Kapitel 18: Unangenehm

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Den ganzen Sonntag über steigerte sich Polines Nervosität. Am Abend war es schließlich so unerträglich, dass sie wieder nicht einschlafen konnte.

Sie hatte sowieso schon Probleme damit, einfach so in die Schule zu gehen, nur weil dort viele Menschen waren, von denen sie sich beobachtet fühlte.

Wie würde es sein, wenn diese sie tatsächlich ansahen und über sie redeten und sie es sich nicht nur einbildete?

Dieser Gedanke allein reichte aus, um Poline zum Zittern zu bringen. Doch da musste sie durch.

Warum war sie auch so dumm, so leichtsinnig gewesen? In ihrem Leben fühlte sie sich rund um die Uhr beobachtet und sie wünschte sich nichts Anderes, als dass es endlich aufhören würde.

Doch dieses eine Mal, bei dem sie wirklich vorsichtig sein musste, weil sie nicht gesehen werden durfte, dieses eine Mal war das Gefühl zumindest für einen Augenblick verschwunden.

Und natürlich wurde sie genau dann wirklich beobachtet.

Die glücklichsten Momente im Leben eines Menschen stellen sich im Nachhinein eben manchmal als die schlimmsten heraus.

Sie wusste sich nicht weiter zu helfen und schrieb James eine Nachricht.

Es war zwar schon ein Uhr nachts, doch so wie sie ihn kannte, bestand eine realistische Chance darauf, dass er antworten würde, obwohl auch er am nächsten Morgen früh aufstehen musste.

Nach ihrem doch eher merkwürdigen Abgang am Samstag und den Anschuldigungen gegen sie wollte sie dies eigentlich vermeiden, doch sie wusste nicht, wer sie sonst noch beruhigen könnte außer ihm.

Immerhin war er der einzige, mit dem sie überhaupt über das alles reden konnte.

Tatsächlich bekam sie schon einige Minuten später eine Nachricht zurück.

Vegas

Na, Poline? Kannst du auch nicht schlafen?

__

Nicht schlafen ist die Untertreibung des Jahrtausends. Ich zittere und es hört nicht auf. Jedes Mal, wenn ich die Augen zu mache, sehe ich andere Leute vor mir, die über mich reden. James, ich kann da später nicht hingehen.

Vegas

Ich verstehe dich ja, aber du musst. Wenn du jetzt nicht dort auftauchst, macht es uns erst recht verdächtig und sie sind noch überzeugter von dem ganzen Scheiß als sie es sowieso schon sind.

__

Ich weiß, meine Mutter würde mir sowieso nicht erlauben, zu Hause zu bleiben. Wie konnte das nur alles so schief gehen? Wir haben nichts Illegales getan. Es war nur Nachhilfe.

Poline hätte sich für diese Nachricht selbst schlagen können. Nur Nachhilfe? Sie wusste selbst, dass das nicht stimmte und wenn James wirklich die Wahrheit sagte und etwas für sie empfand, dann hatte diese ihm bestimmt einen Stich ins Herz versetzt.

James tat es tatsächlich ein wenig weh, dass sie ihre gemeinsamen Stunden so beschrieb, aber darüber würde er jetzt nicht diskutieren. Es gab wesentlich wichtigere Dinge, um die sie sich Gedanken machen mussten.

Vegas

Deshalb müssen wir auch alles leugnen. Es ist ja nichts passiert und es wäre nicht fair, wenn du deswegen die Schule verlassen musst.

Forbidden Attraction [Old Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt