Kapitel 79

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{Leon-Sicht}

Ich stand wie angewurzelt da und bewegte mich nicht einen Zentimeter. Warum ich mich nicht bewegte? Weil ich mit ansehen durfte, wie Alice durch das Tor gefahren ist, nachdem sie offenbart hat, dass sie das Gespräch gehört hat. Leider konnte ich ihr nicht sagen, das sie es falsch verstanden hat. Ich konnte ihr nicht sagen, dass sie nicht alles gehört hat, dass ich es anders gemeint hatte. Natürlich hätte ich zu ihr gehen können und mit ihr reden können, aber irgendwas hielt mich davon ab.
„Leon!" schrie jemand wütend und brachte mich damit zurück in die Realität. Ich sah die Person geschockt an und erkannte, dass es Markus war, welcher mich angeschrien hat. Aus dem Augenwinkel nahm ich auch Marlon war. Im Gegensatz zu Markus, sah er nicht wütend aus, sondern besorgt.
„Leon?" fragte er vorsichtig und kam ein Schritt auf mich zu. Ich hob meine Hand und schüttelte abwesend den Kopf, weshalb Marlon stehen blieb.
Meine Schritte waren zuerst langsam, als ich an Marlon und Markus vorbei ging, aber sie wurden immer schneller. Kurz darauf fing ich an zu rennen und rannte somit eine kleine Treppe nach oben, bis ich auf einer Mauer stand. Von dort aus, konnte ich sehen, was sich alles vor dem Tor befand und von wo wir gekommen sind. Somit konnte ich auch noch Alice sehen, denn sie ist für einen Moment stehen geblieben und sah in meine Richtung. Ich musste schlucken, denn obwohl ich ihren Blick nicht sah, wusste ich, dass in ihren Augen große Wut aufblitzte. Alice umfasste ihren Griff am Motorrad fester und ließ es einmal aufheulen, weshalb ich ein wenig zusammen zuckte. Kurz darauf wandte Alice ihren Blick ab und
fuhr weiter und ich wusste nicht wohin.

Scheiße! Scheiße! Scheiße!
Das war das einzige, was in meinem Kopf war. Dieses eine Wort, dass alles am besten beschreibt. Denn es war alles scheiße! Und ich war an allem Schuld. Alice war weg, meinetwegen. Die Jungs werden wütend sein, meinetwegen. Unsere Hoffnung ist verloren, meinetwegen. Und es ist wahrscheinlich schon zu spät, es zu ändern, denn sie ist weg. Es fühlt sich überhaupt nicht gut an, kein bisschen.
„Leon du musst was tun!" sagte Klette neben mir, die plötzlich aufgetaucht war. Ich erschrak und trat ein Stück zurück, denn ich war tief in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht mitbekam, wie sie zu mir kam.
„Ach ja? Und was soll ich bitte tun?" fragte ich und schüttelte meinen Kopf, denn es war schon zu spät.
„Ich kann nicht mehr tun, sie ist weg!" fügte ich noch schnell hinzu und sah wieder zum Wald hinaus.
„Glaub mir Leon, du musst nur ein Weg finden und mit ihr reden! Sag ihr was du fühlst und sie wird dir verzeihen." sagte Klette und ich sah sie geschockt an. Plötzlich blitzte wieder einmal Zorn in mir auf und eine Mauer stellte sich in meinem Inneren auf. Diese Mauer existiert schon lange und wird immer spürbar, sobald jemand versucht eine Grenze bei mir zu überschreiten, vor allem bei meinen Gefühlen, so wie sie es gerade tut. Ich muss zugeben, Vanessa ist für diese Mauer verantwortlich und Alice hat dafür gesorgt, dass es diese Mauer eine Weile nicht mehr gab. Sie war die erste Person, die es geschafft hat, diese Mauern zu umgehen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Leider ist es seit kurzem wieder anders. Als ich Alice geküsst hatte, dachte ich, dass diese Mauern endgültig fallen würden, so hat es sich nämlich angefühlt. Aber seit dem wir hier her gefahren sind, ist irgendwas schief gelaufen. Alice hat mich von sich gestoßen und die Mauer kam langsam wieder. Am schlimmsten wurde es jedoch, als sie alleine mit Eric weggegangen ist und dann noch dieser David kam. Sobald er da war, war alles vorbei und ich verspürte nur noch wut und Zorn, genauso wie damals. Jedoch weiß das keiner, nicht mal mein Bruder , denn ich wusste nie, ob es richtig ist, ihm das zu erzählen.
„Du kennst mich nicht, also sag mir nicht was ich fühle!" fuhr ich sie an, was sie aber nicht interessierte.
„Sie kann aber gut beobachten." Erics Stimme erklang hinter Klette, sie sah ihn zuerst geschockt an und senkte dann ihren Blick.
„Es wird Zeit, wir müssen reden. Wir treffen uns in ein paar Minuten in der Mitte von Ragnarök." sagte Eric und verschwand direkt wieder. Klette sah mich nochmal kurz an und verschwand dann auch.
Dieses Mädchen weiß zu viel, viel mehr als mir lieb ist, aber sie weiß auch viel über Alice. Sie muss mir sagen was passiert ist, da war ich mir sicher!

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