Kapitel 14

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Jelena und ich sind auf dem Weg zu König Xerius und Prinzessin Everia. Das Debakel von Lord Kemenor bei seinem Zug zur Militärbasis hat sich im Land wie ein Lauffeuer verbreitet. Der mächtige Herrscher wurde zur Witzfigur. Ich kann mir vorstellen, dass er vor Wut kocht und wenn er wüsste, dass ich dahinterstecke, würde er mich jagen lassen. So aber scheint es eine Verkettung ungünstiger Ereignisse.

„Freust du dich darauf den König wiederzusehen?", erkundige ich mich bei Jelena. Dabei versuche ich so uninteressiert zu klingen, wie möglich.

„Den König? Warum?"

„Spiel nicht die Scheinheilige. Du magst ihn."

„Woher willst du das wissen?"

„Ich weiß, dass ihr euch, wenn ihr euch unbeobachtet fühlt, mit du ansprecht."

„Hast du uns belauscht?"

„Das war nicht zu überhören."

„Ja, er ist ein toller Mann", druckst sie nach einer Pause herum.

„Nur ein toller Mann?"

„Genaueres kann ich jetzt auch noch nicht sagen", antwortet sie leicht genervt.

Für mich ist das ein Zeichen, Thema zu wechseln. Ich will sie nicht verärgern. Ich möchte sie schließlich auf unsere Seite ziehen.

„Als Rebellenführerin würdest du es doch gutheißen, wenn eine Adelige einen Mann aus dem Volk heiraten möchte?"

„Eine Adelige? Wie kommst du jetzt auf dieses Thema?"

„Wenn sich eine Rebellenführerin für einen König interessiert, dann müsste es doch umgekehrt auch möglich sein."

„Der König mag die Rebellenführerin oder, was willst du jetzt sagen?"

„Vergiss den König und die Rebellenführerin. Denk an eine Prinzessin und einen gewöhnlichen Wachmann."

„Das wäre nach herrschender Sitte unmöglich."

„Warum?"

„Da gibt es Traditionen."

„Dumme Traditionen."

„Möglich, aber es gibt sie."

„Ist es besser, eine Prinzessin heiratet einen Adeligen, der es nur auf ihren Titel abgesehen hat und sie unglücklich macht oder, dass sich die beiden lieben, egal ob sie nun adelig sind oder nicht."

„Meine Meinung kennst du. Aber mich fragt da keiner. Ich frage mich allerdings, warum willst du das jetzt wissen?", antwortet sie. Dann reißt sie die Augen auf. „Nein! Du willst mir doch nicht etwas sagen ..."

„Doch, genau das will ich dir damit sagen und ich hoffe, du bist auf unserer Seite."

„Auf unserer Seite? Willst du die Prinzessin heiraten?"

„Nein, wo denkst du denn hin. Ich bin doch kein Wachmann."

„Auch wieder wahr."

„Also, was ist mit dir?"

„Was soll mit mir sein. Ich habe da nichts zu entscheiden."

„Aber du hast großen Einfluss auf den König, vermute ich."

Bevor wir unser Gespräch zu Ende führen können, setze ich zur Landung an. Als ich mich zurückverwandelt habe und wir zu Fuß zum Schloss gehen, gibt sich Jelena auffallend nachdenklich und so vermeide ich es, das Thema noch einmal anzusprechen. Ich weiß dabei nicht, ob sie über die Prinzessin, über ihren Einfluss auf den König oder gar über ihr eigenes Verhältnis zum König und die sich daraus möglicherweise ergebende Situation nachdenkt.

Legenda Major - Aurorae MundiWhere stories live. Discover now