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Harry betrat alleine den Laden, während Hagrid draußen auf ihn wartete. Mit leerem Blick ging er nach vorne zum Pult.
,,Hallo?", fragte er in den menschenleeren Raum hinein. Nichts passierte.
,,Mr. Ollivander?", fragte er nochmal und schon schob sich eine Leiter in Harrys Sichtfeld.
,,Ah Mr. Potter. Ich habe schon gerätselt, wann sie hier auftauchen würden."
Der Mann vor ihm war alt. Harry schätzte ihn Mitte 80 oder 90 Jahre alt. Den Falten nach zu urteilen, eher Anfang 80.
,,Guten Nachmittag, Mr. Ollivander. Ich benötige einen Zauberstab", sprach Harry freundlich und lächelte wieder.
,,Natürlich, Natürlich. Geben Sie mir bitte ihre Schreibhand, damit ich nachsehen kann, welcher besser zu Ihnen passt."
Harry reichte ihm seine rechte Hand und Ollivander zeichnete die Linien nach.
,,Das ist ungewöhnlich… äußerst ungewöhnlich", sprach er leise und Harry hob eine Augenbraue.
,,Würden sie mir ihren Unmut erläutern?", fragte er und Ollivander runzelte die Stirn.
,,Sie sind mächtig Mr. Potter, das steht außer Frage. Was nur ungewöhnlich ist, ist die Tatsache, dass sie zu stark für einen Zauberstab sind. Zumindest für die, die ich hier habe", erklärte er und Harry nickte verstehend. Er musste also woanders nach einem Stab suchen. Gut, dann war es halt so. Es würde ihn nicht von seinem Plan abhalten, den er verfolgte.

,,Sie sind womöglich stärker als sonst wer."
Harry sah wie der Ältere schluckte und er lächelte ihn beruhigend an.
,,Keine Sorge Sir, ich werde schon nicht die Zauberwelt zerstören", meinte er. Zerstören nicht, aber von einnehmen und nach seinen Vorstellungen formen war ja nicht die Rede. Die Zauberwelt war verdorben, das konnte er nur zu deutlich spüren.
,,Ich danke Ihnen trotzdem vielmals für Ihre Mühe Mr. Ollivander."
Der Grünäugige verbeugte sich einmal.
,,Einen schönen Tag noch", meinte er und verließ den Laden.

,,Und Harry, woraus besteht dein Zauberstab?", fragte Hagrid interessiert, aber Harry zuckte mit den Schultern.
,,Es gab keinen, der zu mir passte. Ollivander meinte, ich sei zu mächtig für einen Stab."
Hagrid schien irritiert. Wie, es passte kein Stab zu ihm? Aber konnte Harry denn ohne Stab zaubern?
,,Em ja gut ich… ich glaube, wir sollten jetzt deine Schulbücher beschaffen." Harry nickte und folgte Hagrid nach Flourish & Blotts, wo er auch gleich eine interessante Entdeckung machte.
,,Ah Malfoy, so schnell sieht man sich wieder", grinste Harry amüsiert und sah Draco an.
,,Potter", gab dieser zurück und hielt gewissen Abstand. Er hatte schließlich einen Teil seiner Macht schon selbst zu spüren bekommen.
,,Draco, willst du uns nicht mal deinem Freund vorstellen", meinte ein Mann mit einem sehr aristokratischen Aussehen. Blondes fast silbernes Haar und genauso sturmgraue Augen wie sein Sohn.
,,Harry, du solltest dich lieber nicht mit ihnen abgeben, sie sind nicht gut", sprach Hagrid, aber Harry war es egal.
,,Hagrid, es ist lange her, dass ich sie gesehen habe. Das letzte Mal war vor 19 Jahren, habe ich recht?", fragte der blonde Mann und schien etwas angewidert.

Er sah auf Harry hinab.
,,Harry Potter, nehme ich an?"
Er streckte ihm die Hand hin.
,,Lucius Malfoy. Ich arbeite im Ministerium und bin einer von zwölf Mitgliedern im Gouverneursrates, die den Betrieb von Hogwarts überwachen." Harry musterte ihn. Er hatte also sehr viel Macht, das könnte Harry für sich nutzen. Er setzte wieder ein unschuldiges Lächeln auf und nahm die Hand an. Ein Schauer lief Lucius über den Rücken, doch er ließ sich nichts anmerken. Nicht mal bei dem Lord hatte er jemals so ehrfürchtig reagiert. Er zog unauffällig schnell die Hand wieder weg und starrte Harry für einen Moment an. Dieser Junge war nicht normal. Gespielt, irritiert sah Harry ihn an.
,,Was ist denn los?", fragte er und Lucius musste sich zusammenreißen. Dieses Schauspiel war erstaunlich. Er räusperte sich nach einiger Zeit.
,,Nichts, schon gut. Wir sollten weiter, hier stinkt es nach Muggel und Blutsverrätern", knurrte er und verließ mit seiner Familie den Laden. Ja, Lucius würde sich gut in seiner Privatsammlung machen. Später, würde Harry mit ihm bestimmt noch Spaß haben.

Sie kauften noch den Rest ein, also Bücher und das ganze andere Material, bevor Harry nach 4 Stunden mit Hagrid zurück in den Pub trat und nach Vernon suchte. Sein Blick verfinsterte sich unmerklich.
,,Der Muggel wartet in einem sogenannten Auto. Echt unfreundlich dieser Mann. Nannte uns alle Freaks und abnormale Wesen", sprach eine ältere Dame mit gekränkter Stimme. Harry sah sie an und verneigte sich entschuldigend.

,,Es tut mir sehr leid, wenn mein Onkel sie alle gekränkt hat. Es wird nie wieder vorkommen. Ihr seid keinesfalls Freaks oder abnormale Wesen. Die Zauberwelt ist wirklich schön, auch wenn ich erst jetzt beginne, in dieser Welt zu leben. Als Wiedergutmachung, gebe ich ihnen alle gerne einen Drink aus", bot Harry an und die launischen Gesichter der Zauberer und Hexen erhellten sich.
Harry kramte in seinem Beutel, wo die Galleonen verstaut waren und legte 100 Galleonen auf den Tresen.
,,Das können die Leute hier gerne für Getränke und Essen verbrauchen. Entschuldigt mich für die Unhöflichkeit meines Onkels." Als Harry den Laden verließ, ließ er die freudigen Stimmen hinter sich. Vor dem Auto, wo Vernon schon genervt wartete, blieb Harry mit Hagrid stehen.
,,Hier noch die Karte. Am 1. September wird der Zug um 11 Uhr abfahren. Sei lieber pünktlich, sonst fährt er ohne dich", meinte der Halbriese und Harry sah auf die Karte.
,,Gleis 9¾", murmelte er und runzelte die Stirn. Bevor er noch was sagen konnte, war Hagrid weg. Harry seufzte. Gut, dann musste er wohl oder übel gucken, wie er zu diesem Gleis kam.

Harry stieg ins Auto und schnallte sich an.
,,Vernon", sprach er kühl, so dass es dem Fetten eiskalt den Rücken runter lief.
,,J-ja?", fragte er ängstlich.
,,Was musste ich im Pub zu hören bekommen? Freaks also und abnormale Wesen?", sprach er weiter und Vernon schluckte.
,,Glaubst du nicht auch, dass diese Frechheit bestraft werden muss?"
Um Gottes willen war der Mann froh, wenn Harry in Hogwarts war. Wenn er den alten, hirnverbrannten Dumbledore zu Gesicht bekam, würde er ihm was husten. Legt diesen Bengel einfach vor ihre Haustür.
,,Bengel also?"
Harry hatte sich zu ihm gedreht und lächelte ihn an.
,,Ab nach Hause, Onkel Vernon."
Ohne noch irgendwas zu machen, startete er den Motor und fuhr los. Während der Fahrt schrieb er schon mal sein Testament. Harry war ruhig und aß während der Fahrt ein paar Süßigkeiten, die er sich in der Winkelgasse gekauft hatte.
,,Und Vernon, ich habe noch immer keine Antwort erhalten auf meine Frage. Gut, dann stelle ich sie noch mal. Findest du nicht auch, dass du eine Strafe verdient hast?", fragte er nach 10 Minuten Fahrt wieder. Der Ältere schluckte und gab ein kratziges
,,Ja.’’ von sich. Seine Kehle war trocken und kalter Angstschweiß lief seine Stirn hinunter.

Zuhause parkte Vernon das Auto und Harry befahl ihm, ins Haus zu gehen. Er sollte sich im Wohnzimmer auf den Boden setzen und es sich nicht mal wagen, auch nur hoch zu schauen. Mit einem Schnipp hatte Harry das gewünschte Werkzeug für Vernons Strafe in der Hand. Eine Gerte. Er setzte sich auf den Stuhl vor seinem Onkel und fuhr mit dieser die Wange seines Onkels entlang, ehe er aus holte und zuschlug. Dasselbe tat er an jeder Seite 10 mal.
,,Sollte ich nochmal zu hören bekommen, wie du meinesgleichen beleidigt, kannst du was erleben. Jetzt streck die Hände aus und die Handfläche nach oben!", befahl er.
Vernon hätte es lieber gehabt, wenn der Junge ihn angeschrien hätte, anstatt seine falsche Freundlichkeit zu benutzen. Harry hatte eben eine stille Wut. Wieder holte er mit der Gerte aus und schlug Vernons Hände blau.
,,Jetzt geh zurück ins Zelt. Ich will dich fettes Schwein heute nicht sehen, ok?" Vernon nickte. Der Junge war ein Monster. Im Brief von Dumbledore stand geschrieben, dass sie ihn misshandeln sollten, aber stattdessen geschah es andersherum. Hatte doch keiner mit einer übernatürlichen Intelligenz des Jungen gerechnet. Er übertraf selbst das Wissen von erfahrenen Professoren und Wissenschaftlern und das im Alter von gerade mal 6 Jahren. Und dann auch noch dieses Charisma, welches er hatte und damit jeden um den Finger wickelte und glauben ließ, er sei unschuldig.

Dann war es soweit. Der 1. September. Es war gerade 10:30 Uhr. Vernon hatte ihn zum Bahnhof gefahren und wurde dann wieder nach Hause geschickt. Nun stand Harry da zwischen Gleis 9 und 10. Auf der Karte stand 9¾.
*Vielleicht?*, fragte er sich und versuchte an der Mauer etwas zu ertasten, als seine Hand einfach hindurch glitt.
,,Aha", murmelte er leise, ging einen Schritt zurück und sah sich um.
Keiner schaute hin, weshalb er einfach mit seinem Gepäck durch rannte. Als er auf der anderen Seite wieder rauskam, stand er vor einem roten Zug mit dem Hogwarts Logo darauf. Das Schild am Gleis sagte ihm, dass er richtig war. Er konnte nicht mal einen Schritt machen und schon prallte ein anderer Wagen in ihn hinein. Der Wagen war ihm egal, aber er fing Hedwigs Käfig auf. Hatte er doch ein Herz für richtige Tiere und nicht für solche, die in seinem Garten lebten und sich wie Schweine benahmen.

Das Wunderkind (Pausiert)Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum