Kapitel 7

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Die Tage ziehen sich hin. Am Vormittag habe ich Unterricht mit Greta, am Nachmittag werde ich von Leo gequält und immer wieder zu Boden geworfen. Am Abend unternehme ich mit Lea immer zwei bis drei Flüge, um Lebensmittel auszuliefern. Wir haben unsere Technik tatsächlich so weiterentwickelt, dass wir ohne Verwandlung abladen und weiterfliegen können. Wir haben auch zwei Netze, sodass das zweite beladen wird, während wir das erste ausliefern.

Zum Glück bringt mir Greta nicht nur Wissen über das Reich der Mitte und des Südens sowie über Bräuche, Etikette und Gepflogenheiten bei, sie hilft mir auch meine Kampfkünste zu verbessern.

Ich nehme inzwischen eine ganz passable Grundhaltung ein, mein Stand hat sich verbessert und die einzelnen Kämpfe mit Leo dauern zunehmend länger. Er hat sichtlich mehr Mühe, mich zu Fall zu bringen. Trotzdem habe ich es bisher noch nicht geschafft, ihn zu besiegen.

Dank der theoretischen Tipps von Greta, kann ich diese nicht nur in die Tat umsetzen, wenn ich mit Leo kämpfe, mein Verständnis für den Kampf hat sich in den letzten Tagen deutlich verbessert und ich schaue mir von Leo immer wieder Tricks und Finten ab. Ich versuche zu lernen, schnell zu lernen. Ich lechze förmlich danach, endlich auch einmal ihn aufs Kreuz zu legen.

„Du bist eine Minute zu spät", motzt Leo, als ich heute an unserem Trainingsplatz erscheine.

„Mann, eine Minute! Was ist schon eine Minute?", zicke ich zurück.

„Dann wollen wir schauen, ob du gestern etwas gelernt hast", grinst er hämisch.

Sofort gehe ich in die Grundhaltung. Das Holzschwert liegt inzwischen gut in meiner Hand. Ich habe auch gelernt, nicht ungeduldig zu sein und nicht gleich anzugreifen. Ich lasse immer öfter Leo angreifen. Gretas Rat war, den Gegner den ersten Schritt machen zu lassen, zu parieren und darauf zu warten, dass ihm ein Fehler unterläuft. Diesen soll ich erkennen und sofort zu meinem Vorteil nutzen.

Bisher hatte ich Mühe, die Fehler zu erkennen und vor allem habe ich es noch nicht geschafft, schnell zu kontern und meinen Vorteil zu nutzen. Doch heute, das nehme ich mir fest vor, soll es anders werden. Ich hatte schließlich genügend Zeit, Leos Technik zu studieren und mich auf ihn einzustellen.

Leo wird tatsächlich ungeduldig, greift an und ich pariere. Mit einer geschmeidigen Bewegung greife nun ich an und kann einen Treffer gegen seine linke Schulter landen.


„Nicht schlecht", meint er. „Aber das reicht noch nicht, einen Gegner auszuschalten."

Nun greift er an, ich weiche zur Seite und stelle ihm dabei instinktiv ein Bein. Es ist keine bewusste Handlung, ich habe fast den Eindruck, als würde mein Körper die Kontrolle über mich übernehmen. Doch es ist genau der richtige Konter. Leo kommt aus dem Gleichgewicht, taumelt und fällt der Länge nach hin. Immer noch, ohne nachzudenken, setze ich meinen Fuß auf seinen Rücken und halte mein Schwert gegen sein Genick.

„Tot!", sage ich triumphierend.

„Auch ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn", meint er leicht verärgert. „Gleich nochmal!"

Ich lasse von ihm ab, Leo steht auf und wir stellen uns wieder in Kampfposition hin. Erneut greift Leo an, er will offenbar seinen Fehler so schnell wie möglich wieder ausbügeln. Aber ich pariere und weiche geschickt aus. Er hat sichtlich Mühe, während es mir zunehmend leichter fällt, seine Angriffe zu blocken oder ins Leere laufen zu lassen. Erneut warte ich darauf, dass er einen Fehler macht. Irgendwann, so hat mir Greta geraten, macht jeder einen Fehler und dann bist du am Zug.

So passiert es dann auch tatsächlich. Leo achtet nicht auf einen Angriff von mir und sofort übernimmt mein Körper, als sei er ein eigenständiges Wesen. Ich weiß zwar, dass das immer noch ich bin, aber ich muss nicht mehr nachdenken und überlegen, ich weiß sofort, was ich machen muss und schon liegt er wieder auf der Erde, diesmal auf dem Rücken und ich kann meine Holzklinge mit einem gemeinen Grinsen an seinen Hals setzen.

Legenda Major - Aurorae MundiWhere stories live. Discover now