[20]

43 14 74
                                    

Völlig durcheinander. 

Diese Bilder ... Eben noch so schön mit Fay ... Und was jetzt? Da muss dieser tolle Schlussstrich wieder hin. Das sind nur komische Fetzen von Bildern. 

Was denke ich denn da? Eben noch so schön?! Nein, immer noch oder nicht? Schlicht zerstreut scheint da oben gerade alles herumzufliegen. 

Wir sind doch erst vor ein paar Minuten zurückgekommen. Es ist immer noch unser Tag – unser ganzer Date-Tag – oder bin ich jetzt doof? 

»Willst du nicht hoch?«, reißt mich mein Vater aus meinen Gedanken. 

Ich sitze ja immer noch ihm gegenüber. Nun grinse ich ihn schnell wieder so an. Ob er mir das abkauft? Mein komisches Lächeln ... 

Auch egal jetzt. Er hat recht, was sitze ich hier noch? Schnappe mir also mein Zeugs und gehe zu der Treppe. Ein unangenehmes Gefühl taucht auf. Das macht keinen Sinn. Warum unangenehm? Vielleicht bemerkt mein Körper nur auch langsam die Erschöpfung des Tretbootfahrens beziehungsweise der Feuchtigkeit, die sich in meine Haut und Knochen gezogen hat. Also hoch da jetzt. Ich nehme eine Stufe nach der anderen, bis ich oben ankomme und vor meinem Zimmer stehe. 

Da breitet sich dieses ungute Gefühl weiter aus. Ich wage es gar nicht die Tür zu öffnen. Das ist doch Unsinn. Ich fühlte mich doch wieder so gut, aber jetzt? Nur ein paar Wörter meines Vaters und ich stehe wieder am Anfang? Das kann doch nicht sein. 

Und trotzdem kann ich mich nicht rühren, bin blockiert, verharre vor der Tür MEINES Zimmers. Das ist doch bescheuert. 

Da höre ich hinter mir sich eine Tür öffnen. Fay kommt aus dem Bad raus und ein wenig von meiner Anspannung löst sich. 

»Willst du wirklich in dein Zimmer?« 

»Was wäre dir denn lieber?« Hoffnung keimt. 

Wie schafft sie es nur, mich immer wieder oder erneut in ihren Bann zu ziehen auf ihre positive angenehme Art, sodass ich mich geborgen fühle? 

»Möchtest du nicht noch ein bisschen mit zu mir kommen?« 

»Ah. Ja ... Na klar. Ich würde gerne rumkommen.« 

Kleiner Spaßvogel. Der Rest meiner Anspannung schwindet, als ich von meiner Tür ablasse. Ich wende mich ihr zu und gebe ihr meine Hand in die ihre, die sie mir ausgestreckt hinhält. Sie führt mich mit in ihr Zimmer. 

Wir halten endlich Händchen. So kitschig oder kindlich es klingen mag, es fühlt sich wunderbar an ihre in meiner Hand zu spüren. 

Dass sie sich auf einmal so viel traut, die ersten Schritte macht, das bewundere ich gerade sehr an ihr. 

Ich glaube, ich habe nie aufgehört – es vielleicht nur nicht gewusst – sie zu lieben. Ob es ihr auch so geht? 

So lange ich das nicht weiß, darf ich mich nicht zu sehr darauf einlassen. Ich kann und darf nicht noch einmal so enttäuscht werden, nicht noch mal von ihr. 

-

So sehr ich diese verführerische Seite mit ihrem Mut an Fay mag, so sehr schätze ich sie auch für ihre Rücksichtnahme. Verführerisch war sie natürlich schon immer ... 'Wieder zurück, Jul.' 

Ihr scheint durchaus bewusst zu sein, dass ich lieber langsam an die Sache gehen will. 

Na ja, das hatte ich ja auch vor etwa einem halben Jahr und auch zwischendurch gesagt. Nur hatte ich leider manchmal die Befürchtung, dass ich sie dadurch eher verlieren würde. 

Vielleicht sieht sie es jedoch mittlerweile genauso. Ich hoffe es sehr. 

Sie liegt vor mir, nah an mir, ich höre sie gleichmäßig atmen, sie sieht so friedlich aus. Sie ist so wunderschön und strahlt eine Ruhe aus. Ich glaube, sie weiß immer noch nicht, was für eine kraftvolle Persönlichkeit sie ist. 

»...icht ... la... ...sch ...« 

»Fay, ist alles ok?« 

Sie scheint zu träumen, klingt irgendwie niedlich. Ich kann mich nicht daran erinnern, sie früher beim Träumen miterlebt zu haben. 

»...eg ja ...u ...« 

Das gestrige Gespräch mit meinem Vater! 

Fetzen seiner Wörter bahnen sich an, dringen in mein Hirn rein. 
Sie ergeben keinen Sinn für mich. 

Vorsicht? Sind Träume nicht irgendwie normal? Warum Vorsicht? Der jetzt scheint mir auch nicht gerade hochdramatisch. Meine Eltern und auch mein Vater lieben Fay doch ebenso ... Sie lassen sie doch hier wohnen und ich soll nun vorsichtig sein? Oder hat er sie beim Träumen aus Versehen mitbekommen, vielleicht ...? Und was sollte ich da nun tun? Und warum dann Vorsicht? Oder hatte er einen Traum von Fay und schwört auf einmal auf solche Kräfte?! Ach völliger Blödsinn! Nein, das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Schon wieder einmal verstehe ich nichts mehr. 

Kann ich meinen Vater noch mal fragen oder kommt das komisch? 

Ist das normal bei mir oder ist das nur momentan so? Bin ich immer so? Nicht mal darauf finde ich eine wirkliche Antwort. 

'Fay, Traum, mitbekommen, Vorsicht' ... Ich versuche mir einen Reim daraus zu machen, aber in meinem Kopf klingt das alles bescheuert. Ich schiebe diese albernen Gedanken weg. 

Lieber genieße ich noch die Zweisamkeit und kuschele mich wieder an sie heran.  

hope_gapWo Geschichten leben. Entdecke jetzt