Kapitel 4

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Lea löst sich nun doch von mir und blickt sich neugierig um. Ich erkenne den Platz problemlos wieder. Auch, wenn ich genau genommen noch nie hier war, habe ich ihn gesehen, als ich in die Geschichten versunken war.

„Hübsch hier", meint Lea.

„Mir kommt es so vor, als wäre ich schon hier gewesen", gestehe ich.

„Waren die Geschichten so realistisch?"

„Offenbar."

„He, was wollt ihr hier? Wer seid ihr? Wie kommt ihr hierher?"

Ich drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Eine Gruppe Halbstarker kommt auf uns zu. Einer von ihnen scheint eindeutig der Anführer zu sein. Er ist etwa in meinem Alter, sieht verdammt gut aus und hat einen muskulösen Körper. Sein Blick ist allerdings abweisend und ich habe den Eindruck, sogar Hass darin zu erkennen.

„Hallo! Wir möchten zu Luna", sage ich freundlich. Ich muss mich dazu zwingen, zu lächeln, und mich nicht auf seinen herablassenden Ton einzulassen.

„Sie wollen zu Luna", lacht er hämisch. „Sonst noch etwas?"

„Nein, das würde fürs Erste reichen."

Die jungen Männer umzingeln uns. Trotzdem bleibe ich ruhig und Lea grinst sowieso, sie vertraut meinen Kräften. Sie mustert die Kerle ganz ungeniert.

„Ihr könnt auch mit mir reden", meint der Anführer.

„Nein danke, wir suchen Luna."

Plötzlich zieht er ein Messer und hält es Lea an den Hals. Er packt sie dabei grob an den Haaren und sein Gesichtsausdruck wird verbissen.

„Wenn ich dir sage, du kannst mit mir sprechen, dann ist das ein großes Entgegenkommen. Aber, wenn du nicht willst, dann mache ich kurzen Prozess und fange gleich mit deiner Freundin an. Sag der Kleinen noch schnell Lebewohl! Wenn du willst."

Jetzt wird Lea doch etwas blass und sie schaut mich schockiert und hilfesuchend an. Ich dagegen werde wütend, ja fuchsteufelswild.

„Lass sofort meine Freundin los!", sage ich gefährlich leise.

„Sonst?", antwortet er hämisch und grinst hinterhältig.

„Das willst du nicht erleben."

Ich verenge die Augen und in mir staut sich eine gewaltige Wut auf. Ich spüre, wie die Macht in mir die Kontrolle übernimmt. Ich kann nichts dagegen tun. Vier riesige Feuerkugeln schießen aus meiner Hand und auf das Haus des Rates zu. Es wird mit einem gewaltigen Knall getroffen und geht sofort in Flammen auf. Alle um uns herum schreien erschrocken auf.

Aber damit nicht genug. Es erhebt sich ein gewaltiger Sturm. Er packt einen nach dem anderen von den Freunden des Burschen, der Lea bedroht. Sie werden Dutzende Meter weit nach hinten geschleudert und rutschen schmerzvoll über den Boden. Aus dem Nichts schießt der Ast eines Baumes auf den Burschen zu, haarscharf an Lea vorbei und trifft den jungen Mann hart an der Schulter, sodass er aufschreit und das Messer fallen lässt.

Der Sturm, der kurz zuvor die Burschen erfasst hatte, wird zu einer sanften Briese. Diese weht auf Lea zu, hebt sie sanft hoch und stellt sie hinter mir ab. Gleichzeitig fährt ein gewaltiger Blitz aus heiterem Himmel genau zwischen mir und dem Burschen, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schulter hält, in den Boden. Ein riesiger Krater tut sich auf und bildet ein unüberwindbares Hindernis zwischen uns.

„Was war das denn?", staunt der junge Mann ganz geschockt.

„Das passiert, wenn man eine sehr mächtige Magierin, die erst vor wenigen Tagen ihre Kräfte entdeckt hat und sie noch nicht richtig kontrollieren kann, wütend macht, mein Sohn", sagt eine Frau, die gelassen auf uns zukommt.

Legenda Major - Aurorae MundiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt