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Still saß ich am Tisch und aß das Essen, was meine Mutter gekocht hat. Auch wenn ich es eigentlich nicht zugeben will, weil sie und mein Vater wirklich ungerecht mir gegenüber waren, merke ich, wie ich ihr Essen vermisst habe. Es ist eben das, womit ich aufgewachsen bin, für mich gibt es nichts Besseres. Aber eben diese Gedanken mag ich nicht, denn anscheinend interessieren sich meine Eltern nicht wirklich um die Sicherheit ihres einzigen Kindes. Sie haben mich immerhin aus dem Haus geworfen.

"Wir müssen reden." Startete mein Vater das Gespräch. Da ich nichts zu sagen hatte, sah ich ihn nur kurz an, bevor ich weiter aß. "Wir haben dich rausgeworfen."

"Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen." Brummte ich und merkte, wie mir Nervosität wegen des Gespräches aufstieg. Das muss ich jetzt also durchziehen... Okay, los geht's. Ich hörte auf zu Essen und sah meine Eltern richtig an.

"Heute gab es in der Kirche eine spezielle Messe." Versuchte meine Mutter einen guten Start zu finden. "Es wurde gesagt, dass viele mit... nicht akzeptierenden Eltern aufgewachsen sind und deshalb ihre Kinder auch nicht akzeptieren... So ist es auch bei mir und deinem Vater."

Etwas irritiert sah ich meine Mutter an. "Du schiebst die Schuld auf eure Eltern, dass ihr mich nicht akzeptiert und rausgeworfen habt? Vielleicht ist das ein Faktor dafür, doch ihr habt die Entscheidung getroffen, nicht sie." Ich verschränkte meine Arme unzufrieden vor meiner Brust.

"Es war... überraschend-"

"Bitte." Ich rollte meine Augen. "Sagt einfach, was ihr sagen wollt, nicht irgendwelche Entschuldigungen, die euer Verhalten rechtfertigen sollen."

Mein Vater presste seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und sah meine Mutter an. "Du hast recht." Sagte sie dann. "Wir sollten zum Punkt kommen. Ich fange gerne an. Als du uns das gesagt hast, war ich sehr schockiert, denn für mich sind solche Leute von keinem Wert gewesen. Fehler, denn Gott hat Mann und Frau erschaffen." Schon wider das.
"Heute wurden mir Sachen klargemacht-" Redete sie weiter. "-über die ich noch nie nachgedacht habe. Yoongi, ich will nicht lügen, in meinem Kopf kann ich es immer noch nicht glauben, dass du so bist, doch ich werde es versuchen zu akzeptieren, auch wenn es wahrscheinlich dauern wird."

Zwar war ihre Wortwahl an manchen Stellen nicht so prickelnd, doch Hauptsache ist sie ehrlich... auch wenn in es persönlich nicht nachvollziehen kann, warum es schwer ist, jemanden wegen der Sexualität zu akzeptieren. Oder eben nicht.

"Sozusagen das Gleiche." Sagte mein Vater sehr unkreativ. "Es ist komisch. Doch der Priester und sein Sohn sind es auch. Dann kann das nicht ganz falsch sein."

Nicht ganz? Nur ein bisschen falsch, verstehe.
Und verstehe ich das richtig, dass ich gerade nur hier sitzen kann, weil jemand anderes auch schwul, beziehungsweise bisexuell ist?

Ich seufzte etwas frustriert. Sie versuchen es Hauptsache...

"Wenn das geregelt ist, würde ich jetzt gerne in mein Zimmer."

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"Und? Wie ist es gelaufen?" Jimins Stimme ging durch mein ganzes Zimmer, da ich den Anruf auf Lautsprecher geschaltet habe.

"Sie geben sich Mühe. Komisch, dass es Mühe braucht."

"Da hast du recht."

"Ich vermisse dich jetzt schon." Sagte ich ohne wirklichen Kontext und nahm mein Handy von meinem Nachttisch, schaltete den Lautsprecher aus und legte es an mein Ohr. Ich lag in meinem Bett und schloss meine Augen.

"Ich dich auch... vielleicht sollte ich dich jetzt einfach übernachten kommen?" Es wär, als läge er neben mir und redet mir mit sanfter Stimme ins Ohr.

Ich lächelte breit. "Das würde mich freuen."

"Heute?"

"Nein, das wäre keine gute Idee." Seufzte ich. "Meine Eltern lieben dich zwar mehr als mich, aber ich will sie nicht provozieren, in dem ich sofort meinen "Freund" bei mir schlafen lasse..." Ich lachte etwas. "Ich wette, die beiden könnten kein Auge zubekommen, weil sie Angst hätten, wir würden etwas machen."

"Hmm, was denn?"

"Keine Ahnung. Vielleicht finden wir es heraus, wenn du... morgen zu mir kommst?"

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𝑳𝒊𝒇𝒆 𝑮𝒐𝒆𝒔 𝑶𝒏 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt