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Ich nehme das zusammengefaltete Stück Papier in meine Hand auf, wiege es zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her ... Ok, denke ich mir. Dann habe ich wohl erst einmal, was ich wollte ... Und erhebe mich. 

Soll ich noch etwas zu ihr sagen? Eher nicht. Das Letzte, was sie sagte war 'Boden', das zeugt nicht so davon, als würde sie nun noch etwas hören wollen. 

Ohne ein Wort wende ich mich von ihrer Tür ab und ... Ja, Mist. Ich brauche unbedingt eine Lösung bezüglich des Zimmers. Das verkrafte ich nicht. 

Dann eben wieder hinunter zum Wohnzimmertisch in der Hoffnung, ungestört zu bleiben. 

Jul, 
Ich habe keine Ahnung, was du denkst, 
welche Bilder in deinem Kopf vor sich gehen, 
was für Gedanken sich dort abspielen mögen. 
Ich weiß es nicht. 
Ja, es ist etwas passiert. 
An diesem Abend. Spät an diesem Abend. 
Als du diesen Schlag von jemandem bekommen hast. 
Ich hab es aber nicht mitbekommen. 
Ich war erst kurz danach da. 
Ich habe dich erst danach gesehen, dich entdeckt. 
Dort halb sitzend, halb liegend. 
Und dich dann zu deinen Eltern gebracht. 
Du hast den Schlüssel dabei gehabt 
und so kamen wir hier rein. 
Dass du dich wohl nicht an alles erinnerst, 
muss schlimm sein, das tut mir leid. 
Aber mir geht es gut und wie du siehst, 
habe ich keine offensichtlichen Wunden. 
Und ich hab absolut keine Ahnung, 
was du noch von mir wissen willst. 
Ich hatte solche Sorgen um dich. 
Doch zum Glück bist du wieder wohl auf. 
In Liebe, Fay 

Sie hat keine Ahnung, was ich denke? Ja, wie denn auch? Ich wollte doch mit ihr reden! Sie ist einfach weggegangen. Also mal ehrlich. Wie soll sie es dann auch wissen?! Will sie mich nun verarschen? 

Fuuu...nnkuchen! Nicht mal denken will ich das Wort. Einer meiner Vorsätze! Jetzt einen Pfannkuchen ... Warte was?! 

'Komm mal wieder zurück, Jul!!!', meine innere Stimme spricht mal wieder zu mir. 

Das muss noch geklärt werden! 

Noch einmal. 

Sie hat es nicht mitbekommen? Es. Hm. Was hat sie denn aber mitbekommen? Ich wollte doch erfahren, was sie weiß! Also so geht das nicht! Was soll das? Ich will nicht erfahren, was sie nicht weiß. 

Auf ein Neues. 

Sie hat mich also hergebracht oder besser gesagt uns beide hierher gebracht. Aha. Immerhin. Was soll mir diese Info jetzt bringen? Dass ich hier aufgewacht bin, ist so ziemlich die einzige Info, die ich auch ohne sie schon wusste. Na herzlichen Dank, Fay. Dass du auch hier warst, wusste ich ja irgendwie bereits, denn ich sah dich ja, hörte dich doch sogar noch, kurz bevor ich wegklappte. 

Was steht da noch? 

Ihr geht es gut? 
Gut? 
Will sie mich nun komplett verärgern? 

Gut, das will sie mir verkaufen? Warum verschließt sie sich dann in ihrem Zimmer? Warum redet sie dann nicht mit mir? Warum sitzt sie mir dann hier betrübt gegenüber, kann mir kaum in die Augen schauen, bricht fast zusammen? Entschuldigt sich und meint, sie könne nicht weiter sprechen? 

Weil es ihr doch so gut gehe?! 

Nee, das kann ich nicht glauben. Das kann doch nicht alles sein! 

Und nun will sie mich mit diesem nichtssagenden Brief hier alleine sitzen lassen? Mit meinen verkorksten Gedanken? Meinen merkwürdigen Gedanken von denen sie, wie sie selbst schreibt, nichts weiß, aber auch anscheinend nichts wissen will? 

Woher kam dann das ganze Blut, wenn es nicht ihres war? 
Alles Einbildung? Und wieso sah das Bett so aus, wie es aussah? 
Und meine Kleidung? Kann das alles nur in meinem Kopf gewesen sein? 

Ist davon nichts wahr? 

Mit wem soll ich darüber reden? 
Was ist die verdammte Wahrheit und wer klärt mich auf? 
Wer kann mich aufklären? 

Auf einmal wird mir ganz eng in der Brust. 
Ich halte es hier nicht mehr aus. 
Ich muss hier weg. 

Ich laufe ... Einfach laufen ... 

Ich weiß gar nicht wohin. Das ist mir aber auch egal. Bloß weg. Nicht mal wissend, ob ich die Haustür noch hinter mir geschlossen habe. Aber das ist mir gerade alles egal. 

Laufen. Bewegen. Fort. 

Irgendwann kann mein Körper nicht mehr. Er signalisiert mir, mich hinzusetzen und ich nutze die nächste Gelegenheit. Eine Bank. Eher ungeschickt lasse ich mich darauf plumpsen. Atmen. Erst jetzt bemerke ich das Brennen in meiner Lunge und das ich gar nicht so genau weiß, welche Wege ich lang gelaufen bin. 

Aber ... Ich erkenne ganz genau, wo ich bin. 

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