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Es vergingen einige Wochen. Snape war in seinen Räumen aufgewacht, nachdem er in Harrys Armen eingeschlafen war und das Mal hatte er auch gesehen. Er hatte Harry darauf angesprochen, natürlich wieder mit seiner Maske und das einzige, was er bekam, war ein Kuss auf die Wange. Dieser Junge! Was hatte er getan? Er konnte nicht mal mehr wirklich sauer auf ihn sein. Zudem hatte der Junge sich die Punkte allesamt wiedergeholt, die er ihm genommen hatte. Zur Belohnung bekam er auch noch Streicheleinheiten und es hatte ihm aus irgendeinem Grund gefallen.

Er saß in seinen Räumen und hatte seinen Kopf auf seine verschränkten Hände gelegt. Das Mal kribbelte und ließ einen Schauer über seinen Körper laufen. Keine Sekunde später klopfte es auch schon an der Tür. Seufzend ließ er sie mit einer Handbewegung öffnen und wie erwartet trat Harry hinein.
,,Hallo Severus", begrüßte dieser ihn lächelnd.
,,Mr. Potter, für sie immer noch Snape." Er durfte ihn nicht an sich ran lassen. Potter war noch ein Kind.
,,Hast du noch immer nichts gelernt? Du musst vor mir deine Maske nicht tragen. Ich will nicht, dass du sie trägst."
,,Was ich tue, ist meine Sache. Also Mr. Potter, was wollen sie?"

Harry setzte sich auf eines der Stühle und sah Severus scharf an.
,,Severus Tobias Snape!" Angesprochener hob schlagartig den Kopf und sah seinen Schüler mit geweiteten Augen an. Er würde ihm wieder einen Befehl erteilen und er könnte nichts dagegen tun.
,,Komm her!", befahl er in einem ruhigen Ton, welcher zu trügen schien.
Severus konnte sich dem Befehl nicht widersetzen. Er stand auf, ging auf den Jungen zu und blieb wenige Zentimeter vor ihm stehen.
,,Hinknien!"
Severus kniete sich hin und auch ohne, dass Harry es aussprechen musste, wusste er, was kommt. Also legte er seine Hände auf den Knien des Jungen ab und bettete seinen Kopf darauf.

,,Wann lernst du endlich, dass ich kein Kind bin? Ich mag zwar erst 11 sein, aber die geistige Reife zählt. Ich mag deine Maske mir gegenüber im Privaten nicht, also schmeiß sie weg. Ich bin keines der Kinder, welche du damit einschüchtern kannst." Seine Stimme war wieder sanft und liebevoll.
,,Weißt du Severus, vor einigen Wochen wolltest du doch Informationen. Du wolltest wissen, was am See passiert war. Willst du das immer noch?", fragte er. Stimmt, dies hatte er komplett verdrängt. Leicht nickte er. Harry beugte sich zu dessen Ohr.
,,Ich bin König", hauchte er, und wieder fuhr ein Schauer durch seinen Körper. König? Was soll das bedeuten? Severus bekam kein Wort heraus. Er schloss die Augen und ließ sich streicheln. Verdammt, was hatte der Junge ihm nur angetan.
,,Die Schlange war Godric Gryffindor. Er hat mich zu einer Höhle gebracht, wo der Stab des Königs lag. Als ich ihn nahm, fuhr eine Druckwelle durch ganz Großbritannien. Magische Wesen haben sofort erkannt, dass der König da ist und sie befreien wird. Ich werde das Land nach meinen Regeln formen und du, du hilfst mir dabei. Das Zeichen gehört zu einer alt magischen Schrift. L und Y. Kurz gesagt, du bist mein leibeigener Liebster. Wenn ich alt genug bin, dann bist du mein."

Er strich kurz über das Zeichen am Hals und Severus erstarrte. Er konnte und durfte nicht einfach so aufstöhnen. Soweit er verstand, hatte der Junge ihn zum Sklaven gemacht.
,,Du bist kein Sklave Severus. Du hast eine viel höhere Position. Wenn mir erstmal das Land gehört, wird es drei Positionen geben. Ganz unten sind die Sklaven und Untertanen. In der Mitte die Freunde, also so wie Hermine und ganz oben meine Lieblinge. Es werden nicht viele sein, aber auf jeden Fall kommt noch ein bestimmter blonder Aristokrat dazu."
,,Lucius?", keuchte er überrascht.
,,Ganz genau. Ich bin ihm in der Winkelgasse begegnet und fand ihn sehr interessant. Er hat auch eine hohe Machtposition, das kann mir behilflich sein."

Severus bekam langsam aber sicher Rückenschmerzen. Wie lange sollte er noch vor einem Kind knien? Das war so demütigend.
,,Du musst so lange vor mir knien, bis du lernst, deine Maske bei mir abzunehmen."
*Konnte dieses Kind Gedanken lesen?*, fragte sich Severus leicht genervt.
,,Ja kann ich. Wie schon gesagt, du kniest so lange, bis du lernst, mich privat Harry zu nennen und dich nicht wie ein Professor im Dienst aufzuführen. Ich will in meiner Gegenwart keine Masken sehen." Severus seufzte. Ihm blieb also nichts anderes übrig.
,,H-Harry", hauchte er und sah nach oben.
Der Junge war zufrieden. Er sah nun deutlich die gesamte Unsicherheit des Mannes. Zufrieden lächelnd legte er eine Hand auf die Wange des Älteren, welcher die Augen schloss und sich förmlich in die Hand kuschelte.
,,Ich hoffe, dass es jetzt auch so bleibt. Ich bin nicht mein Vater. Ich werde dich beschützen und dir das geben, was du wirklich brauchst. Jemanden, bei dem du so sein kannst, wie du eigentlich bist. Du bist nicht schwach, nur weil du Schwäche zeigst. Schwäche zu zeigen, zeugt von Stärke. Wenn du immer nur stark bleibst, macht es dich innerlich kaputt, weil du jeden von dir abstößt und dann bist du wirklich schwach." Severus nickte. Vielleicht hatte er recht.
,,Dann steh auf, es ist schon spät. Du brauchst Schlaf, auch wenn du Albträume hast."
War ja klar, dass selbst dies nicht verborgen blieb. Severus stand auf und die Hand an seiner Wange verschwand. Etwas schade, aber er war einfach größer als das Kind vor ihm.

Harry folgte seinem Professor zu einer Tür am Ende des Raumes. Verwundert drehte er sich um.
,,Du solltest auch in deinen Turm gehen Harry", meinte dieser.
,,Nein, ich werde mitkommen."
,,Das kann nicht dein Ernst sein."
Harry sah ihn an.
,,Los jetzt, ich schlafe bei dir. Ich werde verhindern, dass du Albträume bekommst. Los, du gehörst ins Bett." Harry schob Severus durch die Tür und hin zum Bett. Wie tief war er gesunken, dass er sich nicht mal dagegen wehren konnte? Harry war noch ein Kind. Eine Art von Beziehung war verboten. Außerdem, wie sähe das denn aus, wenn ein 31-Jähriger so mit einem 11-Jährigen umgeht? Er kam sich vor wie ein Pädophiler.
,,Mach dir nicht so viele Gedanken und zieh dich endlich um Severus. Oder wolltest du in deiner Robe schlafen?"
,,Lieb wäre es mir auf jeden Fall."
Harry seufzte. Dieser Mann war sturer als jeder Esel. Er selbst hatte sich mit einem Zauber umgezogen und legte sich nun ins Bett. Er schloss die Augen und war dabei einzuschlafen, als er spürte, dass Severus sich endlich dazu legte und ihn noch für einen Moment ansah, ehe auch er die Augen schloss.

Eine gute Stunde später riss Harry die Augen auf. Die Albträume scheinen langsam anzufangen. Die Augenlider des Älteren flimmerten und seine Hände krallten sich ins Bett hinein. Noch kurz sah Harry den unruhig schlafenden Mann an, ehe er seine Hand zum Mal führte.
,,Schon gut Severus, es ist nur ein Traum", meinte er sanft und streichelte den Mann liebevoll. Die Gesichtszüge entspannten sich und kurz öffnete er die Augen.
,,Schlaf weiter, es ist alles gut."
Severus fühlte sich so verdammt schwach. Schon lange hatte er sich nicht mehr so schwächlich gefühlt. Nur einsam, aber nie schwach. Der Junge rückte näher an seinen Lehrer ran und drückte dessen Kopf an seine Brust.
,,Schon gut, es war nur ein Traum. Außerdem habe ich dir doch gesagt, dass schwach sein ok ist."
Kurz tat Severus nichts, doch schon nach kurzer Zeit legte er seine Arme um ihn und schloss wieder die Augen.

Lächelnd strich er den Erwachsenen durch das schwarze Haar und hauchte ihm einen leichten Kuss darauf.
,,Vertrau mir, dir wird es gut gehen, dafür werde ich sorgen. Später wird das Land uns gehören und keiner wird es wagen dir dumm zu kommen."
Severus blieb ruhig. Er war müde und fühlte sich gerade einfach nur wohl in den Armen. Warum sollte er es sich also selber verbieten, sich mal etwas wohl zu fühlen?

Das Wunderkind (Pausiert)Where stories live. Discover now