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Fuck...lige Lichter ... Verdammt! Ein nicht mal mehr vielleicht doch noch geltender Auswegsgedanke. I don't know. Kommt auf die Aussprache an?! Haha, bei einem Gedanken?! Ist ja jetzt auch egal. 

'Du lenkst ab, Jul', hol ich mich zurück. 

Ich schaue mich um. Ich weiß, wo ich bin. Ganz genau. Hier war ich erst. Auch wenn ich mich nicht erinnere, wie ich hierher kam, so weiß ich es. An diesem Ort ist es passiert. Was auch immer ES ist. 

Wieso sagt Fay mir nicht mehr? 

Es ist ein recht unscheinbarer Ort. Nicht viel los, ruhig, ein bisschen grün, diese Bank, ein paar Laternen, die gerade so viel Licht spenden, dass der Weg erkennbar ist, aber ansonsten ist hier echt nicht viel. Keine Häuser in Sichtweite. 

Was stand in den Nachrichten? Am Hafen haben wir uns getroffen. Da sind wir aber echt ein Stück spazieren gegangen. Andererseits sind wir immer gern zu Fuß unterwegs gewesen, haben gequatscht und allgemein mögen wir das eben. Und sie wollte mir etwas erzählen. Also passt schon. Ist also doch auch nicht so ungewöhnlich. 

Jedoch ... Irgendetwas passt da trotzdem nicht zusammen ... 

Wieso war sie nicht bei mir, als mir der Schlag verabreicht wurde, wenn wir doch gemeinsam unterwegs waren?! 

Komisch. 

Ein Klingeln schreckt mich aus meinen Gedanken hoch. 

Mein Handy. Meine Mutter ruft an. Nein, danke. Meine Eltern machen sich bestimmt Sorgen oder rufen mich im Auftrag von Fay an oder beides zusammen. Nein, das brauche ich mal gar nicht. Darauf kann ich gerade einfach nicht. Ich gehe einfach nicht ran. 

Irgendetwas steckt da auf jeden Fall noch hinter. Nur verstehe ich es nicht. Fay und mir etwas verheimlichen, das passt für mich genauso wenig zusammen. 

Aber sie verändert sich seit sechs Monaten von einem auf den nächsten Tag so sehr immer wieder, dass ich generell nicht mehr weiß, worauf ich trauen kann. Vielleicht hat Ben recht gehabt und Fay ist nicht mehr Fay. 

Mein Handy klingelt schon wieder. Wieder die, dieses Mal die Nummer von meinem Vater. Ich drücke ihn weg. Vielleicht verstehen sie das. 

Ich will jetzt nicht mit ihnen reden. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nicht nach Hause will, weil Fay da ist und ich ihre Nähe gerade nicht ertragen kann. Keine Ahnung. 

So viel an ihr bringt mich gerade durcheinander. Allein der Anhänger, den ich schon wieder in meiner Hand halte. Das ist so ein blöder Automatismus. Immer wenn ich grübele, nehme ich ihn in die Hand. Aber die letzte Unterhaltung dazu ... Aber er ist auch wunderschön und wie sie ihn mir schenkte und die Idee dahinter ... 

Vor mir entdecke ich die hochgewachsenen Grashalme. Ich liebe Grashalme. Warum eigentlich ausgerechnet Grashalme? Für viele scheinen sie sicherlich eintönig und langweilig und einige übersehen sie bestimmt. Ich sehe in ihnen irgendwie mehr. Hoffnung und Kraft. Sie überdauern so vieles und trotzen jeglichem Widerstand. Und der Farbe Grün war ich ebenso schon immer verfallen. Grün ist so strahlend, saftig, beruhigend, immer da. Vor allem in der Natur. Deswegen lebe ich auch lieber etwas am Rande und nicht direkt in der Stadt. 

Mein Handy klingelt schon wieder. Gerade etwas beruhigter merke ich wieder Wut in mir aufkommen. Warum lassen sie mich nicht einfach in Ruhe? Ich bin erwachsen! 

Ich schaue auf das Display und stelle fest, dass es dieses Mal Ben ist. Na ja, sicherlich im Auftrag meiner Eltern. Nach kurzem Überlegen gehe ich ran. Ihm habe ich schon genug Sorgen bereitet. 

Ich lasse ihn sprechen, nicke, denke aber auch, dass er gerne zum Punkt kommen darf. Aber er spricht weiter und weiter und ich lasse ihn sprechen und sprechen. Irgendwann muss er ja mal zum Ende kommen. Puh ... 

Dann komme ich zur Erkenntnis, dass es einfach seine Absicht sowie Taktik ist, mich so lange voll zu quatschen, bis ich aufgebe. Wie fies! 

»Ben, dann komm bitte her. Ich kann nicht mehr.« 

»Geht doch, also wohin darf ich kommen?« 

Ich kann mir sein schelmisches Lächeln nur zu gut vorstellen und würde ihm auf der Stelle durchs Handy liebend gerne eine knallen. 

hope_gapWhere stories live. Discover now