Kapitel 42: Außer Kontrolle

184 2 3
                                    

Polines letzter Schultag war die Hölle. Sie war unfassbar nervös und konnte sich kein bisschen konzentieren.

Ihre Unausgeglichenheit machte sich auch bei ihren Freunden bemerkbar, doch sie wussten, dass sie keine Antwort bekamen, wenn sie Poline danach fragen würden.

So beließen sie es dabei und gaben sich große Mühe, Polines letzten Schultag angenehm zu gestalten. Natürlich konnten sie keine große Sache daraus machen, da sonst keiner etwas von Polines Schulabbruch wusste, doch am Ende des Schultages ließ es sich keiner von ihnen nehmen, sie ein letztes Mal zu umarmen.

"Wir werden dich so sehr vermissen", sagte Amber als sie Poline fest an sich drückte.

"Leute, ihr tut ja gerade so, als würden wir uns nie wieder sehen."

"Naja, bei dir weiß man ja nie", meinte Harry.

"Keine Sorge, so einfach werdet ihr mich nicht los."

Sie lächelte in die Runde und verabschiedete sich. Dann ging sie nach Hause und suchte ein paar der nötigsten Dinge zusammen. Mehr als einen Rucksack konnte sie nicht packen, das würden ihre Eltern merkwürdig finden.

Ein wenig tat es ihr schon leid, ihre Familie einfach zu verlassen. Doch wenn alles gut gehen würde, käme sie in naher Zukunft wieder und konnte alles erklären.

Mit dem Rucksack über der Schulter lief sie die Treppe herunter und ging in die Küche.

"Ich gehe noch ein bisschen zu Amber und danach zur Nachhilfe. Wir sehen uns dann heute Abend", sagte sie zu ihren Eltern.

Ihre Schwestern waren beide nicht Zuhause. Zum ersten Mal fiel es Poline wirklich schwer zu lügen.

Mit einem wehleidigen Blick schaute sie auf das Haus, in dem sie aufgewachsen war. Auf ein Wiedersehen konnte sie nur hoffen.

_____

Am Bahnhof wartete James bereits in seinem Auto. Wie immer auf die Minute genau. Als Poline in den Wagen stieg, griff er sofort nach ihrer Hand.

"Wollen wir hoffen, dass alles gut geht", sagte er und drückte einen Kuss auf ihren Handrücken.

Gemeinsam fuhren sie zu dem von Wallace bestimmten Treffpunkt – einem riesigen verlassenen Parkplatz im alten Industriegebiet der Stadt. Die ganze Fahrt über schwiegen sie. Nervosität und Anspannung füllten die Luft in dem kleinen geschlossenen Raum. Poline hatte das Gefühl, sie könne nicht atmen.

Etwas abseits des eigentlichen Treffpunktes ließ James das Auto stehen. Sobald der Motor ausgeschaltet war, blickte er hinüber zu Poline.

"Alles wird gut, solange wir uns einfach an den Plan halten."

Als sie nicht reagierte, fügte er leise hinzu: "Wir kriegen das hin. Zusammen."

Zur Antwort bekam er ein leichtes Nicken. Noch einmal drückte er ihre Hand, dann stiegen sie gemeinsam aus.

Nah nebeneinander liefen sie zum Parkplatz, der von alten verlassenen Gebäuden umrundet war. Dort wartete Wallace bereits. Er stand mit seiner Entourage vor seiner auf Hochglanz polierten tiefschwarzen Limousine. Obwohl er eine dunkle Sonnenbrille trug spürte Poline deutlich, dass sein strenger Blick auf sie gerichtet war.

Einige Meter vor Wallace blieben James und Poline stehen.

"Da ist ja mein Goldjunge", meinte Wallace mit einem Lächeln. "Und die Kleine hast du auch mitgebracht, wie schön."

James wechselte einen Blick mit Poline und nickte ihr leicht zu. Wallace zog seine Augenbrauen zweifelnd in die Höhe.

"Was habt ihr Turteltauben denn vor? Es gibt nur einen Weg wie das hier ausgeht. Das wisst ihr genauso gut wie ich."

Forbidden Attraction [Old Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt