Kapitel 19

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Als ich nach der Besprechung den Saal, in dem die Besprechung stattgefunden hat, verlassen will, höre ich, wie jemand meinen Namen ruft. Ich drehe mich um und sehe Severin, der eilig auf mich zukommt. Ich hatte ihn schon während der Besprechung gesehen und ihm ein Lächeln geschenkt.

„Hast du Zeit für einen Spaziergang?", erkundigt er sich schüchtern.

„Bis zum Abendessen ist es noch ein Stück hin", lächle ich. „Gehen wir in den Garten?"

Als er mich erreicht hat, gehe ich los, um in den Garten zu gelangen. Er geht einige Zeit wortlos neben mir her. Erst als wir durch die Tür in den Garten treten und schon etwa 100 Meter auf dem Kiesweg zurückgelegt haben, bleibt er stehen und dreht sich zu mir her. Ich bleibe auch stehen und wende mich in seine Richtung. Ich blicke ihn erwartungsvoll an.

„Ich mache mir Sorgen", sagt er.

„Die mache ich mir auch. Wer weiß, ob wir Lord Kemenor besiegen können. Seine Soldaten sind viel besser ausgerüstet."

„Ich mache mir deinetwegen Sorgen."

„Meinetwegen?"

„Du wirst kämpfen, an vorderster Front."

„Natürlich, ich bin die Anführerin."

„Könntest du nicht hinter den Linien bleiben und Befehle geben?"

„Ich soll kneifen?"

„Nein, so meine ich das nicht. Du sollst vorsichtig sein."

„Das werde ich sein. Ich hänge schließlich an meinem Leben. Aber ich werde mich ganz sicher nicht hinten irgendwo verkriechen und die anderen kämpfen lassen. Ich werde mit gutem Beispiel vorangehen. Für mich macht das eine gute Anführerin."

„Das stimmt schon. Trotzdem mache ich mir Sorgen um dich."

„Warum?"

„Weil ich dich mag, sehr sogar."

Er schaut mich treuherzig an. Schmerz und Sorge liegt in seinen Augen. Und beides gilt mir. Das wird mir in dem Moment bewusst. Ein Mann macht sich meinetwegen Sorgen.

Aber was empfinde ich für ihn? Diese Frage stelle ich mir erst jetzt. Gut, vorher hatte ich auch wenig Zeit dazu und keine Veranlassung. Aber jetzt werde ich ihm wohl oder übel eine Antwort geben müssen. Die Pause, die entsteht, ist eh schon peinlich genug. Ich räuspere mich.

„Sag nichts, ich habe mich zum Affen gemacht", meint er, bevor ich eine Antwort geben kann.

„Das ist es nicht", antworte ich beruhigend. Ich lege dabei meine Hände auf seinen Arm. „Ich mag dich auch. Allerdings bin ich mir noch nicht im Klaren, wie sehr ich dich mag. Ich hatte in den letzten Wochen einfach unglaublich viel um die Ohren, dass ich mich um meine Gefühle gar nicht kümmern konnte."

„Du wirst doch wissen, was du mir gegenüber empfindest?", meint er leicht aufgebracht.

„Severin, das sagt sich so einfach. Ich bin ein junges Mädchen und habe nicht viel Erfahrung mit der Liebe. Ich war in meiner Welt nicht sehr umschwärmt und die Typen, die mir nachgestellt haben, wollte ich nicht. Ich gebe es ungern zu, aber es ist nun Mal so, ich bin in der Liebe noch etwas unerfahren. Gib mir bitte Zeit, Zeit herauszufinden, wer ich bin und ob es Liebe ist, was ich für dich empfinde."

Ich schaue ihn dabei ehrlich an. Jedes Wort, das ich gesagt habe, entspricht der Wahrheit. Das alles ist sehr neu für mich und ich weiß noch nicht wirklich, wie ich damit umgehen soll. Vor allem, weil ich sonst auch ganz schön viel um die Ohren habe.

Legenda Major - Aurorae MundiWhere stories live. Discover now