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Diese Augen, aber auch ihre Haare. Ich weiß gar nicht, ob ich die Länge von damals oder heute schöner finde. Ist vielleicht auch einfach egal, es sind die Haare von ihr ... Und in diesem Grün – und ja, ich weiß, wie es klingt, – könnte ich mich verlieren. Einfach, weil sie es ist. 

»Jul, alles ok?« 

»Aber na klar. Wieso nicht?« 

»Weil du mich so anstarrst.« 

»Und du fühlst dich unwohl dabei?« 

»Ja, weißt du doch.« 

»Und du kennst mich doch.« 

Nun lächelt sie wieder so verlegen und ihre Unbeholfenheit kommt auf eine süße Art zum Vorschein. Ich könnte sie ewig so ansehen. 

»Verrätst du mir, wo wir hingehen und was wir heute machen?« 

»Nö.« 

»Echt nicht?« 

»Echt nicht.« 

Ich lächle und zwinkere ihr zu. Sie hat zugesagt. Ich freue mich dermaßen, dass wir heute ein erneutes erstes Date haben werden, so irgendwie. Zumindest ein Date zum Neubeginn. So genau haben wir das nicht besprochen. 

Nachdem ich mir gedanklich den Strich unter diese kuriosen Tage gezogen habe, läuft es auf jeden Fall insgesamt besser. Diese komischen Gedanken kommen nur noch vereinzelt hoch und auch nicht so brutal. Im Zimmer konnte ich auch prächtig schlafen. 

Und nun freue ich mich richtig auf die Zeit mit Fay. Ich wollte nicht nur ein Essen mit ihr. Nein, es sollte nichts Standardisiertes und Absehbares sein, sondern passend zu uns, locker und uns Zeit geben. 

Als sie meine Frage nach dem Date bejahte und ich innerlich jubelte wie ein kleines Kind, was Tonnen von Eis auf einmal bekam. Und dazu bemerkte, wie meine ganze Nervosität abfiel, meinte ich daher zu ihr, dass ich mir ein Date wünsche, bei dem wir uns um 12 Uhr für den ganzen restlichen Tag verabreden, wobei ich den Tag für uns plane möchte. Sie ging darauf ein – mutig! 

So, na dann hopp. Ich nehme sie an die Hand, schnappe meine Sachen, erkundige mich, ob sie alles hat, dann rufe ich meinen Eltern zu, dass wir unterwegs sind und ziehe sie mit hinaus vor die Tür. 

»Hier der erste Hinweis.« 

Aufgeregt übergebe ich ihr einen kleinen Zettel, schaue ihr dabei zu, wie sie den Zettel auseinanderfaltet und lausche ihrer lieblichen hinreißenden Stimme, als sie ihn laut vorliest. 

»Grün und frei, 
sei mit dabei, 
Start mit Leckereien, 
nur unter uns Zweien. 

ERINNERST DU DICH? 
BEGLEITEST DU MICH?« 

Wartend stehe ich vor ihr, schon ganz hibbelig erwarte ich eine Antwort ... Will sie nicht? Warum sagt sie nichts? War es doch zu kitschig? Ja, passt nicht zu mir. Oh, Mist ... Hätte ich einfach weglassen sollen. Warum bin ich so blöd?  

»Jul?« 

»Hm?« 

»Hast du mich gehört?« 

»Nee, sorry. Hast du was gesagt?« Jetzt fühle ich mich noch blöder. 

»Ich sagte, dass ich liebend gerne mit dir zur Wiese gehen möchte. Das war doch damit gemeint, oder?« 

Ich kann nicht anders, ich nehme sie in den Arm und als mein Kopf hinter ihrem versteckt ist, lächle ich vor Erleichterung. 

»Ja genau. Ich habe auch einen Picknick-Korb für uns dabei«, hauche ich ihr in ihre nussbraunen nach Aloe Vera riechenden Haare. 

Dankbar, dass heute ein sonniger Tag ist. Zwar ist es noch etwas frisch, aber das ist mir egal. Wir hatten ebenso Glück mit unserem Plätzchen. Meist saßen wir hier im gleichen Bereich und auch heute ist uns das gelungen. 

Na ja, ok, eigentlich ist das nicht schwer. Irgendwie haben Fay und ich die Angewohnheit, es dort zu mögen, wo andere sich anscheinend nicht so wohlfühlen. Ich finde einen Mülleimer in der Nähe praktisch, einen Baum zum Anlehnen bequem und mehr als die Wiese, wo wir uns breitmachen, braucht mensch doch nicht. Oder?! 

Ok, ja, es ist eine Hundewiese. Na und?! Das hat uns noch nie gestört, eigentlich fanden wir ... Obwohl finden es wohl immer noch mega schön Tieren dabei, also hier dann natürlich Hunden gleichzeitig nah zu sein und sie beobachten zu können. Auch als Paar hat mensch doch nicht durchgehend Lust, sich gezwungen zu unterhalten. 
Manchmal muss abschalten, seinen Gedanken nachhängen, andere bei ihren Aktivitäten beobachten – und eben auch Hunden – drin sein. Da waren Fay und ich uns glücklicherweise immer eins. 

Der erste Halt hat mehr als prima geklappt, es fühlt sich beinah wie früher an. Vielleicht etwas unbeholfener, als wären wir zwei junge Hühner, die jetzt erst anfangen mit dem ganzen Zeug und die versuchen herauszufinden, wie so etwas funktioniert. So etwas wie sich Verabreden mit jemanden, auf die sie total stehen. Aufregend, das noch einmal zu erleben. 

Es ist an der Zeit. 

»Fay?« 

»Oh je. Ich glaub, ich kann nicht noch mehr essen.« 

»Ach, komm schon. Nur das eine hier noch probieren.« 

Sie öffnet die letzte Box, in der sie aber nichts zu Essen vorfindet, während ich mir das Lachen verkneifen muss. 

Den zusammengefalteten Zettel holt sie heraus und liest ihn wieder laut vor. Und wieder freue ich mich tierisch, dass sie sich so darauf einlässt. 

»Wird nicht mehr viel gemacht, 
doch wir haben oft gelacht, 
manchmal aber auch geschwiegen, 
uns konnte dort nichts kleinkriegen. 

WO GEHT ES NUN HIN? 
ERKENNST DU DEN SINN?« 

Sie schaut mich schmunzelnd an und ich weiß, dass sie es verstanden hat. Wir packen alles zusammen und machen uns auf den Weg. 

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