Kapitel 17: Ein einziger Alptraum

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Am Freitag Nachmittag wachte Poline auf. Nach zwei Tagen hatte sie endlich wieder gut geschlafen. Jetzt hatte sie Hunger.

Sie ging also in die Küche, wo sie sich etwas zu Essen machte. Es schien niemand zu Hause zu sein, weshalb sie sich dazu entschied, sich einen Film im Wohnzimmer anzusehen.

Sie schaltete den Fernseher an und suchte einen Film den sie gucken konnte. Ihre Wahl fiel auf Rambo III.

Sie ließ den Film laufen, doch lange hatte sie keine Ruhe. Ihr Handy vibrierte wie verrückt vor sich hin.

Verwundert sah sie auf den Bildschirm. Die WhatsApp-Gruppe ihrer "Gang" wurde förmlich mit Nachrichten bombardiert. Es ging so schnell, dass sie nicht herausfinden konnte, worum es ging. Genervt pausierte sie den Film und entsperrte ihr Handy.

'Die haben besser einen verdammt guten Grund für den Scheiß', dachte Poline sich und schwor sich gedanklich, aus der Gruppe rauszugehen, wenn es mal wieder eine dieser unnötigen Diskussionen war, die man leicht hätte vermeiden können.

Das Genervt-Sein verschwand, als sie die App öffnete. Zuerst sah sie, dass die aus der Klassengruppe geworfen wurde. Dann begann sie, die Nachrichten im Chat ihrer Gruppe zu lesen.

Verwirrung, Schock und Ärger traten in dieser Reihenfolge an Stelle des Genervt-Seins. Poline hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen.

Lillian hatte den Chat begonnen, indem sie einen Screenshot der Klassengruppe gesendet hatte. Darauf zu sehen war das Bild von ihr und James. Nein, nicht das Bild, sondern mehrere.

Auf allen sah es so aus, als würde Poline auf seinem Schoß sitzen und ihn umarmen oder küssen. Und wer hatte die Bilder gesendet? Natürlich Vincent, das Arschloch.

Beinahe hätte Poline ihr Handy vor Wut gegen die Wand geschmissen, doch sie konnte sich gerade noch zurückhalten. Sie las die weiteren Screenshots, auf denen sich die meisten ihrer Klassenkameraden geschockt oder angeekelt zu den Bildern äußerten. Dann kam eine weitere Nachricht.

Lillian

Wir dachten, du würdest das vielleicht gerne lesen...

__

Darauf folgte eine Unterhaltung zwischen Polines anderen Freunden, die sie alle fragten, was es mit den Bildern auf sich hatte.

Soweit gab es noch keine Vorwürfe. Eins stand allerdings fest: Die Wahrheit würde Poline sicher nicht sagen. Sie dachte sich also eine Geschichte aus:

Wir haben draußen Nachhilfe gemacht und ich habe nur am Handy gesessen und ihn nicht ernst genommen. Daraufhin ist er zu mir gekommen, hat mein Handy abgenommen und sich wieder hingesetzt. Ich bin dann aufgestanden und wollte mein Handy zurückhaben. Er hat sich geweigert und seinen Arm ausgestreckt. Da hab ich halt nicht nachgedacht und bin auf seinen Schoß gesprungen, um ihm mein Handy abzunehmen. Mehr war da nicht. Wirklich.

Auf diesen Text folgte lange Zeit nichts. So lange, dass Poline den Film sogar wieder einschaltete.

Wahrscheinlich spekulierten die anderen gerade sowieso in einer anderen Gruppe über die Glaubwürdigkeit ihrer Geschichte und wurden sich einfach nicht einig, was man dazu sagen konnte.

Poline fiel ein, dass sie vielleicht James darüber informieren sollte, bevor es selbst herausbekam und sich anders zur Situation äußerte als sie. Sie wollte ihn gerade anrufen, als eine weitere Nachricht in die Gruppe geschickt wurde.

Lillian

Normalerweise würden wir dir sofort glauben, das weißt du. Aber das klingt schon irgendwie unglaubwürdig und die Bilder sehen schon sehr eindeutig aus. Außerdem hast du uns davon nichts erzählt.

Forbidden Attraction [Old Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt