Kapitel 78

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{Alice-Sicht}

In der Nacht kam ich einfach nicht richtig zum dchlafen. Das Gespräch mit Maxi hatte mich völlig aus der Bahn geworfen, weshalb ich für einen Moment an meinem Plan zweifelte. Ich musste weg von hier, da war ich mir ziemlich sicher, aber dank Maxi musste ich es mir nochmal überlegen. Und genau das tat ich die ganze Nacht. Immer und immer wieder musste ich an die Jungs denken. Ich habe diese Jungs unfassbar dolle Lieb und das wird immer so sein. Es ist egal ob ich sie verlassen muss oder nicht, es würde nichts daran ändern, dass sie mir wichtig sind. Auch wenn ich dieser Meinung war, hatte ich Zweifel. Dank Maxi musste ich fast die ganze Nacht lang an unsere Zeit zurück denken. Natürlich habe ich nicht nur an Maxi gedacht, sondern auch an die Anderen. Aber die meiste Zeit waren es nur Leon, Markus , Marlon und Maxi. Denn diese Jungs sind mir hier am wichtigsten und das kann ich nicht leugnen, auch wenn ich es wollen würde. Diese 4 Jungs habe ich am meisten vertraut und dann hat einer von ihnen verlangt, dass ich gehe.
Also gut, dann tue ich das auch!
Wenn er es so wollte, dann bitte! Er wird noch sehen, was er davon hat!
Die Nacht über waren meine Gefühle so verwirrend, dass mir fast der Kopf platzte. Auf einer Seite war ich so wütend auf Leon, dass er es zu spüren bekommen soll. Dann aber war ich tot unglücklich, weil ich die wilden Kerle wirklich verlassen werde. Und wenn dieser Moment wieder vorbei war, war wieder extreme Wut in mir aufgestiegen.
Er kann mich mal!
Ich werde auch ohne ihn klar kommen, denn ich brauch keinen Anführer, der Mädchen hasst!
Ich brauche gar keinen Anführer!
Immer wieder das Gleiche, die ganze Nacht. Ich hatte zwar auch ein paar Stunden geschlafen, aber das waren wirklich nicht viele. Mir war es aber schlussendlich egal, wie viele Stunden ich schlief. Denn mir war es lieber wenn ich früher wach bin, umso früher konnte ich verschwinden, ohne das jemand wach wird. Das habe ich auch tatsächlich geschafft, naja eine Zeitlang. Ich habe es geschafft meine Tasche zu packen und mein Motorrad zu holen, ohne das es jemand merkte. Doch ich hatte deshalb bemerkt wie es regnet, was mich aber nicht störte. Denn als ich meine Tasche geholt hatte und sie an mein Motorrad fest gemacht hatte, blieb ich einen Moment stehen. Ich schloss meine Augen und legte mein Kopf nach hinten um in den Himmel zu blicken. Meine Haare wurden komplett nass und lagen schon dicht an meinen Kopf. Meine Sachen, die ich trug, waren ebenfalls genauso nass, wie mein Motorrad und meine Tasche, dennoch blieb ich dort stehen und genoss diese Ruhe.
„Alice?" eine Ruhe, die nicht lange anhielt. Als ich seine Stimme hörte, verkrampfte sich bei mir plötzlich alles. Ich stand einen Moment lang nur geschockt da, bis ich mich traute, mich umzudrehen.
Die Jungs standen dort, vor unserem Lager, vor mir. Es waren wirklich alle Jungs.
Leon, Marlon, Juli, Raban, Joschka, Nerv, Maxi und ...
Und Markus, welcher nicht glücklich aussah und welcher mir immer näher kam. Leon stand am weitesten weg, an einem Pfeiler gelehnt und es schien ihn herzlich wenig zu interessieren. Meine Blick wanderte weiter, bis er auf Marlon traf. Marlon war, genauso wie Markus, nicht glücklich darüber, was hier geschah. Er stand nicht bei seinem Bruder, so wie man eigentlich gedacht hat. Nein, er stand bei Juli, Joschka und Raban, welche einen großen Abstand zu Leon hielten. Das tat jeder und Leon war somit ganz alleine.
„Willst du das wirklich tun?" riss mich Markus wieder aus meinen Gedanken. Ich sah ihn stumm an und erkannte, dass er auch schon nass war. Er war noch nicht so durchnässt wie ich, aber dennoch sah es so aus, als würde er schon eine Weile vor mir stehen.
„Willst du jetzt wirklich gehen?" fragte Markus traurig und etwas leise. Überrascht hielt ich mein Atem an und sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Kurz darauf sah ich rüber zu Maxi, welcher auch etwas weiter weg stand und sein Blick leicht gesenkt hielt, dennoch sah er mich an. Als ich ihn dort so stehen sah, wuchs die Wut in mir.
„Du hast es mir versprochen." sagte ich und meine Stimme klang heißer, da ich erst da wieder Luft geholt hatte. Markus sah mich verwirrt an und Maxi hob sein Kopf, da er mich nicht verstanden hat.
„Du hast es mir versprochen!" sagte ich diesmal lauter und ernst. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und würde es nicht so regnen, dann würde man erkennen, dass mir eine Träne, die Wange herunter lief. Auch Leon war hellhörig geworden und sah überrascht zu Maxi.
„Alice, ich hab nicht..." fing Maxi an, wurde aber von Markus unterbrochen.
„Warte! Maxi wusste davon?" fragte Markus entsetzt und nun lagen alle Blicke auf Maxi.
„Ich habe niemanden etwas gesagt!" sagte Maxi dann, ohne auf Markus Frage zu reagieren. Ich sah ihn einfach weiter stumm an und auch er hielt mein Blick stand, bis jemand neben ihm runter sprang.
„Es stimmt! Maxi hat nichts gesagt!" Wieder sahen alle in Maxis Richtung, doch diesmal sahen wir nicht ihn an.
„Klette?" fragte ich fassungslos. Klette sah mich mitleidig an und kam näher.
„Du hast es ihnen gesagt?" fragte ich kleinlaut und Klette nickte.
„Ich musste es tun!" sagte Klette ernst.
„Du darfst nicht gehen!" Ich drehte mich von Klette und den Anderen weg, um mich meiner Tasche zu widmen.
„Meine Entscheidung steht fest." sagte ich und öffnete meine Tasche, um etwas heraus zu holen. Es regnete immer noch, weshalb ich schnell etwas raus nahm und meine Tasche wieder zu machte.
„Aber wieso gehst du überhaupt?" fragte Markus und sah mich traurig an.
„Weil sie..." fing Klette an, doch ich unterbrach sie direkt.
„Nein! Klette, du hast Sachen gehört, die du hättest niemals hören sollen, also bitte, lass es sein!" Ich blickte ernst in Klettes Richtung, doch man sah ihr an, dass sie sich nicht unterkriegen lässt.
„Aber es haben doch sowieso schon alle Wölfe mitbekommen. Warum sollte sie es nicht wissen?" Klette schien wütend auf mich zu sein, was ich ihr auch nicht wirklich verübeln konnte, immerhin hatte ich ihr versprochen für sie da zu sein.
„Bullshit." sagte ich leise und drehte mich von ihr weg.
„Es ist kein Bullshit! Eric hat es schon am Anfang gemerkt, er hat dich nicht ohne Grund ausgesucht! Er wusste was passieren wird, aber er hatte dich gewarnt, damit du es verhindern kannst. Damit dir nicht das Leid erfährt, was ihm widerfahren ist. Er wusste, dass du die richtige Person warst und das hast du auch bewiesen, in dem du verloren hast!" Klette klang für ein kleines Mädchen, welches vielleicht erst 12 war, ziemlich ernst. Mein Lachen klang spöttisch, während ich meinen Kopf schüttelte.
„Aber Klette, nur weil Eric Leid widerfahren ist, heißt es nicht das Alice auch Leid widerfährt." mischte sich Marlon ein und wieder musste ich lachen.
„Verdammt. Ich soll die richtige Person gewesen sein? Mir soll es nicht so ergehen, wie es Eric ergangen ist? Habt ihr denn überhaupt nichts mitbekommen? Waren ich und Leon vorhin etwa alleine im Lager, als er mich rausgeschmissen hat?" Ich war einfach fassungslos und dass konnte man an meiner Stimme gut erkennen. Das taten die Jungs auch, denn alle sahen mich etwas geschockt an.
„Alice." sagte Markus und kam ein Schritt näher, aber ich wisch zurück, weil ich das alles nicht ertragen konnte.
„Nein! Ihr versteht einfach nicht, was los ist. Ich bin kein Teil mehr, von den wilden Kerlen. Und dass war ich anscheinend auch nie richtig!" sagte ich mit fester Stimme und ich sah wie die Jungs, die Stirn runzelten.
„Das stimmt nicht Alice." sagte Juli ernst.
„Du warst ein Teil von uns und du wirst es auch bleiben." fügte Joschka hinzu. Beide sahen mich so an, dass man erkannte, dass sie es ernst meinten.
„Das was hier passiert ist, können wir wieder hinbiegen und dann wird auch wieder alles gut." sagte Raban und sah mich genauso ernst an, wie Juli und Joschka.
„Das meint ihr doch nicht ernst oder? Leon wollte doch von Anfang an nicht, dass ich in diesem Team bin. Er war von Anfang an gegen Mädchen und somit gegen mich. Er hat keinem Mädchen mehr vertraut und ich bezweifle mittlerweile auch, dass er mir jemals vertraut hat." Ich sah rüber zu Leon, welcher immer noch an der gleichen Stelle stand, wie zuvor. Er sah nachdenklich zu Boden, aber als er mich ansah, warf er mir einen finsteren Blick zu, den er aber nicht lange stand hielt und wieder wegsah.
„Alice glaub mir, es ist nicht so wie du gerade denkst. Er hat sich geändert, seit dem du da bist. Er hat sich ins bessere verändert." sagte Raban.
„Ja, du hast ihn nicht erlebt, wie er davor drauf war. Glaub mir, du hättest es aber gemerkt." fügte Juli hinzu.
„Er ist offener geworden. Er wirkte glücklicher und das nur, seit dem du da warst." kam es auch von Joschka. Auch die Anderen sagten etwas dazu, außer Nerv, aber er kannte ihn ja am wenigsten. Markus, Maxi, Marlon und die Anderen nahm ich nur noch am Rande war. Ich hörte zwar, dass sie etwas sagten, aber ich verstand einfach nicht was. Denn mein Blick wanderte zu Leon und meine innere Stimme übertönte die Stimmen der Jungs. Sie sagte mir, dass alles gelogen sei, das es von Anfang an nur gelogen war. Dass Leon sich nie für mich interessiert hat, sondern nur wollte das ich dabei bin, um ihn bei den Siegen zu helfen. Meine innere Stimme sagte mir, dass Leon wusste, dass ich mal eine Anführerin war und zwar nicht irgendeine, sondern eine der Besten. Natürlich hieß es für ihn dann, dass ich gute Qualitäten mitbringe und ihm ziemlich nützlich sein würde. Ja, genau das sagte sie mir und mittlerweile fing ich an, daran nicht mehr zweifeln. Denn während die Jungs versuchten Leon bei mir gut zu reden und meine Stimme versuchte ihn schlecht zureden, stand er nur schweigend da. Die Arme vor der Brust überkreuzt und hat immer abwechselnd zwischen den Jungs und mir geschaut. Er schien keine Anstalt zu machen selber etwas zusagen oder die Jungs überhaupt zu unterbrechen. Doch was mich am meisten ärgerte war, dass ich seinen Blick nicht deuten konnte. In ihm schien auch einiges Vorzugehen und in seinen Augen lag kein Hass mehr. Es war etwas anderes, aber ich wusste nicht, was es bei ihm war.
„Alice, er ist mein Bruder, ich kenne ihn gut. Wir erzählen uns fast alles, glaube mir." Marlon's Stimme drang wieder zu mir durch, weshalb ich mein Blick von Leon löste und zu Marlon schaute. Er stand direkt neben mir und ich hatte nicht mal bemerkt, wie er zu mir gekommen ist. Ich sah ihn einen Moment schweigend an bis ich anfing zu lachen. Es war kein richtiges lachen , sondern nur ein spöttisches Lachen, was ihn ziemlich verwirrte.
Aber nicht nur ihn, sondern auch die Anderen schienen es nicht zu begreifen. Leon sah allerdings nicht verwirrt aus, als sich unsere Blicke trafen, Leon sah beschämt aus.
„Oh man. Marlon erzähl mir nichts über dein Bruder und erzähl mir nicht, dass ihr fast immer mit einander redet. Ich habe euch schon gehört und habe auch gehört was ich für Leon bin, ein Fehler." sagte ich und sah Marlon todernst an. Man konnte ihm ansehen, dass ihm fast Buchstäblich die Kinnlade runterfiel.
„W-Wovon redest du da?" fragte Marlon geschockt.
„Ach komm Marlon. Du weißt wovon ich rede und Leon weiß es auch." Ich sah zu Leon, welcher die Augen weit aufgerissen hatte. Er stand genauso geschockt da, wie Marlon.
„Und ihr? Ist euch überhaupt nichts aufgefallen? Eben zum Beispiel? IHR redet von Leon. IHR sagt mir, dass er sich meinetwegen verändert hat.
IHR sagt mir, dass ich ihm wichtig bin. IHR sagt, dass er mir vertraut. Aber er? ER sagt nichts, kein einziges Wort. Er stand nur da und schwieg die ganze Zeit über. Wieso sollte ich euch glauben schenken, wenn er es nicht mal schafft, es mir selber zu sagen! Vergesst es Leute, es bringt eh nicht mehr." Ich sah die Jungs an und man konnte sehen, wie sich ein Ausdruck auf ihren Gesichtern breit machte. Ein Ausdruck von Schuld, als würden sie wissen, dass es stimmt, was ich meinte.
„Alice ich weiß nicht, was du gehört hast, aber du liegst falsch okay?" sagte Marlon ruhig, doch ich schüttelte nur den Kopf.
„Maxi! Du hast es auch gehört! Markus, du auch! An dem Tag, als wir im Versteck geschlafen haben. An dem Tag, als ich und Markus ganz nass wieder kamen. An diesem Tag saßen du und Leon in der nähe eines Sees. Wir haben es gehört Marlon, dagegen kannst du nichts mehr sagen." Marlon schien sprachlos darüber zu sein, denn er sah mich immer noch geschockt an und sagte kein Wort mehr.
„Er hat von dir gesprochen?" fragte Markus leise. Ich sah Markus an und er sah verletzt aus. Ich war mir nicht sicher, warum genau er verletzt war, aber ich war mir sicher, dass ich es nicht wollte. Ich sah auf meine Hände und betrachtete das, was mittlerweile schon komplett nass war. Es hatte natürlich immer noch nicht aufgehört zu regnen. Marlon, Markus, Klette und ich waren die Einzigen die nass waren. Die restlichen Jungs standen im Trocknen, weshalb der Regen sie nicht erwischte.
„Hier Markus, ich brauche es nicht mehr." sagte ich und hielt ihm etwas hin. Markus riss buchstäblich seine Augen auf und sah mich entsetzt an. Er nahm es mir langsam ab und drehte es in seinen Händen um
„Das geht nicht Alice, das ist dein Trikot!" sagte Markus, doch ich schüttelte meinen Kopf.
„Es war mein Trikot, jetzt nicht mehr. Ich will das du es hast, weil ich nur deinetwegen in diesem tollen Team sein durfte. Ich werde es vermissen, aber ich bin mir sicher, dass wir uns wieder sehen werden und das noch bevor die Schule wieder los geht. Ich hab euch lieb Leute, euch alle." Bei dem letzten Satz sah ich Leon an. Auch wenn ich wütend auf ihn bin, wird er mir immer wichtig sein. Ich habe mich nunmal in diesen Jungen verliebt, auch wenn ich es eigentlich nicht wollte. So einfach kann und will ich ihn nicht vergessen. Wer weiß was die Zukunft noch bringt.
„Alice du kannst uns jetzt nicht verlassen. Erst recht nicht bei diesem Wetter, es wäre zu gefährlich für dich." Markus riss mich aus meinen Gedanken, dennoch sah ich ihn mit einem kleinen Lächeln an.
„Mir wird schon nichts passieren, okay?" Markus wollte wieder etwas sagen, doch ich schüttelte wieder einmal mein Kopf.
„Vergesst eine Sache nicht Leute. Die Hoffnung stirbt zuletzt." Ich sah alle noch einmal an und setzte mich dann auf mein Motorrad. Als ich auf mein Motorrad saß, nahm ich mein Helm in die Hand und sah nochmal über meine Schulter in Leons Richtung.
„Im übrigen Leon." sagte ich und bekam, wie erhofft, seine Aufmerksamkeit.
„Das was passiert ist, würde ich niemals als Fehler bezeichnen." Ich sah Leon ernst an und erkannte, dass sich etwas in seinem Ausdruck veränderte. Dennoch drehte ich mich um und setzte mir meinen Helm auf. Ich sah noch einmal Markus an und sah wie aus seinem verletztes Blick, Wut hoch kam. Der Motor startete und ich fuhr mit meinen Sachen aus dem Lager, gespannt was als nächstes passiert.

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