Kapitel 19 - *Cara*

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Ich begreife immer noch sehr schwer, dass ich einen Zwillingsbruder habe und wer ich wirklich bin. Und das meine leiblichen Eltern ebenfalls tot sind. Das ist alles wirklich sehr viel, vor allem da ich Hazel nun direkt wieder gehen lassen musste, ja gut er kommt in ein paar Tagen wieder, dennoch hätte ich gerne direkt mehr Zeit mit ihm verbracht. Ich habe einen Bruder! Ich habe endlich eine richtige Familie! Ich krame die Akte aus, begreife jedoch schnell, dass diese Akte mir nichts neues mehr sagen kann, was Hazel mir nicht bereits gesagt hatte. Er wusste wie schon geahnt sogar mehr. Ich kann es gar nicht abwarten, bis Hazel wieder kommt und dann ist er auch noch mein Aufpasser, das ist perfekt, so kann ich non Stopp Zeit mit ihm verbringen und ihn besser kennen lernen, ohne das es irgendwie auffällt oder komisch ist. Das erstmal seit wirklich sehr langer Zeit bin ich einfach nur glücklich. Gut diese Freude nicht mit Ethan teilen zu können, stimmt mich etwas missmutig, doch mittlerweile scheine ich mich wohl daran zu gewöhnen, dass alles in meinem Leben passiert.. ohne ihn! Für einen Moment schweifen meine Gedanken zu Ethan, doch ich schüttle alles schnell wieder ab, da ich mit Ariana zum Essen verabredet bin, ich muss ihr unbedingt erzählen, dass ich einen Bruder habe. Ich bin total aufgeregt. Oder sollte ich es ihr lieber nicht erzählen? Nein sie ist meine beste Freundin. Sie muss es wissen, ich will das sie es weiß.
Als ich am Restaurant ankomme, winkt sie mir bereits von einem Tisch weiter hinten zu. Ich laufe direkt auf sie zu und sehe dann, dass sie nicht alleine dort sitzt. Neben ihr sitzt eine fremde Frau, doch irgendwas an ihr kommt mir so vertraut vor. Naja vielleicht spielen meine Intuitionen und Gefühle auch nur etwas verrückt, immerhin ist ja in den letzten Wochen wirklich viel los gewesen bei mir. Ariana stellt mir die fremde Frau vor. „Fiona. Freu mich die kennen zu lernen!" grinst sie mich irgendwie sehr vertraut an und auch ihre Stimme kommt mir so sehr bekannt vor, das mein Gehirn innerhalb von ein paar Sekunden all meine Erinnerungen abruft und zu dem Schluss kommt, das ich diese Stimme kenne. Sie klingt wie meine tote Stiefschwester, was mich total aus der Bahn wirft. Das kann doch gar nicht sein, die Ähnlichkeit ist so verdammt krass. Ich nicke nur völlig verwirrt und setzte mich mit den leisen Worten „Cara, freut mich". Schnell versuche ich noch mehr Ähnlichkeiten zu finden, ihr aussehen könnte stimmen, ihre Augen ähneln sich sehr. Doch ich war 14 als ich sie das letzte mal gesehen habe, dass ist nun schon 10 Jahre knapp her, sie wäre jetzt Erwachsen, wer weiß wie sie aussehen würde. Aber das kann ja nicht einmal sein! Ist es eine Doppelgängerin?! Ich bin völlig verwirrt und perplex. Fiona fängt ein Gespräch mit Ariana an und es fängt sich an alles zu drehen. Sie ist es! Es gibt keinen Zweifel! Ihr Stimme! Ihre Ausstrahlung, ihre Gesichtszüge und ihre Lippen! Sie ist es! Sie muss es sein. Aber wie? Wie kann das sein? Dann Dunkelheit. Als ich die Augen wieder öffne, fühlt sich mein Kopf sehr schwer an und mein Magen ist unendlich leer, ich habe Hunger! Großen Hunger! Was? Wo bin ich eigentlich? Ich wollte doch mit Ariana essen? Meine Erinnerungen kehren zurück und lassen mein Herz erneut etwas schnell schlagen, gerade will ich aus dem Bett, als sich die Tür öffnet und Aiden durch die Tür kommt mit den Worten „Na, wenn haben wir denn da! Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass ich dich in deinem Zustand aus deinem Bett lasse! Wie gehts dir Cara? Du hast mir.. uns allen meine ich einen großen Schrecken eingejagt." Ich krieche zurück ins Bett und antworte „Es ist einfach nur etwas viel und ich habe unendlich großen Hunger. Ich habe heute wohl zu wenig gegessen. Ich weiß gar nicht wie ich das alles verarbeiten soll." Ich schaue auf meine Bettdecke vor mir und mir wird klar, das ich es wirklich genau so meine. In meinem Leben passiert aktuell so viel, das ich kaum noch hinterher komme, geschweige denn mal tief durchatmen kann. „Kann ich verstehen, geht mir ebenso... rutsch mal rüber, ich bestell uns was zu essen. Worauf hat die Dame denn Hunger?" grinst er mich liebevoll an und setzt sich neben mich aufs Bett. In seiner Stimme liegt so viel liebe und sorge. Was meint er wohl damit, dass es ihm auch so geht? Was passiert denn gerade bei ihm im Leben? Was für ein schlechter Freund ich bin, ich war so auf meine eigenes konzentriert, dass ich ganz vergessen habe, auch mal bei ihm nachzufragen. Ebenso bei Ariana, das muss ich morgen direkt nach holen. „Überrasch mich!" grinse ich ihn frech an. Kurze Zeit später, wird uns ein Berg von Essen gebracht, was mich über glücklich macht, ich habe heute kaum was gegessen und unendlich Hunger! Wir stürzen uns beide auf das Essen. Auch Aiden wirkt so als ob er nicht viel heute gegessen hat und es ihm gerade einfach fällt zu essen. Vielleicht geben wir uns unbewusst doch beide mehr Kraft, als mir klar war. Nebenbei läuft irgendwas im TV, ich bekomme es kaum mit, da ich mich voll und ganz aufs essen konzentriere. Als ich mich irgendwann total überfressen in die Kissen zurück lehne und Aiden noch etwas dabei zuschaue wie er isst, frage ich ihn, das was ich eigentlich schon die ganze Zeit fragen wollte.. „Aiden? Was ist mit Ariana vorgefallen?" Aiden hält inne, legt seinen angebissenen Hähnchenschenkel hin und lässt sich zu mir in die Kissen nach hinten fallen. „Hmm.. ich will eigentlich nicht, dass du schlecht über Ariana denkst, deswegen wollte ich es dir nicht erzählen oder sie sollte es dir erzählen..". „Erzähl es mir Aiden, ich bin für dich da, so wie du es für mich bist!" ich berühre liebevoll, aber kurz sein Hand um ihm zu signalisieren, dass ich da bin egal was er nun erzählt. Und dann erfahre ich, was sich zwischen den beiden oder soll ich lieber zwischen denn dreien angespielt hat. Das Ariana sich in jemand anderen Verliebt hat, dann geht mir auch ein Licht auf, das war die Fremde Frau im Restaurant, wahrscheinlich wollte sie mir genau das sagen. Ich spüre die aufrichtige Trauer in Aidens Worten, es macht ihm schwer zu schaffen, was aber auch verständlich ist, er hat sein Mate verloren. Das ist unerträglich. Dann wird mir wieder bewusst, das ich ebenfalls mein Mate verloren habe.. naja jedenfalls fühlt es sich oft so an. Ethan ist doch kaum noch präsent in meinem Leben, er weiß ja nicht einmal das ich einen Bruder habe. Er hat nicht mal erkannt das ich am Telefon gelogen habe. Sonst war ich immer ein offenes Buch für ihn, alles verändert sich, was mir ehrlich gesagt ziemlich Angst macht. Und bei dem Gedanken an Fioana und wer sie womöglich ist, wird mir etwas schlecht.
Um mich abzulenken, stupse ich Ich Aiden an der Schulter an und versuche ihm kläglich zu zulächeln. Er fängt an zu lachen und ich lache ein wenig mit. „Wir sind schon ziemliche Lappen! Nicht wahr?" ich lache und sage „Lappen? Aiden hast du eben gesagt wir sind Lappen? Das aus deinem vornehmen Mund?" ich bekomme mich gar nicht mehr vor lachen ein. Denn das erste mal seit langem lache ich, herzlich und laut. Für diesen einen kleinen Moment wo Aiden und ich zusammen lachen, uns den Bauch sogar vor lachen halten müssen, ist kurz mal alles gut. Egal wie beschissen so vieles für uns gerade eigentlich ist. Wir hören gar nicht mehr auf und immer wieder schupst Aiden mich, weil ich ihn auslache, lacht aber selber herzhaft mit.

Ich schlage meine Augen auf und dann fällt mir auf, das ich von hinten umarmt werde. Für einen kurzen Moment breitet sich pures Wohlbefinden und Liebe in mir aus, Ethan ist da und beschützt mich. Doch dann werde ich immer wacher und muss feststellen, es ist Aiden und er liegt wirklich sehr nah an mir. Wir müssen gestern einfach irgendwann eingeschlafen sein, nachdem wir noch bis in die tiefe Nacht über Gott und die Welt gesprochen haben. Er hat sich unter die Decke hinter mich gekuschelt. Ein komisches Gefühl durchflutet mich. Ich greife nach meinem Handy, welches auf dem Nachttisch liegt, dabei scheine ich Aiden ein wenig zu wecken, da er ein paar komische Laute von sich gibt und mich dann aber noch näher zu sich ran zieht, er scheint wirklich noch zu schlafen. Als ich sein bestes Stück an meinem Po spüre und bei allen Mondgöttern, dieser Mann scheint sehr gut ausgestattet zu sein! Räuspere ich mich etwas lauter, so das Aiden wach wird. Es dauert kurz, dann realisiert er die Situation, murmelt ein leises „sorry", dreht sich zur anderen Seite und schläft direkt wieder ein. Leise steige ich aus dem Bett und gehe ins Badezimmer, ich dusche leise, mache mich fertig und schleiche wieder aus meinem Zimmer, ich brauche erstmal einen Saft und frische Luft. Bevor ich die Tür hinter mir schließe, schaue ich noch einmal wie Aiden in meinem Bett seelenruhig schlummert. Für einen kurzen Moment, driften meine Gedanken ab und ich frage mich wie mein Leben wohl wäre, wenn ich ihn als meinen Mann hätte und nicht Ethan. Würde er mich auch im stich lassen, mich verlassen? Und da bemerke ich es, ich bin wütend und enttäuscht. Egal was für Gründe Ethan hat. Er hat mich verlassen, egal wie schön er oder ich es mir rede. Er hat mich verlassen! Ich schließe die Tür, hole mir einen Saft und gehe raus an die frische Luft. Noch immer hängt mir der Gedanke nach. Ethan hat mich verlassen. Kann ich das verzeihen? Will ich das verzeihen? Ja er hat eben wie ich auch eine schwere Zeit, schließlich haben wir unser ungeborenes Kind verloren, doch er hat mich verlassen, dann als ich ihn am meisten Gebraucht hätte. Je länger ich von ihm getrennt bin, desto klarer werden meine Gedanken. Hat er jemals vor mich wieder zurück zu holen? Will er sich vielleicht doch scheiden lassen? Will ich mich scheiden lassen? Kann ich ohne mein Mate leben? Ich trinke meinen Saft und schaue dem Sonnenaufgang entgegen. Dann muss ich etwas schmunzeln, denn mein Leben ist ein absolutes Desaster! Ich habe erfahren, das ich adoptiert bin, das meine leiblichen Eltern ebenfalls tot sind, das ich irgendeine krasse urwerwölfin bin, die ich nebenbei gar nicht sein will. Ich habe erfahren das ich einen Zwillingsbruder habe, das meine totgeglaubte Stiefschwester wohl doch noch lebt oder eben doch nur eine gruselige Doppelgängerin, in die sich „by the way" Ariana anscheinend auch noch verliebt hat. Habe mein Mate gefunden, ihn geheiratet, bin die Luna eines Rudels geworden, ein Baby erwartet, welches ich bei einem Angriff auf mein Leben verloren habe. Ebenso wie meinen Ehemann der mich direkt danach verlassen hat. Oh und ich lag natürlich auch im Koma.. dann erfahre ich das mein beste Freundin auf Frauen steht und keine coole Nummer mit Aiden abgezogen hat.. falle ständig gefühlt in Ohnmacht oder bin kurz davor...
Wüsste ich es nicht besser, würde ich denke ich gucke mir irgendeine Seifenopa an. Ein lautes Lachen entweicht mir. Mein Leben ist eine voll Katastrophe. Ich lache und lache, bis  sich mein Lachen in weinen umwandelt. Wie soll ich das alles noch ertragen? Tränen kullern über mein Gesicht und mir wird schmerzlich bewusst, dass ich innerlich gebrochen bin. Mein eigenes Leben hat es geschafft mich zu brechen. Für diesen Moment fühlt es sich so an, als könnte ich das alles nicht mehr. Ich will weglaufen, aufgeben, alles vergessen. Nie wieder zurück. Ein neues Leben, ein neuer Versuch.
Plötzlich vibriert mein Handy in meiner hinteren Hosentasche, ich Versuch meine Tränen zu trocknen, atme tief durch und schaue auf den Bildschirm. Gott verdammt! Es ist Ethan. Er hat mich verlassen! Wieso zieht er es dann nicht bis zum Ende durch! Wut kocht in mir auf, ich wische mir die Nase und gehe ran. „Was verdammt nochmal willst du Ethan!?"

The Alpha and HER new future - Band 2Where stories live. Discover now