4

4.1K 169 8
                                    

,,Alles in Ordnung, meine Kleine?", fragte er und sie flatterte mit den Flügeln.
Harry kramte aus seiner Tasche ein paar Kekse und gab eine seiner Eulendame. Mit einem Seufzen wandte er sich zu denjenigen um, der in ihn hineingefahren war. Nein, er würde ihn nicht anschreien, das war nicht seine Art. Er musterte ihn von oben bis unten. Dreckiges Gesicht, rotes Haar und einen abgetragenen Umhang.
,,Hey Ron, schon wieder in jemanden reingefahren?", lachte eine Stimme hinter ihm. Zwillinge, mit genau den selben roten Haaren nur schienen sie nicht ganz so dumm.
,,Halt die Klappe, George", zischte der Junge.
,,Ich bin Fred.’’

Harry seufzte und mit einer Handbewegung räumte sich sein Wagen wieder von ganz alleine.
,,Wow, wie cool. Wie hast du das gemacht?", staunte er, aber Harry schnaubte.
,,Das geht keinem was an. Pass beim nächsten Mal auf, in wen du reinfährst", meinte Harry ruhig und schob seinen Wagen weg. Er setzte sich schon in den Zug, um noch ein Abteil zu bekommen, da der Bahnsteig schon ziemlich voll war. Er bemerkte zwar die Malfoys, aber ignorierte sie erst einmal. Auf den Spross würde er noch früh genug treffen. Er verstaute seinen Koffer, wo er alles von sich, klein gezaubert und verstaut hatte. Er brauchte meist nur eine Handbewegung, um Magie zu betätigen. Scheinbar traf es nur auf ihn zu, denn bei jedem sah er einen Zauberstab.

Vor Harrys Augen tauchte ein Bild auf. Es war ein Zauberstab, welcher zu pulsieren schien. Es kam ihm so vor, als würde der Stab ihn rufen. Von ihm ging eine überragende Macht aus und Harry wusste, dass er ihn haben musste. Die Tür zum Abteil ging auf und siehe da, der Malfoy Spross stand an der Tür.
,,Malfoy… verfolgst du mich?", fragte er neckend.
,,Ganz sicher nicht, aber das scheint noch ein leeres Abteil zu sein. Es gab zwar noch einen, wo ein Schlammblut drin war, aber ich würde einen Teufel tun und mich dazu setzen", meinte er.
,,Zu deiner Information. Meine Mutter war ein sogenanntes Schlammblut."
Er sah Draco mit denselben Augen an wie schon bei Madam Malkins, ohne sein Lächeln zu verlieren.
,,Willst du sagen, dass meine Mutter nichts Wert war?", fragte er und Draco bekam wieder kein Wort heraus.
Er fühlte sich, als würde er von etwas zerquetscht werden.
,,N-Nein", meinte er dann kleinlaut.
Harry wandte seinen Blick ab und sah aus dem Fenster. Der Zug schien gerade aus dem Bahnhof abzufahren.
,,Setz dich, oder willst du da noch stundenlang rumstehen?", fragte er, und dieses Angebot kam gerade rechtzeitig, denn er glaubte wieder, dass seine Beine versagten.
,,Mir ist egal, wen du ein Schlammblut nennst, aber benutzt du das Wort, um auf alle Muggelgeborenen zu deuten, drehe ich dir beim nächsten Mal den Hals um."

Draco nickte. Nicht mal sein Vater hatte so eine Wirkung auf ihn. Er würde es zwar niemals zugeben, doch er empfand Angst.
,,Weißt du, was mich mal interessieren würde?", fragte Harry nach 20 Minuten. Draco sah ihn an.
,,Ich habe in einem Buch gelesen, dass Slytherins auf Parsel reagieren. Die Schlangensprache."
Draco nickte.
,,Die einzigen bekannten Parselmünder waren Salazar Slytherin, die Familie Gaunt und Voldemort", antwortete er, ohne aufzusehen.
,,Ich glaube, du hast noch jemanden vergessen", meinte Harry und Draco schien verwirrt.
,,Nein, das waren alle, die ich zumindest kannte."
~Gut, dann weißt du, wer noch einer ist~, meinte er auf Parsel.
Draco sah ihn mit großen Augen an, während er eine gewisse Macht spürte, die ihn beruhigte.
,,Du auch?", fragte er überrascht.
,,Was hat es für eine Wirkung auf dich?", stellte er eine Gegenfrage.
,,Beruhigend", antwortete er wahrheitsgemäß.

Vor zwei Jahren war einmal eine Schlange zu den Dursleys ins Zelt gekrochen und hatte Harry so aus seinem Schlaf geweckt. Es war mitten in der Nacht und so musste Harry sie von der Schlange befreien, um Ruhe zu bekommen. Da hatte er erfahren, dass er mit Schlangen reden konnte. In seinen neuen Büchern hatte er dann erfahren, dass man dies Parsel nannte.
,,Was hältst du davon, wenn du mit nach Hufflepuff kommst?", fragte Harry.
,,Meine Eltern würden mich umbringen, wenn ich in das Loser Haus komme. Nein, ich muss nach Slytherin. Meine ganze Familie war dort. Wie kann es aber sein, dass du auch Parsel sprichst? Du bist, soweit ich weiß, nicht mit Slytherin verwandt." Harry grinste ihn an. War er wirklich so dumm um nicht zu merken, dass er ein Superhirn war?
,,Finde es selbst heraus", waren seine Worte.
Wieder ging das Abteil auf und dort stand genau der Junge, der in Harry reingefahren war.
,,Darf ich mich zu euch setzen?", fragte er.
,,Nein", meinte Malfoy und hatte wieder seine Maske auf, die er bei Harry irgendwie immer fallen ließ.
,,Malfoy. Du solltest dich nicht mit so einem abgeben. Er wird doch zu 100% ein Slytherin und die sind alle böse."

Er streckte Harry die Hand hin.
,,Ich heiße Ron Weasley. Darf ich fragen, wer du bist?"
Harry sah auf die Hand. Die Nägel waren abgekaut und die Hand sah auch nicht gerade sauber aus.
,,Tut mir leid, aber ich mag Berührungen nicht so gerne. Schlechte Erfahrung", meinte Harry und lächelte so, als sei er jahrelang geschlagen worden.
,,Oh verstehe. Darf ich trotzdem deinen Namen erfahren?"
,,Weiß nicht. Bist du es denn würdig, den Namen von Harry Potter zu hören?" Ron machte große Augen.
,,D-Du bist Harry Potter. H-Hast du auch die… die N-Narbe?", fragte er auf einmal stotternd.
Harry grinste und schob seine Haare von der Stirn.
,,Die ist nur zur Deko dort", meinte er lächelnd.
,,Komm, wir sollten uns woanders hinsetzen. Wie schon gesagt, Slytherins sind böse."
,,Nein danke, ich bleibe hier sitzen. Entweder du setzt dich hin oder gehst."

Dann ging Ron lieber. Bei einem Slytherin und dazu auch noch einem Malfoy, wollte er nicht sitzen.
,,Was für ein Spiel, spielst du?", fragte Draco und sah ihn skeptisch an.
Harry stattdessen sah aus dem Fenster und antwortete nicht. Er wusste nicht, dass er ihm eine Erklärung schuldig war. Sie schwiegen für eine gute Stunde, in der Harry einfach nur aus dem Fenster starrte und Draco versuchte, ihn zu analysieren.
,,Ehh.. h-habt ihr v-vielleicht meine Kröte Trevor g-gesehen?"
Harry wandte seinen Kopf zu der stotternden und fast weinenden Person.
,,Nein", sagte er dann und wandte sich wieder ab.
Der Junge sah aus, als würde er gleich in die Hose machen.
,,B-Bitte, k-könnt ihr m-mir helfen ihn zu s-suchen."

,,Verzieh dich Longbottom und such deine dämliche Kröte woanders", kam es gehässig von der blonden Fraktion, welche Harry gegenüber saß.
,,Malfoy, warum denn so gemein. Wir werden unsere Augen offen halten, ja", gab er wieder süß von sich.
Neville nickte dankbar und ging seine Kröte dann wieder suchen.
,,Du willst diesem Lahmarsch von Angsthase wirklich helfen. Pah ohne mich."
Harry seufzte. Draco war eindeutig noch unter seinem Niveau. Gut, er war 11, aber trotzdem konnte man sich doch etwas erwachsen benehmen oder war er der einzige, der das Alter eines 20 jährigen schon mit 6 erreicht hatte? Ein kurzer Blick auf Malfoy. Jap, scheinbar war er der einzige.

Er schloss seine Augen.
*Oh Trevor, wo bist du?*, fragte er sich in Gedanken und lief mit seinem Geist den ganzen Zug ab.
,,Und gefunden", nuschelte er und lehnte sich dann wieder zurück.
,,Was hast du gefunden?"
,,Die Kröte."
,,Wirklich, wo ist sie?", kam es von der Tür.
Ein Mädchen mit braunen Haaren stand da.
,,Und du bist? Also ich finde, wenn man sich schon zum ersten Mal begegnet, dann sollte man sich erstmal vorstellen", meinte Harry mit einer hochgezogenen Augenbraue. Das Mädchen verdrehte die Augen. Darauf hatte sie gerade keine Lust. Neville heulte ihr die Ohren voll.
,,Sie ist das Schlammblut", kam es dann von Draco.
,,Unter kultivierten Menschen verwendet man das Wort nicht, Malfoy", knurrte sie und sah ihn wütend an.
,,Da muss ich Ihnen recht geben Miss." Dieses Mädchen schien schon eher ein höheres Niveau zu haben, als alle anderen hier.
,,Mein Name ist Harry Potter und wie ist der ihre?", fragte er dann und sie machte große Augen.
,,Harry Potter. Ich bin Hermine Granger, tut mir leid für mein patziges Verhalten." Harry nickte.
,,Trevor ist im zweiten Abteil bei zwei rothaarigen Zwillingen."
Hermine bedankte sich und verschwand dann.
,,Woher wusstest du das?", fragte der Blonde erstaunt.
,,Das, übersteigt deine Intelligenz. Du hast ja scheinbar immer noch nicht begriffen, dass mein Wissen weit über dem von euch Kindern liegt und selbst die Erwachsenen übertrifft. Ich habe Geistmagie verwendet und bin durch den Zug gegangen. Hat nicht lange gedauert, bis ich ihn gefunden habe."

Überrascht, aber auch beleidigt, sah Malfoy ihn an. Er war nicht dumm, wenn Harry das sagen wollte. Er hatte viele Bücher bei sich Zuhause gelesen und daher auch einiges an Wissen gesammelt, aber anscheinend reichte es nicht aus, um mit Harry Schritt halten zu können. Mit leicht säuerlichen Ausdruck drehte er sich zum Fenster um und sah, wie die Landschaft an ihnen vorbei zog. Wie stellte Potter sich das vor, die Welt zu übernehmen. Irgendwie interessierte es Draco wirklich, vor allem wie wollte Potter gegen den dunklen Lord ankommen. Eines wusste Draco von seinem Vater, und zwar, dass es unmöglich war, ihn zu töten. Jedoch war ja nicht Tom der Böse, sondern Dumbledore.

Das Wunderkind (Pausiert)Where stories live. Discover now