Kapitel 16: Ich würde mit dir weggehen, egal wohin

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Poline konnte die ganze Nacht kaum schlafen. Eigentlich hatte sie gedacht, dass es sie beruhigen würde, wenn Vince im Gefängnis wäre, auch wenn es vorläufig nur für 24 Stunden war, doch dem war nicht so.

Andauernd musste sie daran denken, was passieren könnte, wenn die Bilder veröffentlicht werden würden.

James würde nicht nur seinen Job verlieren, sondern vermutlich auch nie wieder sonst irgendwo einen anderen bekommen.

Und sie selbst? Sie würde eine Menge Ärger von ihren Eltern bekommen, von der Schule fliegen und Streit mit ihren Freunden bekommen, weil sie denken würden, dass sie sie angelogen hätte.

All diese Gedanken machten sie unglaublich nervös und so lag sie die ganze Nacht im Bett und starrte an die Decke. Dementsprechend beschissen sah sie am nächsten Morgen aus.

Trotz aller Versuche ihre Augenringe zu überschminken war ihr deutlich anzusehen, dass sie keine gute Nacht gehabt hatte. Deshalb hatte sie den ganzen Tag noch mehr Mühe als sonst, sich zu konzentrieren.

Am liebsten hätte sie auch die Nachhilfe abgesagt, aber ihre Mutter hielt ihre Begründung mit der Müdigkeit für absurd und schickte sie trotzdem zu Herr Vega.

_____

Dort angekommen, klingelte sie an der Tür und schleppte sich die Treppe nach oben.

Ohne ein Wort der Begrüßung lief sie an James vorbei zu seinem Sofa und ließ sich mit dem Gesicht nach unten darauf fallen.

James schloss verwirrt die Tür, kam zu ihr und lachte schließlich leicht.

"Na, anstrengenden Tag gehabt?"

"Mhm...hab die ganze Nacht nicht geschlafen."

"Die ganze Nacht? Wieso das?"

Poline setzte sich ruckartig auf und sah James eindringlich an.

"Das fragst du noch? Noch heute Abend kommt Vincent wieder raus. Was wenn er die Bilder veröffentlicht?"

"Du meinst die, die wir gelöscht haben?"

"Du denkst doch nicht ernsthaft, dass er keine Kopien davon hat? Vielleicht ist er nicht sehr vorsichtig, was sein Handypasswort angeht, aber wenn's um sowas geht ist er Profi. Ich wette er hat die Bilder auf seinem Laptop. Und wahrscheinlich auch noch auf 'nem USB-Stick. Oder mehreren."

"Okay, komm mal ein bisschen runter. Er wird schon nicht..."

"Wie kannst du so ruhig bleiben? Wenn das wirklich passiert bist du deinen Job los und.."

"Du weißt doch, dass ich kein echter Lehrer bin."

"Ja, aber trotzdem wirst du gefeuert. Und denkst du auch nur eine Sekunde an mich? Ich werde wahrscheinlich von der Schule fliegen und bis an mein Lebensende Hausarrest bekommen. Und meine Freunde werden mich hassen, weil sie denken, dass ich sie angelogen habe."

"Das wird alles nicht passieren. Selbst wenn die Bilder an die Öffentlichkeit gelangen, können wir noch alles leugnen. Und wem werden die wohl mehr glauben: Dem Jungen, der Drogen mit sich rumschleppt oder dem Lehrer, der ihn erwischt hat und dem Mädchen, das er belästigt hat?"

"Du weißt, wie Menschen sind. Die werden ihm glauben. Es sind Fotos, die sind Beweis genug. Ich bin verloren."

"Okay", sagte James und legte seine Hand auf ihren Oberschenkel, "du entspannst dich jetzt erstmal, atmest ruhig und versuchst, an etwas Anderes zu denken. Solange mache ich dir einen Tee."

Forbidden Attraction [Old Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt