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,,Lucius Abraxas Malfoy, stopp!", befahl Harry, als er in dessen persönlichen Badezimmer ankam. Die Zauber, die dieser auf seine Räume gelegt hatte, waren einfach zu brechen. So stand der Junge nun vor der Tür und übte seine Macht an den Mann aus. Dieser ließ den Dolch fallen und rührte sich nicht vom Fleck. Sie sahen sich an und in den Augen des Mannes lagen Schmerz, Trauer, Wut und Enttäuschung.
,,Knie dich hin!", sprach Harry nun sanfter und der Mann tat es. Der Junge ging auf ihn zu und streckte seine Hand zum Mal aus. Lucius wollte sich dies gerade herausschneiden. Er sah ihn wieder in die Augen und entfernte das Mal unbemerkt. Der Aristokrat kippte bewusstlos zur Seite. Sanft bettete Harry den Kopf des Mannes auf seinen Schoß und wartete. Severus würde sicher gleich hier sein.

Genauso war es auch. Keuchend stand der Mann an der Tür.
,,Harry?", fragte er.
,,Bitte bring ihn zum Bett. Ich werde dir danach alles erklären. Vielleicht entscheidet er sich irgendwann doch noch mal um." Etwas enttäuscht nickte der Lehrer und hob seinen Freund auf die Arme. Sanft legte er ihn aufs Bett und setzte sich dann mit Harry in die kleine Ecke.
,,Warum?", fragte er.
,,Er hat nicht lange genug darüber nachgedacht. Dabei haben wir ihm die Wirkung des Males erklärt. Ich bin hier her, weil ich Unmut gespürt habe und genau die war berechtigt. Er wollte sich das Mal aus dem Hals schneiden." Severus strich sich übers Gesicht.
,,So unglücklich?" Harry stand auf und setzte sich auf die Lehne des Sessels, auf dem der Ältere saß.
,,Nicht jeder ist mit seiner Entscheidung am Ende zufrieden. Bist du es denn?", fragte er.
,,Ja. Ich bereue es nicht", meinte der Tränkemeister ehrlich und entschlossen.
,,Freut mich zu hören." Er hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.
,,Wie gesagt, vielleicht entscheidet er sich irgendwann noch mal um. Geben wir ihm weiter Zeit."

Severus nickte und schaute zum schlafenden Lucius hinüber.
,,Ich glaube, ich habe angefangen, etwas für ihn zu fühlen."
,,Ich weiß. Komm, wir sollten schon mal nach Hogwarts. Ich werde deinem Körper etwas Entspannung gönnen." Wieder nickte der Mann und stand mit Harry auf. Sein Blick ruhte wieder auf den Mann auf dem Bett.
,,Schon gut, mein Kleiner. Jeder reagiert anders, wenn er anfängt, sich in ein Kind zu verlieben."
,,Du bist kein Kind. Du magst zwar körperlich so aussehen, aber das bist du definitiv nicht." Harry schmunzelte und apparierte sich mit Severus davon.

Am späten Abend wachte Lucius wieder auf. Er fühlte sich anders als noch heute morgen. Was genau war passiert, als er wieder hier im Manor war? Er dachte angestrengt nach, bis es ihm wieder einfiel. Schnell fasste er sich an seinen Hals, spürte aber nichts. Er ging ins Bad und besah sich die Stelle, wo das Mal bis vor kurzem noch war.
,,Es ist weg", hauchte er. Als Harry ihn also am Hals berührte, hatte dieser das Mal entfernt. Warum? Er wollte ihn doch als einer seiner liebsten. Er wollte das Mal nur wegen Severus. Er liebte Severus doch so sehr.
-Es kann gut passieren, dass du dich in mich verliebst. Das muss dir bewusst sein.- Das waren Harrys Worte, als sie ihm alles erklärt hatten. Lucius wollte es nicht wahrhaben.
-Severus fühlt sich wohl mit dem Mal.- Warum erinnerte er sich erst jetzt an die Worte? Lucius hatte an dem Tag nur an die Verbindung mit Severus gedacht. Er hatte nicht wirklich zugehört. Er wollte nur Severus.

Nach einiger Zeit verließ der Hausherr das Bad. Harry gab ihm die Möglichkeit, mit Severus verbunden zu sein und heute hatte er die Möglichkeit einfach wie Müll weggeworfen. Super, wie dumm er doch war. Er hätte zuhören sollen und dann nochmal darüber nachdenken sollen. Er setzte sich aufs Bett, nur um gleich darauf wieder aufzustehen und durch den Kamin zu verschwinden.

~So ist es gut, mein Kleiner~, sprach Harry auf Parsel, während er Severus in den Schlaf massierte. Der Mann lag auf dem Bauch und war am Oberkörper frei. Als sie in Hogwarts angekommen waren, hatten sie erstmal ein entspanntes Bad genommen. Danach aßen sie zusammen zu Mittag und seitdem verwöhnte Harry den Älteren. Zuerst hatte er sämtliche Verspannungen des Mannes gelöst, ihn die Schultern, Rücken, Kopf, Waden und Füße massiert. Letzten Endes lag er dann halb schlafend auf dem Bauch und ließ noch weitere Massagen über sich ergehen.

Die Tür wurde gefühlt ausgeschlagen und bevor der unerwartete Gast etwas sagen konnte, schwang Harry seine Hand nach hinten und hatte den Mann stumm gezaubert. Danach deutete er ihn an, dass ein gewisser Lehrer gerade am schlafen war. Er gab ihn zu verstehen, dass er sich setzen soll und bevor er sich dem Mann zuwandte, deckte er Severus zu und sprach dann ein Stillezauber über sie beide.
,,Du hast es also bemerkt", sprach Harry auch sofort.
,,Warum? Ihr habt doch nur darauf gewartet, dass du mich markierst."
,,Lucius, ich mache das nur, wenn es wirklich gut bedacht war. Wir haben dir alles erklärt und was war das Resultat? Du hörst nicht zu und am Ende willst du das Mal nicht mehr haben. Bevor du dich selbst verletzt, habe ich es dann lieber entfernt. Ich habe schon zu Severus gesagt, ich lasse niemanden markiert, der am Ende tot unglücklich damit ist. Er hat sich damals gegen das entfernen des Males entschieden." Harry strich seinen Lehrer über den Kopf.

,,Lass es mich noch mal versuchen. Ich... Ich liebe Severus. Ich würde alles auf mich nehmen."
,,Nein", gab Harry sofort zurück.
,,Was?"
,,Nein. Ich werde dir das Mal nicht noch einmal geben, nur damit du es dir wieder selbst entfernen willst. Wohlgemerkt hätte dies auch nicht wirklich geholfen. Bevor ich dir das Mal wieder gebe, wirst du richtig darüber nachdenken. Ein halbes Jahr sollte reichen. Eher wirst du es nicht wiederbekommen." Lucius starrte den Jungen an. Ein halbes Jahr sollte er auf Severus warten? Könnte er das denn?
,,Lucius." Der Mann schreckte aus seinen Gedanken und fixierte den Jungen wieder.
,,Was?"
,,Solange Severus es nicht will, werde ich ihn auch nicht freigeben. Er war enttäuscht, als ich ihm erzählte, dass du dich selbst verletzen wolltest. Er meinte zu mir, dass er angefangen hat, für dich etwas zu fühlen. Seit das Mal weg ist, wurde auch das Gefühl weniger."

Mit großen Augen sah Lucius den Jungen an. Severus hatte angefangen sich zu verlieben?
*Scheiße*, dachte er.
,,Ich werde dich gerne nochmal darauf hinweisen. Du wirst dich mit dem Mal früher oder später in jeden verlieben, der das Mal bekommt." Harry stand auf und ging um Lucius herum. Dabei strich er ihn durchs Haar.
,,Glaub nicht, dass deine Aktion spurlos an mir vorbei gegangen ist. Jedoch hat es Severus härter getroffen. Er hat sogar ein bisschen geweint." Nun weiteten sich die Augen des Mannes so weit es ging. Severus hatte wegen ihm geweint?
,,Er mag zwar nicht so aussehen, aber in Wirklichkeit ist er ein sehr zerbrechlicher Mensch. Hängt mit seiner Vergangenheit zusammen. Du müsstest sie kennen, schließlich bist du nur 5 Jahre älter als er. Ich würde dich jetzt wieder bitten zu gehen. Ich muss mich auch gleich schlafen legen. Denk über alles nach und dann sprechen wir in einem halben Jahr noch mal drüber." Damit forderte er den Älteren auf zu gehen, was dieser nur sehr widerwillig tat.

,,Also Kinder. Willkommen zu eurer ersten Unterrichtsstunde mit..." Der Mann lachte kurz.
,,Mir. Wenn ihr euch anstrengt, werdet ihr vielleicht genauso gut wie ich. Jedoch erfordert dies einiges an Talent", sprach Lockhart und Harry verdrehte die Augen. Genau wie seine Freunde.
,,Zu allererst schreiben wir einen kleinen Test. Natürlich über mich, versteht sich. Ihr habt ja schließlich alle Werke von mir gelesen."
,,Nop", hauchte Harry und lehnte sich zurück.
,,Als würde ich noch seine Werke lesen wollen", flüsterte Hermine ihm zu. Harry konnte sie verstehen. War doch eh alles erstunken und erlogen. Jedoch würde Harry dafür sorgen, dass alle ihre Erinnerungen wieder bekommen, welche Lockhart gelöscht hatte. Man stiehlt niemanden einfach so die Erinnerungen und gibt sie als seine eigene aus.

,,Dann mal los." Schon fingen die Kinder an zu arbeiten. Harry hatte sich die Fragen schon durchgelesen und stöberte nun die Erinnerung des Mannes durch. Der Junge war angewidert bei dem, was er sah. Als er alle Informationen hatte, schickte er diese an seine Freunde in der Klasse weiter. Den Rest der Zeit saß Harry einfach nur an seinem Platz und hatte die Augen geschlossen. Er musste dringend diese Erinnerungen aus seinem Kopf löschen. Eine halbe Stunde später besah sich Lockhart die Arbeiten und schien von den meisten enttäuscht.
,,Also wirklich, die meisten haben meine Werke nicht gelesen. Die einzigen auf die ich stolz bin, ist Mr. Potter, welch ein Wunder. Ein Held, der einen anderen Helden als Vorbild hat. Dann noch Ms. Granger, Mr. Malfoy und Mr. Longbottom. Ihr wart die einzigen, die alles richtig hatten. 10 Punkte für jeden von euch vier."

Der Mann hob einen Käfig mit einem Tuch drüber auf den Tresen.
,,Dann kommen wir mal zu eurer neuen Aufgabe."

Das Wunderkind (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt