Versöhnung

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Als die Klingel läutete, schreckte ich auf und schenkte der Wanduhr kurz einen Blick. „Was? Schon 15:00 Uhr?!". Es läutete noch mal, deswegen tippelte ich schnell zur Haustür. Als ich sie einen Spalt öffnete und sah, wer da vor meinem Haus steht, drückte ich die Tür wieder schnell zu. Doch der Besucher war schneller und stellte seinen Fuß in den Türspalt. Er drückte die Tür auf und kam hinein. Ich stand einfach da in Schockstarre und schaute meinen Schwarm an. „Was ist los? Warum bist du nicht zur Schule gekommen? Bist du wieder krank?", übersähte Kageyama mich mit Fragen. „M.. mir gehts nicht gut. Aber ich b.. bin nicht krank. Aber was machst du hier?". „Wir müssen reden.". „Es gibt nichts zu bereden.". „Oh doch gibt es. Und wir werden jetzt darüber reden. Ich habe extra das Training sausen lassen.", meinte er etwas sauer. Ich schaute ihn mit großen Augen an. „Er hat das Training für mich ausfallen lassen? Sowas würde er niemals tun. Er ist doch so auf Volleyball fokussiert.".

„Ist das mein Pulli?", riss Kageyama mich aus meinen Gedanken. Ich wurde rot wie eine Tomate: „Oh, äh haha da muss ich mich wohl vergriffen haben. Das war nicht extra.", versuchte ich mich aus der Situation zu retten. Der Zuspieler schenkte mir noch einen kurzen fragenden Blick und ging dann zum Wohnzimmer und setzte sich, als wäre es selbstverständlich, aufs Sofa. „Was ist das für ein Film?", fragte er mich. „Keine Ahnung. Irgendsoein langweiliger Actionfilm.". „Wenn er so langweilig ist, wieso guckst ihn dann?". Ich zuckte nur wortlos mit den Schultern und hoffte, das Kageyama das als Antwort durchgehen lassen würde. Zu meinem Glück, oder auch nicht, wechselte er das Thema: „Hör mal, es.. es tut mir Leid. Ich weiß zwar nicht was ich getan habe, aber... bitte verzeih mir.". Ich schaute ihn erschrocken an. „Kageyama kann sich entschuldigen?". „Nein. Es tut mir Leid. Du hast nichts gemacht Kageyama. Ich.. ich musste nur Frust rauslassen weißt du?". Jetzt war er es der mich erschrocken ansah: „Ich habe gar nichts gemacht?". Ich schüttelte sanft den Kopf. Er lachte erleichtert auf: „Man und ich dachte das wars jetzt mit unserer Freundschaft.". „Ach quatsch. Wir haben uns doch schon voll oft gestritten. Und wir sind immer noch Freunde.", sagte ich während ich mich zu ihm setzte. Schweigen. Jetzt schwiegen wir uns wieder an. Aber diesmal war es ein angenehmes Schweigen. „Warum... musstest du denn Frust rauslassen?", unterbrach Kageyama plötzlich meinen Tagtraum. Ich versteifte mich. „Mist, was soll ich jetzt bitte sagen?".

Doch eine fröhliche Kinderstimme half mir, ohne es zu wissen, aus der heiklen Situation: „Brüderchen! Wir sind wieder da.". Und schon kam Natsu mit ihren pinken Krücken ins Wohnzimmer gehumpelt. „Hi Natsu. Na wie gehts dir?". „Shoyo. Wer ist dieser gruselige Junge da?", fragte sie mich stattdessen. „Ich bin doch nicht gruselig!", verteidigte sich der Schwarzhaarige. Ich kicherte: „Das ist Kageyama. Ein.. Freund von mir.". Plötzlich stand Kageyama auf und hockte sich vor die eingeschüchterte Natsu: „Hii. Du hast aber coole Krücken.", meinte er plötzlich. Ich riss die Augen auf. „WAS?! Kageyama kann so nett sein? Was geht hier gerade ab?".

„Hallo Shoyo Schatz. Oh hallo.", begrüßte meine Mutter uns mit einem überraschten Blick, als sie Kageyama sah. Dieser rappelte sich wieder auf und reichte meiner Mutter die Hand: „Guten Tag Frau Hinata, ich bin Kageyama Tobio. Ich bringe ihrem Sohn die Hausaufgaben.". Ich verstand gar nichts mehr. „Wo sind die versteckten Kameras?", überlegte ich. „Ah du bist also dieser Tobio. Shoyo erzählt so oft von dir. Du scheinst ihm echt wichtig zu sein.". „Mamaaa!". „Da schämt er sich wieder.", kicherte sie und musterte mein knallrotes Gesicht. Ich sah rüber zu Kageyama und sah zur Überraschung auch eine dunkelrote Farbnuance auf seinem Gesicht. „Ähm, ich geh dann mal. Sonst macht sich meine Mutter noch sorgen. Bis morgen Hinata.". Und schon war er weg.

Ich ließ mich verzweifelnd auf das Sofa fallen: „Musst du so peinlich sein Mama?". Doch sie ignorierte die Frage und sagte stattdessen, wie hübsch Kageyama sei. „Ja ach ne weiß ich selber, sonst hätte ich mich auch nicht direkt in ihn verguckt.", sagte meine innere Stimme. „Ok, jetzt mal Butter bei die Fische. Warum war er hier? Und was ist überhaupt mit dir los?", fragte mich meine Mutter aus. Ich seufzte. Es würde eh nichts bringen ihr was zu verschweigen. Sie würde eh alles rausbekommen. Also startete ich mit meiner Erzählung.

„Ah so ist das also. Aber jetzt ist doch alles wieder gut, nicht wahr?". „Naja. Ich weiß einfach nicht wie und ob ich es ihm erzählen soll.". „Ich habe da so eine Idee. Wie wärs wenn du Kageyama im Trainingslager deine Liebe gestehst? Vielleicht passiert dann noch mehr zwischen euch.", zwinkerte sie mir zu. „Bahh Mama!", ekelte ich mich und vergrub mein Gesicht in ein Kissen. Sie tätschelte mich noch kurz und verschwand in der Küche: Wie auch immer. Ich mache jetzt essen ja?". Ich nickte und begab mich nach oben.

Nach dem essen habe ich noch Hausaufgaben gemacht und war schließlich duschen. Am Abend schrieb ich noch mit Kenma.

Du:
Naaaa, schon Bereit auf eure Niederlage am Wochenende?. ;)
Kenma:
Hmm. Mir egal ob ihr gewinnt...
Du:
Stimmt ja. Hab ganz vergessen das du noch unmotivierter als Tsukkishima bist. •_•
Kenma:
Hmm
Du:
Wie gehts dir soo? Und wie läufts mit Koruu? ;)
Kenma:
So wie immer halt. Was soll besonderes sein.
Kenma:
Obwohl, doch da war schon was besonderes. Wir haben letztens unser einjähriges gefeiert.
Du:
Boaahh. Wie cool! Glückwunsch. :)
Kenma:
Danke.
Kenma:
Und wie läufts bei dir und Kageyama?
Du:
Ich weiß nicht. Es ist kompliziert. In letzter Zeit ist er irgendwie anders. Als ob er was wüsste. Hast du ihm etwa was gesagt??
Kenma:
Warum sollte ich.
Du:
Weiß ich doch. War nur ein Scherz hihi. Ich muss Schluss machen Mama kommt.

Und schon schaltete ich mein Handy wieder aus. Es klopfte und im nächsten Moment kam meine Mutter herein: „Gute Nacht Shoyo. Verschlaf morgen bitte nicht ja? Morgen bin ich den ganzen Tag zu Hause.". „Ok. Gute Nacht Mama.". Wenige Minuten später war ich schon im Land der Träume.

Like sun and moonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt