Kapitel 14 - *Cara*

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Die Kerl treibt mich noch in den Warnsinn. Blöd grinsend schaue ich noch immer auf mein Handy und spiele erneut das Gespräch von eben mit Ethan durch. Das erste mal seit meinem erwachen, fühle ich einen kleinen Hauch von Hoffnung. Dumm grinsend und etwas in Gedanken versunken, mache ich mich auf die suche nach Aiden, ich muss dringend mit ihm reden, alleine schon wegen Leonardo und.. naja wegen dem was gestern Abend passiert ist. Ich will, nein ich muss mich wirklich bei ihm bedanken. Ich laufe durchs Haus und kann ihn einfach nicht finden, während ich ihn suche, schaue ich mir sein Anwesen noch einmal genau an, er hat wirklich viele wunderschöne Bilder, Skulpturen, Vasen und so einen alten, anscheinend wertvollen Kram rumstehen. Ich bleibe wie magisch angezogen vor einem dieser Bilder stehen und kann meine Augen nicht abwenden. Ich mustere das Bild und versuche die Gefühle die es in mir weckt zu ergründen, es will mir nicht gelingen. Es wird ganz warm in mir, fast würde ich sagen es fühlt sich wie Zuhause an. Ich kann mich nicht losreißen, als ich plötzlich wieder diese Aura spüre. Schnell drehe ich den Kopf zur rechten Seite, doch neben mir ist niemand. Dann räuspert sich jemand und ich drehe den Kopf nach links und da steht er der geheimnisvolle Mann von letzter Nacht, der Mann der mir einen kurzen Moment frieden schenkte und mich mit seiner Ausstrahlung fast komplett um den Verstand gebracht hat. Ich lächle ihn ganz automatisch an, welches es direkt erwidert und sagt „Ein schönes Bild nicht wahr?" Ich nicke nur und nehme mir die Zeit ihn mir genau einzuprägen, denn genau das habe ich beim letzten mal nicht getan und es direkt bereut. Seine Gesichtszüge sind markant, wunderschön und doch sehe ich viel leid dahinter versteckt. Er muss älter wie ich sein, vielleicht so 10 Jahre? Ich überlege und lege den Kopf etwas schief, während ich mir wirklich alles ganz genau von ihm anschaue und einpräge. Bis er eine Augenbraue hochzieht, schmunzelt und fragt „Alles ok Cara?"
Ups, ich habe wohl etwas zu lange und zu offensichtlich gestarrt. Ganz automatisch nicke ich, drehe den kopf wieder zum Bild und sage „Das Bild, ich weiß nicht wieso, doch es fesselt mich total! Sag mir wie heißt du Mysteriöser Mann?" Als es still bleibt, drehe ich meinen Kopf und er ist wieder weg, seine fehlende Aura, hinterlässt wieder abrupt eine Gänsehaut auf mir. Bilde ich mir diesen Mann nur ein? So langsam kommen mir wirkliche Zweifel, das er wirklich existiert. Auch das muss ich Aiden dringend fragen! Apropos, ich muss Aiden finden. Schweren Herzens wende ich mich von diesem wundervollem Bild ab, welches sehr alt ist, jedenfalls nach dem Schild darunter zu beurteilen und eine große wundervolle Landschaft zeigt, mit einer Familie die dort lebt. Sie wirkt glücklich, zufrieden, absolut unbeschwert und frei. Und irgendwas in mir sagt mir, ich kenne die Menschen auf dem Bild, doch das kann ja gar nicht sein.
Ich laufe den langen Flur weiter und rieche das ich Aiden immer näher komme. Ich folge seinem Geruch nach rechts, als sich der Flur gabelt und ab diesen Teil des Flurs, wird die Kunst an den Wäldern eher düster. Viele dunkle Farben,  Gewalt, gruselige Gestalten und wenn Menschen drauf zu sehen sind, dann lächelt keiner von ihnen. Sie schüchtern einen ein, doch ich denke genau diesen Effekt sollen sie auch haben. Der Flur endet an einer Tür, ich nehme Aidens Geruch so präsent wahr, er muss dahinter sein. Ich Klopfe an die Tür und ein strammes und kraftvolles „Herein!" erklingt, ich habe recht es ist Aiden. Ich öffne die Tür, doch bevor ich eintrete, nehme ich mir ein paar Sekunden und schaue mir dieses Zimmer ganz genau an. Dieses Zimmer passt perfekt zum Flur, alles ist dunkel gehalten, wirkt düster und es hängen mehrere ausgestopfte Tiere an den Wänden. Es würde mich nicht wundern, wenn es alles Trophäen sind, die Aiden selber erlegt hat. Ein erneuter Schauer von Gänsehaut breitet sich auf meiner Haut aus, doch ich trete langsam ein. Dann schweift mein Blick über den Kamin, rüber zu Aiden. Er steht da mit einem Glas in der Hand, die eine Hand in der Hosentasche und grinst mich amüsiert an. Etwas irritiert erröte ich, weil mir wieder einfällt wie er mich gestern Abend gesehen hat, wie schwach ich war. Er nickt mir leicht zu und sagt „Wie geht es dir heute Cara?" Ich streiche mit beiden Händen mein Kleid glatt und schaue auf den Boden, als ich anfange, mit einem Gespräch, dass mir einfach absolut unangenehm ist und ich eigentlich gar nicht führen will mit ihm. „Danke viel, viel besser! Ich... Äh also ich wollte,.. naja Danke das du gestern Abend da warst. Ich.. also es tut mir leid. Und naja, aber Danke.." ich stottere ziemlich verwirrendes Zeug, warum es mich auch nicht wundert, dass Aiden etwas lacht, einen schluck trinkt und lässig sagt „Schon gut Cara! Gerne! Ich stehe zu meinen Worten! Ich bin für dich da! Es freut mich auf jeden Fall das es dir besser geht. Doch dir liegt doch noch mehr auf dem Herzen oder?" bei dem letzten Teil des Satzes, legt er den Kopf schief und kommt einen Schritt auf mich zu, was meinen Körper ganz instinktiv reagieren lässt und mir etwas warm wird. Was zum Teufel passiert hier schon wieder? Ich hebe den Kopf und realisiere nun erst wie nah er vor mir steht, während ich sage „Ja also Ethan hat mich eben angerufen und er schickt mir einen seiner Männer, Leonardo, als.. ja also als Bodyguard und Aufpasser... schätze ich jedenfalls.." Den letzten Teil des Satzes sage ich recht langsam und langgezogen, da mir jetzt erst bewusst wird, das Ethan der Mistkerl mich wieder ausgetrickst hat! Natürlich ist Leonardo ein Aufpasser! Aiden beobachtet amüsiert, das Geschehen, welches sich direkt in meinem Gesicht wieder spiegelt. Wie immer, ich und meine Emotionen, scheinen für jeden ein offenes Buch zu sein, daran muss ich arbeiten.
Er streicht mir eine Strähne hinters Ohr und sagt sanft „Er macht sich nur sorgen um dich und diesen einen Mann werden wir hier wohl auch noch unter bekommen!" Ich neige meinen Kopf zur Seite, wo seine Finger sanft meine Haare berühren. Wieso hat er so viel Verständnis? Wieso regt es ihn nicht auf? Es ist doch sein zu Hause und Ethan unterstellt ihm somit doch, das er nicht auf mich achtgeben kann oder es eben zu sehr tut!? Außer natürlich! Ja klar Aiden hat ja nun sein Mate gefunden, er hat diese Art an Interesse nicht mehr an mir, natürlich! Ich dummer Welpe! Unterschwellig dachte ich die ganze Zeit immer noch, er hätte dieses Interesse an mir und er wollte mich noch immer. Was natürlich quatsch ist, wie er mir eigentlich schon öfter nun bewiesen hat. Er hat ja Ariana nun, jedenfalls glaube ich das die beiden sich noch haben, allzu viel habe ich ja nicht mitbekommen, ich hatte andere Dinge im Kopf.. leider! Kurzfristig schleicht sich ein kleines schlechtes Gewissen, wegen Ariana in mir ein. Doch verschwindet direkt wieder. Gott manchmal gibt mein Bauchgefühl mir wirklich komische Signale! Doch irgendwie fühlt sich diese Erkenntnis, dass Aiden mich in dieser Art gar nicht mehr will und braucht, auch etwas erleichternd an.
Ich grinse ihn an und sage „Leonardo wird später irgendwann ankommen. Doch ich habe da noch eine Frage." Ich laufe ein Stück weg von ihm, durchquere das Zimmer etwas und überlege wie ich diese Frage formulieren soll, ohne das ich klinge wie eine Irre. Ich spüre wie sich Aiden zu mir dreht, obwohl ich mit dem Rücken zu ihm stehe, sein räuspern signalisiert mir, ich soll ihn nicht weiter auf die Folter spannen. Ok gut, einfach fragen. „Sag mir arbeitet ein Mann für dich, der .." und in diesem Moment wird mir bewusste, das selbst wenn ich ihn Beschreiben würde, diese Beschreibung auf vielleicht 30-40% seiner Männer passen würde. Er zieht eine Augenbraue hoch kommt auf mich zu und sagt „Ja Cara?" seine Stimme ist dunkel und ein wenig gruselig. „Ach schon gut. Ich finde es selber raus!" ich will gerade an ihm vorbei treten, als er ebenfalls zur Seite tritt, seine Hand an meinen Oberarm legt und mit sehr bestimmter Stimme sagt „Cara?! Hat dich einer meiner Männer belästigt?!" ein unterschwelliges Knurren kommt zum Vorschein. Ich winke ab, löse mich aus seinem Griff und sage „Nein! Nein um Gottes Willen! Alle sind sehr aufmerksam und höflich. Es ist eher das Gegenteil, einer von ihnen hat mir geholfen und ich habe nicht einmal nach seinem Namen gefragt. Ich ... ich wollte mich nur bei ihm bedanken." Aiden mustert mich von oben bis unten und sagt „Beschreib ihn mir!" Ich schlucke schwer und sage „Wollte ich eben, doch dann ist mir aufgefallen, das es wohl auf sehr viele deiner Männer zu treffen würde." „Beschreib ihn mir Cara!" er trinkt einen Schluck und einen Moment rieche ich den Whisky aus seinem Glas. Doch ich gehorche ganz automatisch „Längere braune Haare, braune Augen, eine liebevolle Ausstrahlung und er wirkte sehr klug. Oh die Haare hatte er zu einem Zopf gebunden. Glaube ich.." Aiden schüttelt den Kopf und sagt „Ich habe nicht viele Männer mit langen Haaren, doch den ein oder anderen gibt es da. Alle die mir einfallen zu dieser Beschreibung arbeiten in den Stallungen, schau doch dort noch einmal nach." Ich nicke nur und sage flüchtig „Danke" Dann drehe ich mich um, um zu gehen. „Cara warte!" ich bleibe in meine Bewegung, kurz vor der Tür stehen und drehe mich noch einmal zu Aiden um und wieder steht er direkt vor mir. Mist! Wie macht er das immer! Ich schaue zu ihm auf und er sagt „Ethan hat mich gestern sehr spät noch angerufen. Ich will dir nichts verheimlichen! Er hat nach dir gefragt. Doch meine Loyalität gehört dir Cara, ich habe ihm nicht von deinem.. naja kleinem Zusammenbruch gesagt. Nur das du es weißt. Von mir wird Ethan dazu auch nichts erfahren." Er schaut mir so liebevoll und zu gleich eindringlich in die Augen, und lässt damit keinen Zweifel offen, seine Loyalität gehört mir. Ich schlucke wieder schwer und Nicke, mit leicht offenem Mund. Gefühlt verharren wir ein paar Minuten in dieser Situation. Was ist das hier gerade? Ist das die Verbindung die er meinte, die rein gar nichts mit unseren Verbindungen zu unseren Mate zu tun hat, diese andere Art von Verbindung von der er geredet hatte? Ich reiße mich von seinem Blick los und gehe. Ich halte den Atem an, bis ich wieder nach links auf den Flur gebogen bin und Aiden wieder weit genug weg von mir ist. Auf dem Rückweg laufe ich wieder an dem Bild vorbei, welches mich vorhin so abgelenkt hat, doch dieses mal reiße ich mich direkt zusammen und laufe weiter, nicht jedoch ohne die ganze Zeit es dabei anzuschauen. Meine Füße tragen mich ganz automatisch nach draußen.
Endlich an der frischen Luft angekommen, spüre ich die Erleichterung in meiner Brust, sowohl bei mir, wie auch bei LEXI. Wir atmen im Einklang und wir bringen uns gegenseitig wieder ins hier und jetzt. Ich schaue mich um und mache mich dann auf den direkten Weg zu den Stallungen, wäre doch gelacht wenn wir diesen Mysteriösen Mann nicht auffinden. Und ich habe ja noch ein paar Stunden Zeit bevor ich Leonardo in empfang nehmen muss. Bei diesem Gedanken wird mir klar, das ich dann auf Schritt und Tritt immer einen Verfolger habe, ich hoffe ich finde trotzdem noch Zeit für mich. Also alleine ohne Leonardo dann! Naja ich werde schon eine Lösung finden, habe ich bisher ja immer! LEXI versucht für mich eine Spur zu wittern, sein Geruch ist unvergesslich und hat sich eingeprägt, für uns beide! Doch irgendwie ist sein Geruch nicht auffindbar. Ich laufe in eine der vielen Stallungen und schaue mir die Pferde an. Als ich gerade an einer Box stehen bleibe und einem weißen Pferd beim fressen zuschaue, ein wenig frustriert über alles bin, höre ich eine mir sehr bekannte Frauenstimme, doch das kann nicht sein! Niemals! Bei allen Mondgöttern? Wie um Himmels Willen soll das möglich sein? Ich drehe mich um, schaue überall hin um herauszufinden, von wo diese Stimme kam? Doch niemand ist hier, ich laufe raus und schaue erneut überall nach, doch ich kann niemanden sehen. Drehe ich jetzt komplett durch? Werde ich verrückt? Jetzt höre ich schon die Stimme meiner toten Adoptivschwester. Da ich weiß, dass sie tot ist, scheine ich verrückt zu werden! Ich renne in Richtung freie Natur, ich glaube etwas rennen mit LEXI wird mir jetzt gut tun! Ich übergebe LEXI das Zepter, die sich warnsinnig freut und lehne mich zurück. Ich verwandle mich in einem großen Sprung in einen wundervollen, schneeweißen Wolf, groß, stark und zum rennen geboren. LEXI beschleunigt und wir sind unfassbar schnell, den Wind auf unserem Fell zu spüren, die Erdung bei jeder Berührung unserer Pfoten mit dem Boden, entspannen mich total.
Wenn ich ein Wolf bin, fühlt es sich so an, als wäre alles andere falsch und nur das hier, dass einzig richtige, meine Wahre Bestimmung. Oft glaube ich, in mir steckt mehr Wolf, wie Mensch. Ich weiß nicht wie viele Stunden vergehen, doch LEXI tobt sich absolut aus. Sie spielt mit ein paar Adlern rennen und fangen. Fischt im Bach nach Fischen und erkundet weiter die komplette Umgebung. Ich frage mich, ob es das ist was wir Werwölfe alle oft falsch machen, sind wir viel zu oft und viel zu lange in Menschengestalt? Verlieren wir dadurch unsere wahre Natur? Während ich über all diese Gedanken so tiefgründig philosophiere, sträuben sich unsere gesamten Nacken Haare und stellen sich regelrecht auf. LEXI knurrt, ich Versuch zu erkennen was los ist, doch ich sehe nichts was uns bedroht. Was also nimmt LEXI wahr, was ich noch nicht erfassen kann. Es dauert einen Moment doch dann spüre auch ich es, doch im Gegensatz zu LEXI erfüllt es mich mit Zufriedenheit, Gelassenheit, Ruhe und absolutem Frieden. Er ist es! Seine Aura ist es, die mir Frieden gibt. Also wo zum Teufel steckt er?! Dann knackt es über uns, blitzschnell schauen LEXI und ich nach oben. Über uns im Baum steht ein Rot-brauner Wolf. Er ist groß und kräftig, wie er sich dort auf den Ästen halten kann ist mir ein Rätsel, doch es sieht so aus, als wäre es ein leichtes für ihn. Springt runter und landet direkt vor uns. Er ist noch größer wie er von unten erst aussah. Doch er baut sich nicht vor mir auf, im Gegenteil es wirkt eher so, als würde er spielen wollen?! Was zum? Er will spielen? Und bevor ich weiß wie mir geschieht, springt LEXI ihn an und wir spielen und raufen uns. LEXI ist grob und nimmt keinerlei Rücksicht, was ihn jedoch auch nicht zu stören scheint. In mir breitet sich wieder dieser innere Frieden aus, eine gewisse innere Ruhe, die ich Gefühlt noch nie gespürt habe oder jedenfalls noch nie so offensichtlich. Was fühle ich da? Wenn ich nicht ganz Irre bin, würde ich fast sagen, es fühlt sich wie zuhause an, wie Familie!? Doch das kann ja gar nicht sein!

Irgendwann hören die beiden, deutlich schwer atmend auf zu spielen. Durch LEXIS Augen schaue ich ihn an, dieser starke, Riesen Wolf! Sein Fell glänzt, es ist mehr Rot wie braun und er sieht so absolut gesund, fit und wunderschön aus. Doch ich spüre keine sexuelle Anziehungskraft, NEIN! Das hier ist irgendwas anderes! Wieso fühle ich mich ihm verbunden? Wieso kann er mir dieses Frieden schenken? Es ist fast so, als würden wir uns kennen, obwohl ich mir zu 100% sicher bin, das ich diesen Wolf noch nie gesehen habe und auch diesen Mann noch nie. Es dauert nur ein paar Sekunden und auf einmal ist er verschwunden. Ich merke wie LEXI das Bedürfnis hat ihm zu folgen und ich bin ehrlich mir geht es auch so, doch jetzt ist nicht der richtige Moment. Außerdem in ich bestimmt eh schon viel zu spät dran um Leonardo in Empfang zu nehmen.

The Alpha and HER new future - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt