum Kopfschmerzen bekommen würde, doch sie zwang sich dazu, ihre Umgebung zu begutachten.

Leider gab es nicht viel, was sie hätte begutachten können. Um sie herum befanden sich vier graue Wände. Die Lampen waren an der Decke befestigt und sie selbst saß mitten im Zimmer mit Kabelbinder gefesselt auf einem Stuhl. Direkt vor ihr befand sich eine graue Tür. Kein Fenster, kein Tisch, keine Uhr – nichts außer dem Stuhl, der Tür, den Lampen und Poline selbst.

Wo ist James?

Hell.

Dunkel.

Hell.

Dunkel.

Ihr Schädel dröhnte. Wie lange ist sie bewusstlos gewesen? Sie schloss ihre Augen. Das flackernde Licht machte sie verrückt.

Wäre ich doch bloß wieder bewusstlos.

Sie versuchte, das Flackern für sich zu nutzen.

Sekunden zählen.

Zeit.

Zeit zählen, die sie nicht hatte. Sie musste James finden. Doch wie sollte sie bloß entkommen?

_____

James

Blut.

Blut war das einzige, das James erkennen konnte, als er seine Hände hob, um diese anzusehen. Ihm war schwindelig, er fühlte sich schwach und er hatte großen Durst.

Langsam versuchte er, sich aufzusetzen, doch bei der kleinsten Bewegung durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. Direkt von seiner Wunde aus schien der Schmerz in seinen gesamten Körper zu strahlen. Er blieb liegen.

Wach bleiben.

Wo war er überhaupt?
Nicht draußen auf dem kalten Steinboden, wo sie ihn zurückgelassen hatten.
Nicht in irgendeiner kalten Zelle, wie Poline.

James starrte an die Decke. Weiß. Glänzend Weiß war diese. Er drehte seinen Kopf nach links – weiß. Nach rechts – weiß. Mit seinen Händen fühlte er den Boden, auf dem er lag. Hart, aber kein Stein. Langsam versuchte er, seinen Kopf zu heben. Bevor er dazu gezwungen wurde, seinen Kopf vor Schmerzen wieder sinken zu lassen, konnte er einen kurzen Blick auf zwei Türen erhaschen.

Lieferwagen also.

Wer hatte ihn dorthin gebracht? Wieso war er dort? War das der Ort, an dem er sterben sollte? Oder ging man davon aus, dass er bereits tot war und wollte ihn entsorgen?

Wenigstens steht der Wagen.

James konnte kaum klar denken. Sein Blutverlust ließ ihn immer schwächer werden, auch wenn dieser längst nicht mehr so stark zu sein schien, wie direkt nach dem Eintreten der Verletzung.

Forbidden Attraction [Old Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt