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...Stimmengewirr ... 
...und es ... 
...dunkel ... 
...ein beklemmendes Gefühl ... 
...und doch irgendwie ... 
...beruhigend ... 
...es umgibt mich ... 
...kann es nicht richtig greifen ... 
...was passiert ... 
...da ... 
...wieder da ... 

»Jules?« 

»Mäuschen ...« 

»Halte durch. Gleich sind wir da.« 

Die Stimmen meiner Eltern. Sie klingen besorgt und so als würden sie weinen. Um mich? Was ist denn mit mir? Ich versuche irgendetwas an mir zu bewegen ... zu viel Kraft ... Es wird wieder dunkel ... 

-

Piep ... Piep ... Piep ... Oh wie nervig dieses Geräusch ist. Und doch gleichzeitig bekannt ...? Mein Kopf. Mein Mund. Ich fühle mich ganz entkräftet und ausgelaugt. 

Ich versuche meine Augen zu öffnen, es will mir nicht gelingen. Nach ein paar weiteren Versuchen klappt es, zumindest kann ich meine Lider einen Spalt öffnen. Ich sehe zwei Menschen, konzentriere mich ein wenig mehr auf sie. Es sind meine Eltern. Sie sitzen an einem kleinen Tisch. Irgendwie ist es zwar nicht dunkel, aber auch nicht hell, ich kann nicht richtig einordnen, ob wir Tag oder Abend haben. Ich gucke an mir lang. Weißes Bettzeug, alles recht klar gehalten, dazu dieses andauernde Piepgeräusch. 

Ich bin in einem Krankenhaus oder? Wieso? Oh mein Kopf ... 

Meinen Eltern wird langsam bewusst, dass ich zu mir komme. Sie stöhnen erleichtert auf und kommen direkt zu mir ans Bett. Meine Mutter drückt meine Hand, lächelt mir erleichtert zu und entfernt sich dann. Meinem Vater nach geht sie Bescheid sagen, dass ich wach geworden bin. 

Er fragt, ob ich etwas trinken wolle. Da ich nicke, hält er mir einen Becher mit Strohhalm hin und ich beginne sehr mühselig zu schlürfen. Mein Vater möchte gerade beginnen, mir etwas zu sagen, da wird die Tür geöffnet. 

»Hallo. Ich bin Dr. Schmidt, Ihr behandelnder Arzt. Können Sie mir sagen, wie es Ihnen geht?« 

»Kooopfff...schschmeer...zen« 

Oh ... Das wird ja nichts. 

»Das ist völlig normal, dass es für Sie anstrengend ist zu reden. Aber bitte, es ist wichtig, versuchen Sie es weiter.« 

»Müüüüdde« 

»Noch etwas?« 

Ich zucke leicht mit den Schultern. Zu anstrengend. 

»Ok, dann erzähle ich Ihnen mal, was wir herausfinden konnten.« 

Da er eine Pause macht, nicke ich zur Bestätigung, damit er fortfährt. 

»Ihre Eltern erzählten bereits, dass Sie die vorletzte Nacht, sagen wir harmlos ausgedrückt, wild unterwegs waren.« 

Er macht eine Pause und ich blicke zu meinen Eltern, die aber betreten wegschauen. Was wissen sie oder was denken sie? 

Was war jetzt eigentlich geschehen? Oh oh ... Wo ist sie ... Habe ich mir das nur eingebildet? Sie saß doch da, sie sagte meinen Namen, oder nicht? Und dann ... dann wachte ich hier auf. 

»Frau Albert, beruhigen Sie sich. Das ist völlig normal, dass Sie etwas verwirrt sind. Also wo war ich. Ja, also in der vorletzten Nacht haben Sie wohl etwas gegen den Kopf bekommen. Von außen war nichts zu sehen. Ich sage das, weil Sie mich so verwirrt anschauen. Anscheinend wissen Sie davon nichts. Nun gut. Das kann auf alle Fälle der Grund für Ihre Bewusstlosigkeit mit anschließendem Schwächeanfall gewesen sein. Weil Sie als Akutpatientin bei uns aufgenommen worden sind, haben wir nach den ersten Begutachtungen Bilder von Ihrem Kopf gemacht und konnten leichte Verletzungen ausmachen. Aus jetziger Sicht werden diese jedoch schnell abklingen. Eine Gehirnerschütterung ist ebenso auf den Schlag zurückzuführen und wird die Ursache für die Kopfschmerzen und die Müdigkeit sein. Falls Ihnen schwindelig und übel ist, das sind ebenfalls typische Symptome. Sie nicken, ok, wie ich sagte, das sind Symptome einer Gehirnerschütterung. Ok. Drei Nächte werden wir Sie allein aufgrund der Gehirnerschütterung zur Beobachtung hierbehalten und werden am letzten Tag noch einmal ein MRT machen, um zu schauen, ob die Kopfverletzung wirklich verheilt wie prognostiziert. Dann werden wir besprechen, wie es weitergeht. Für die Schmerzen lasse ich Ihnen gleich etwas bringen. Haben Sie alles verstanden oder noch Fragen?« 

Puh ... 

Ich habe absolut keine Ahnung, ob ich alles mitgeschnitten habe oder ich Fragen haben müsste. Das war zu viel. Mein Hirn kam da gar nicht richtig mit, zum Glück sind meiner Eltern hier und können mir notfalls das Gesagte noch einmal wiedergeben. Also entscheide ich mich für ein einfaches »Alles ok so, danke«, was mir mittlerweile einfacher über die Lippen kommt. Mein Vater hat mir während des Gesprächs noch einmal etwas zu Trinken gegeben. Aber mein Kopf dröhnt und ich fühle mich so, als würde ich völlig neben mir stehen. Am liebsten möchte ich meine Augen einfach nur schließen und schlafen. Mein Körper fühlt sich an, als hätte er monatelang keinen Schlaf mehr bekommen. 

Ich bin so mit meinem Schädel beschäftigt, dass ich erst jetzt mitbekomme, dass meine Eltern sich noch mit dem Arzt austauschen, ich sehe, wie sich ihre Lippen bewegen, aber deren Inhalt kommt nicht zu mir durch. Ruhe und Schlaf, das benötige ich. Stille, Dunkelheit, Ruhe, wie schön wäre das jetzt ... 

»Frau Albert?« 

Jemand tippt mich an. Ich hebe meinen Kopf wieder ganz an. 

»Wird es wieder schlimmer?« 

»Nein. Müde. Möchte einfach schlafen.« 

»Mäuschen, sollen wir dich ein wenig alleine lassen?« 

»Hmm. Ja.« 

»Gut, dann gehen deine Mutter und ich jetzt mal hier in der Krankenhauscafeteria etwas essen, falls du uns brauchst, weißt du Bescheid.« 

»Ok.« 

Das Licht geht aus, der letzte Lichtspalt verschwindet mit der zugehenden Tür und meine Lider werden wieder schwerer. Mein letzter Gedanke ist Fay, wo sie nun ist und wann ich sie wiedersehen werde. 

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