Kapitel 42

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{Alice- Sicht}

Ich öffnete langsam meine Augen und hatte starke Schmerzen.
„Verdammt!" sagte ich und hielt mein Kopf fest. Es waren nicht nur die Schmerzen im Knöchel, ich hatte auch Schmerzen am Kopf.
Was ist denn passiert?
Ich sah mich um, konnte aber nicht viel erkennen, denn es war zu dunkel. Das einzige was ich erkennen konnte, waren Umrisse.
Die Jungs.
Ich sah weiter um mich und erkannte, dass jemand ganz in meiner Nähe saß. Ich beschloss zu ihm zu gehen, was aber nicht leicht war. Ich setzte mich hin und erst jetzt merkte ich, dass eine Jacke über mir lag. Ich nahm sie mit und schob mich zu der Person. Als ich da ankam und neben dieser saß, rüttelte ich am seinem Bein.
„Was ist?" fragt dieser grummelnd und mit verschlafener Stimme.
„Wach bitte auf." sagte ich und rüttelte wieder am Bein. Er drehte seinen Kopf zu mir, aber ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Ich merkte nur, wie er sich schnell gerade hinsetzt und zur Seite sieht.
„Alice?" Jetzt erkannte ich, dass es Leon war.
„Ja, was ist passiert?" Er nahm mich direkt in den Arm und drückte mich fest. So hat er mich noch nie umarmt, aber ich finde es schön.
Er löste sich wieder von mir und sah mich an, denke ich zumindest.
„Du bist endlich wach." sagte er und seine Stimme zitterte etwas.
„Weinst du? Was ist passiert?" fragte ich und konnte erkennen, dass er den Kopf schüttelte.
„Ich weine nicht. Ich bin nur froh das du endlich wach bist. Wir alle haben uns sorgen gemacht." Oh man, dass wollte ich nicht. Ich wollte nicht, dass sie sich sorgen machen. Aber warum nochmal, machten die sich sorgen.
„Was ist passiert? Ich dachte wir wollten nach Hause fahren." Leon legte eine Hand auf meine Wange und strich mit dem Daum drüber.
„Wir waren auch dabei, aber du bist plötzlich umgefallen. Raban und Joschka meinten, du seist ohnmächtig geworden, wegen dem was mit Fabi passiert ist ." Ich nickte und Leon nahm seine Hand wieder weg. Jetzt fiel es mir auch wieder ein. Wie mir schwindlig wurde und dann alles schwarz war.
„Leg dich wieder hin, du kannst deinen Kopf auf meine Beine legen." sagte er und ich zögerte kurz.
„Wem gehört die Jacke?"
„Mir."  Ich nahm die Jacke und hielt sie ihm hin.
„Behalt sie erstmal, du hast dünnere Sachen an, als ich." Langsam nahm ich die Jacke zu mir und legte meinen Kopf, auf Leons Beine.
„Willst du mir erzählen, was zwischen dir und Fabi vorgefallen ist?" fragte Leon sanft und wieder zögerte ich kurz. Ich spürte, wie Leon sein Hand auf meinen Kopf legt und langsam drüber streicht.
Macht er es mit Absicht oder unbewusst? Ich fühlte mich oft wohl bei ihm, aber es gab auch Momente, wo es sehr unangenehm war. Aber dieser Moment, ist einer, in dem ich mich wohl fühlte. Vielleicht kann Leon mich ja verstehen.
„Mein Vater und meine Mutter waren glücklich zusammen und hatten eine kleine glückliche Familie mit Fabi als Sohn." Ich musste schlucken und atmete nochmal tief ein.
„Er ist ein Jahr älter als ich. Meine Mutter wurde Schwanger, aber als sie erfahren hatte, dass ich ein Mädchen werde, war sie nicht mehr so glücklich. Sie wollte mich nicht. Nur mein Vater hat darauf bestanden, dass ich geboren werde. Meine Mutter hatte sich nicht für mich interessiert, nur für Fabi. Als ich drei Jahre alt war, verlor meine Mutter jeden Tag die Nerven. Sie schrie mich an, sobald ich sie angesprochen hatte. Ich hatte mich zu Hause nie wohl gefühlt. Denn es war nicht nur meine Mutter, die alles schwer machte, es war auch Fabi. Er hat mich immer runter gemacht. Geschubst, gehauen und vieles kaputt gemacht, was ich gemalt oder gebaut habe. Das einzige was schön war, war als mein Vater mich mit zu seinen Freunden nahm. Er erkannte schnell, dass ich nicht bei meiner Mutter bleiben konnte. Sie trank jeden Tag und nahm sämtliche Drogen. Mein Vater hatte nette Freunde, sie waren immer sehr lieb zu mir und ihre Söhne waren fantastisch. Ohne ihre Söhne, hätte ich niemals Fußball gespielt. Ich bin mit den Jungs zusammen aufgewachsen, Noah und Tim. Sie haben Fabi nie kennengelernt, weil mein Vater nur mich mitnahm und nie Fabi. Als ich 4 Jahre alt war, trennten sich unsere Eltern und meine Mom zog mit Fabi in eine andere Stadt. Wir hatten nie Kontakt und haben uns auch nie wieder gesehen. Seit diesem Tag, gab es nur noch mich und meinen Dad." Während ich die ganze Zeit sprach, sagte Leon kein Wort. Ich merkte, wie ich zitterte und meine Augen sich mit Tränen fühlten. Leons Hand, war immer noch auf meinem Kopf und er strich immer noch langsam drüber. Seine andere Hand, lag auf meinem Arm und er strich ebenfalls drüber.
„Du weißt, dass du nicht dafür kannst oder? Ich meine, du bist nicht schuld dran, das du ein Mädchen bist. Oder das deine Mutter so war. Fabi tut dir unrecht." sagte er mit ruhiger Stimme. Ich schloss meine Augen und die Tränen liefen über mein Gesicht.
„Danke, können wir über etwas anderes reden?" fragte ich und meine Stimme brach ein bisschen.
„Natürlich. Ist dir auch aufgefallen, dass Markus uns manchmal so seltsam ansieht?" fragte Leon
„Dir ist das auch aufgefallen? Ich dachte, nur ich hab das gemerkt." sagte ich.
„Das war schon von Anfang an so, seitdem wir uns besser verstanden haben. Denkst du, er ist eifersüchtig?" Ich musste kurz überlegen. Das macht in meinen Augen kein Sinn, ich bin genauso gut mit Markus befreundet.
„Das macht doch kein Sinn. Ich bin mit Markus sehr gut befreundet, wieso sollte er eifersüchtig sein?" Leon schwieg für einen Moment. Überlegt er gerade was er sagt oder will er nicht das sagen, an das er denkt?
„Vielleicht denkt er ja, dass irgendwas zwischen uns ist und er ist deshalb eifersüchtig, weil er das will." Leon klang ziemlich unsicher und leise.
„Willst du damit sagen, dass Markus Gefühle für mich hat?" Ich klang fast genauso unsicher.
„Hast du denn welche? Für ihn oder sonst jemanden? " Darüber habe ich nie nach gedacht. Ich sehe alle bisher als gute Freunde und 3 von ihnen, als meine besten Freunde.
„Ich fühle mich wohl bei ihm und verbringe gerne Zeit mit ihm. Als wir zusammen an der Überraschung gearbeitet hatten, fand ich es schön, dass er da war und ich ihm einfach zusehen konnte. Aber nein! Ich habe keine Gefühle, für niemanden und dass soll auch so bleiben." Nachdem, was mit Alex passiert ist, verzichte ich auf jegliche Gefühle.
„Okay." sagte er bloß und dann schwiegen wir.

Kurze Zeit Später unterbrach Leon die Stille.
„Ich bin froh, dass du bei uns im Team bist. Du hast uns verändert." sagte er und damit habe ich nicht gerechnet.
„Ich bin auch froh im Team zu sein. Obwohl du mich zuerst nicht wolltest." sagte ich und lachte kurz.
„Ja, es tut mir leid, deswegen." Ich merkte, dass er es ernst meinte und ich fand es schön.
„Alles gut. Es ist gut so, wie es gekommen ist. Ich bin auch sehr froh darüber, dass wir uns endlich verstehen." Ich lächelte, obwohl Leon mich nicht sehen konnte.
„Ich bin auch froh darüber. Dank dir geht es mir wieder besser. Und das sagen alle." Wir beide mussten kurz lachen.
„Ich habe dich wirklich sehr sehr gern Leon." Er blieb für einen Moment still und ich bereute es sofort, dass ich das gesagt habe.
„Ich habe dich auch sehr sehr gern Alice. Wir haben heute gewonnen und das dank dir." Ich musste lächeln.
„Wieso dank mir?" fragte ich.
„Ohne deine Worte, hätten wir die komplette Hoffnung verloren." Leon streicht immer noch über mein Arm und ich genoss es.
„Sie werden froh sein, dass du endlich wach geworden bist. Selbst Nerv war leise, als du nicht ansprechbar warst." Ich konnte an seiner Stimme erkennen, dass er lachte oder grinste.
„Nerv war ruhig? Oh man, dass hätte ich gerne erlebt." Ich schloss meine Augen und merkte, wie ich immer müder wurde.
„Du solltest schlafen Alice, du brauchst die Kraft morgen." sagte Leon und ich nickte.
„Du aber auch!"
„Natürlich, ich muss dich ja einigermaßen heile nach Hause bringen. Gute Nacht Alice."
„Gute Nacht Leon." Leon strich immer noch über mein Arm und ich schlief dann ein.

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