Kapitel 65

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{Alice-Sicht}

Am nächsten Tag, traf ich mich früher mit Leon. Ich wollte mit ihm reden, bevor die Anderen da sind. Ich hätte auch danach mit ihm reden können, aber da muss ich ja mit Markus wieder los. Ich hatte ihm gestern schon gesagt, was ich alles bräuchte und er meinte, dass er es für mich besorgen kann. Also schnappte ich mir mein Fahrrad und fuhr zum Teufelstopf.
Als ich dort ankam, war alles leer. Willi war nicht da und Leon auch nicht. Ich brachte mein Fahrrad weg und setzte mich auf den Boden, aber selbst nach 5min kam Leon immer noch nicht.
Ich hatte ihm doch extra bescheid gesagt! Anscheinend war ihm es aber egal.
Ich stand wieder auf und lief ein bisschen im Teufelstopf herum, bis ich einen Ball sah.
Das erinnerte mich daran, als Leon mich noch nicht leiden konnte. Ich war auch alleine im Teufelstopf, mit einem Ball. Nur das Willi mich entdeckt hat und nicht Leon. Plötzlich hörte ich es hinter mir rascheln. Ich drehte mich schnell um und sah wie Leon sein Rad weg brachte. Ich erkannte, dass er schnell atmete. Als er sein Rad weg gebracht hatte, kam er schnell zu mir.
„Alice , es tut mir leid, dass du warten musstest. Mein Vater hatte mit mir gesprochen und hätte fast nicht mehr aufgehört. Es war nicht meine Absicht. Es-" Leon kam auf mich zu und fing an immer schneller zu reden, weshalb ich ihn unterbrach.
„Leon halt mal die Luft an. Es ist alles okay." sagte ich und lachte etwas. Er wirkte erleichterter und lächelte dann auch.
„Hey Leon." begrüßte ich ihn denn, weshalb er auch lachte.
„Hey Alice." sagte er und ich umarmte ihn kurz.
„Also du wolltest mit mir reden?" Fragte er und ich nickte.
„Können wir uns setzten?" fragte ich unsicher, aber Leon nickte.
„Na klar." sagte er und legte eine Hand auf meinen Rücken, so führte er mich zum Kiosk , wo wir uns hinsetzten.
„Also wegen den Zwillingen." fing ich an und Leon sah mich an.
„ Du hattest ja gefragt, warum die Jungs sauer wären, wenn ich ein Freund hätte. Richtig?" fragte ich nochmal und Leon nickte.
„Okay. Bevor ich hier her gezogen bin, hatte ich einen Freund für 3 Monate. Sein Name ist Alex. Er war nicht so wie ihr, ganz im Gegenteil. Ihr seid alle so liebevoll und hilfsbereit. Ihr unterstützt einen und ihr freut euch für den Anderen." sagte ich und spielte nervös mit meinen Händen.
„Und er nicht?" fragte Leon verunsichert und ich nickte.
„Am Anfang ja, aber mit der Zeit nicht. Ich wusste von Anfang an, dass er ein eifersüchtiger Typ war. Es war aber nicht dieses eifersüchtig sein, was okay ist, sondern es war extrem. Du weißt ja, dass ich in einer Fußballmannschaft gespielt habe und die Leute da haben mir viel bedeutet. Alex war nicht so begeistert darüber, dass ich dort spiele. Er dachte, dass ich mit einen der Jungs was am laufen hätte. Ich habe viel Zeit mit dem Team verbracht und er mochte es absolut nicht. Er hatte nie verstanden, wie wichtig mir das Team war oder das ich die Anführerin war. Ich wollte oft mit ihm reden, aber er hörte nie zu, er war in seinen Wahn drin. Er war sehr temperamentvoll und wurde daher auch schnell wütend, auch mir gegenüber. Wir stritten oft und er schrie mich immer wieder an. Es wurde nach der Zeit immer schlimmer. Alex verlor immer mehr die Kontrolle und wurde auch Handgreiflich. Er fing an mich zu schlagen oder zu treten. Alex schmiss Sachen nach mir und traf mich auch manchmal. Ich hatte blaue Flecken, humpelte manchmal und hatte starke Schmerzen. Meinem Vater konnte ich sagen, dass es wegen Fußball war, aber den Zwillingen nicht. Sie wussten das etwas nicht stimmte, weshalb ich es ihnen gebeichtet hatte. Tim und Noah waren eigentlich gut mit Alex befreundet und wollten deswegen auch mit ihm reden. Überraschung! Es hat nichts gebracht. Nein, es wurde schlimmer! Ich hatte nur noch angst. Angst vor Alex, angst davor schluss zu machen. Ich hatte es probiert, aber was hat Alex getan? Er hatte sich eine Schere genommen und sie nach mir geworfen. Sie landete direkt neben mir an der Wand und seitdem hatte ich es nicht nochmal probiert. Nur dank den Jungs, konnte ich Alex entfliehen." Ich sprach und wusste, dass Leon mir zugehört hatte. Er hatte sich den Rest angehört, ohne mich zu unterbrechen. Ich merkte nur wie ich mit den Tränen kämpfte und wie meine Hände zitterten. Ich konnte nichts dagegen tun, diese Angst vor Alex würde niemals gehen.
Ich merkte langsam wie die Tränen über meine Wangen rollten und ich versuchte sie schnell wegzuwischen. Ich wurde immer unruhiger und meine Atmung immer schneller.
Plötzlich stand Leon auf und nahm meine Hand. Er sprach kein Wort und zog mich auf meine Beine. Als ich vor ihm stand, nahm er mich direkt fest in seine Arme. Ich brauchte kurz einen Moment, bis ich ihn auch umarmte.
„Ich würde alles dafür tun, dass dir nie wieder etwas passiert. Oder das dir jemand so etwas antut.
Ich bin froh, dass du hier bist, bei uns. Egal was passiert, ich bin da." flüsterte Leon und umarmte mich fester. Ich erwiderte die Umarmung und hörte wie seine Stimme zitterte.
Langsam löste ich mich von ihm und sah ihm in die Augen. Er hatte wirklich Tränen in den Augen und sah mich an. Ich legte meine Hände an seine Wangen und er seine Hände um meine Taille. Wir beide sahen uns intensiv an und unterbrachen den Blickkontakt auch nicht. Also standen wir zwei so da, so nah. Ich sah ihm abwechselnd in die Augen und auf die Lippen. Ich tat es unbewusst, aber ich tat es und ich glaube, dass er es auch tut.
Wenn ich richtig sah, sah ich wie auch er auf meine Lippen runter sah.
„Du bedeutest mir wirklich viel." sagte ich leise.
„Du mir auch Alice." sagte er ebenfalls leise, fing aber dann an mit grinsen. Er zog mich fest zu sich ran und drehte mich dann im Kreis, weshalb ich lachen musste. Als er mich wieder runter ließ, standen wir wieder voreinander, aber nicht so wie eben.
„Dein Lachen gefällt mir mehr, als wenn du traurig bist. Das mit Alex ist Vergangenheit, du bist hier sicher. Keiner würde dir so etwas jemals wieder antun, ansonsten hat er sein eigenes Grab geschaufelt." Leon lächelte mich an, was ich dann auch erwiderte.
„Danke Leon." sagte ich und er nickte.

{Leon-Sicht}
Was war das denn? Alice und ich hatten schon öfters mal Momente, wo wir uns nahe waren, aber das eben war etwas anderes. Wir waren uns irgendwie noch näher und es war intensiver, als die anderen Male. Ich glaube sogar, dass wir uns fast geküsst hätten. Aber das konnte ich nicht! Ich konnte Alice doch nicht küssen. Sie hat mir von ihrem Ex erzählt und was sie erlebt hatte, da kann man sowas nicht machen. Nach dem ich sie kurz im  Kreis gedreht hatte, standen wir wieder neben einander, aber diesmal mit abstand. Nichtmal eine Minute später kamen schon Marlon und Juli angefahren.
„Na ihr zwei." begrüßte uns Marlon und sah uns grinsend an. Warum auch immer.
Er kam auf mich zu und schlug mit mir ein, dann ging er zu Alice und umarmte sie. Juli begrüßte uns auch beide und zusammen warteten wir auf die Anderen. Alice unterhielt sich mit Marlon und sah dabei erleichtert oder zufrieden aus. Sie sah dann zur Seite und fing an mit strahlen. Sie strahlte förmlich über das ganze Gesicht.
Ich sah in die selbe Richtung wie sie und sah, dass Maxi und Markus ankamen. Markus fing auch an, breit zu lächeln, als er Alice sah. Markus brachte sein Rad weg und Alice lief auf ihm zu. Sie lächelten sich an und umarmten sich dann. Plötzlich wurde ich an der Seite angetippt. Es war Juli, welcher mich ernst ansah.
„Du solltest echt lernen, sie nicht anzustarren." meinte er leise und ich sah ihn böse an.
„Und du solltest aufhören, dir sowas einzubilden." sagte ich und Juli fing an mit grinsen. Nach ca 5 min kamen auch die Anderen.
Zusammen fingen wir an zuspielen. In meinem Team waren Markus, Juli, Nerv. In Alice Team waren Marlon, Maxi und Raban.
Diesmal wollte Joschka aussetzten, warum auch immer. Wir spielten eine Weile und es 1:2 für Alice, aber sie wirkte plötzlich so abwesend. Sie blieb mitten auf dem Feld stehen und sah zum Eingang.
Die Jungs spielten noch weiter und schienen es nicht zu bemerken. Ich lief auf sie zu und sah sie verwirrt an.
„Hey, alles okay?" fragte ich und legte eine Hand auf ihren Rücken. Ich merkte wie sie kurz zuckte und die Luft kurz anhielt.
„Ja, alles gut. Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen." meinte sie und lächelte mich an.
„Sicher?" fragte ich nochmal nach und sie nickte.
„Ja. Wir sollten weiter spielen oder willst du verlieren?" Alice fing an mit grinsen und drehte sich dann um. Sie rannte über das Feld, bis ihr jemand den Ball zu passte. 
„Na warte!" rief ich und rannte los.

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