Kapitel 3 - *Cara*

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Ich habe absolut das Zeitgefühl verloren, sind es Tage? Wochen? Oder sogar schon Monate? Ich habe keine Ahnung. Ich liege hier im Koma und bin doch völlig bei Verstand. Anfangs habe ich noch alles um mich herum gehört und ihre Gefühle wahrgenommen. Sie haben geweint, gebetet, geredet, gestritten, aber oft auch einfach nur geschwiegen. Alle waren sie da, um mich zu besuchen und meine Hand zu halten. Kiran, Ariana, Falcon, Zara und selbst meine Tante und mein Stiefonkel waren da. Ethan war natürlich auch oft da, doch immer am Ende des Krankenzimmers, ich habe nie seine wärme auf meiner Haut spüren können, lediglich seine Anwesenheit. Anfangs habe ich so oft nach ihm geschrien, gebettelt um ein kleines bisschen Hautkontakt, ich wollte doch nur unsere funken auf der Haut spüren! Um zu wissen, dass er mir irgendwann verzeihen wird, dass er mich noch liebt! Ich wollte nur in seine starken Arme flüchten, doch stattdessen, hat er irgendwann ganz aufgehört mich zu besuchen. Verständlich jedoch ...

Ich habe irgendwann all ihre Stimmen nicht mehr ertragen und mich weit, sehr tief in meinen Verstand zurückgezogen. Und hier bin ich nun, tief in meinem inneren, in einer kleinen Ecke, auf einem Bett und LEXI liegt in Wolfsgestalt am Bettende. Sie sagt nichts, sie ist einfach nur die ganze Zeit bei mir und schläft. Die erste Zeit habe ich geweint, nur geweint! Um meinen verstorbenen Welpen, mein Baby, dass ich nie kennen lernen durfte und das nur weil ich unachtsam war! Wie soll ich mir das jemals verzeihen, wie soll Ethan mir das verzeihen? Doch seit einiger Zeit, habe ich komischerweise keine Tränen mehr. Es ist nur noch diese leere da. Ich fühle nichts mehr, keinen Schmerz, keine Trauer, keine Verbitterung und nein nicht einmal mehr Wut. Anfangs hätte ich alles dafür getan, endlich aufzuwachen, ihnen mitzuteilen, dass ich sie hören kann. Ich wollte für sie da sein, sie trösten und alles wieder gut machen. Doch nun, nun will ich einfach hierbleiben und weiter an die Wand starren. Immer wieder quälen mich diese Fragen „Bin ich bereit mich all dem zu stellen? Kann ich jetzt vielleicht endlich wieder aufwachen? Kann ich das alles ertragen? Wie wird es weiter gehen? Wird Ethan mich noch lieben? Werden wir das überstehen?" doch ich finde keine Antworten darauf.

Irgendwann kam der Moment wo Ariana in meinem inneren aufgetaucht ist, ich habe mich riesig gefreut sie zu sehen! Doch als sie anfing, ich müsste endlich aufwachen und am wirklichen Leben wieder teilnehmen, habe ich sie rausgeschmissen. Sie kann gerne wieder kommen und auch bleiben, doch ich bin nicht bereit mit ihr darüber zu reden, was geschehen ist oder gar, wie es weiter gehen soll. Ich bin schon überaus dankbar das LEXI, einfach nur anwesend ist und sich komplett raus und zurückhält. Mittlerweile frage ich mich, wieso ich nicht mehr wütend bin. Keinerlei Wut, nicht einmal mehr auf mich selbst! Auch keinerlei Wut auf Ethan! Keine Wut auf den Rouge, der mir den Pfeil durch meinen Körper gebohrt hat und mir mein Baby genommen hat! Wieso zum Teufel, bin ich denn nicht mehr wütend? Wo ist diese Wut hin? Was bleibt mir dann noch, wenn ich weder Trauer noch Wut empfinde?

Es ist nun schon ein paar Tage her, dass Ariana das letzte Mal bei mir war. Auf der einen Seite bin ich froh, dass sie sich aus meinem Unterbewusstsein fern hält, denn das ist eigentlich schon ziemlich gruselig. Doch andererseits, war es schön nicht ganz alleine zu sein. Ich liege wieder hier und starre an die Decke oder eben ins Nichts, als sich plötzlich eine ungewöhnliche wärme in mir ausbreite. LEXI hebt das erste Mal ihren Kopf, sie spürt es anscheint auch. Was ist das, bekomme ich andere Medikamente oder sind das die ersten Anzeichen dafür, dass ich nun doch sterbe? Ich will nicht sterben! Dieser Gedanke kommt mir das erste Mal, seitdem ich im Koma liege! Nein ich kann und ich will nicht sterben! Es gibt noch so vieles, was ich erleben und fühlen will! Es wird irgendwie Neblig, LEXI und ich können kaum noch was sehen. Mittlerweile ist LEXI richtig aktiv geworden und direkt an meiner Seite. Es fängt sich alles an zu drehen, ich schreie „Ich will noch nicht sterben. NEIN!" doch es kommt kein Ton mehr aus meinem Mund, ich habe keine Stimme mehr. Mir wird immer schwindeliger, alles dreht sich unendlich schnell und ich kann LEXI nicht mehr sehen, geschweige denn spüren.

The Alpha and HER new future - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt