Kapitel 20

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Wir haben noch eine Weile geredet. Es waren aber nur noch belanglosere Dinge, die wohl eher dazu angetan waren, uns besser kennenzulernen. Wir sind noch lange durch den Garten gewandert und erst spät zu Bett gegangen. Severin hat mich höflich bis zu meinem Zimmer gebracht. Das Abendessen haben wir einfach ausfallen lassen. Die Zeit zu zweit war uns beiden viel wichtiger.

Er wollte sich etwas schüchtern, nach einem 'Gute Nacht' einfach umdrehen und gehen. Ich komme ihm allerdings zuvor und ziehe ihn in eine Umarmung und hauche ihm einen Kuss auf die Wange.


„Danke für den wunderschönen Abend."

„Ich muss danken", meint er und wird dabei sogar leicht rot.

Ich finde das einfach süß und gebe ihm gleich noch einen Kuss auf die andere Wange. Dann aber lasse ich ihn los und er macht sich auf den Weg zu seinen Räumen. Dabei blickt er sich fast die ganze Zeit um und stolpert einmal fast über seine eigenen Beine. Ich muss kichern und drehe mich zu meiner Zimmertür, die ich öffne und mich hineinschleiche.

„Wo warst du?", erkundigt sich Serafina. Sie sitzt aufrecht im Bett und ihr Ton ist vorwurfsvoll.

Ich hatte schon erwartet, dass sie es sich nicht nehmen lässt, in meinem Zimmer zu schlafen, so wie sie es auch im Land der magischen Wesen macht. Dort allerdings muss sie allein schlafen, wenn ich unterwegs bin.

„Ich war im Garten."

„Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?"

„Bist du meine Mutter, junge Dame?"

„Ich habe mir Sorgen gemacht!"

Ich gehe auf sie zu, setze mich aufs Bett und nehme sie in den Arm. Sie drückt sofort den Kopf zwischen meine Brüste und kuschelt sich an mich.

„Entschuldige, aber ich brauche auch zwischendurch etwas Zeit für mich."

„Du warst mit einem Mann."

„Ja und?"

„Du hast gesagt, Zeit für dich."

Nun muss ich lachen. Ihr grimmiger Blick wird noch eine Spur vorwurfsvoller. Sie nimmt es mir übel, dass ich lache.


„Ich will dich nicht auslachen", beruhige ich sie. „Du darfst das nur nicht wörtlich nehmen. Es war für mich eine kurze Zeit, in der ich nicht an meine üblichen Probleme und Sorgen denken musste. Ich konnte etwas tun, was normale Mädchen jeden Abend machen können."

Serafina blickt mich mit einem durchdringenden Blick an. Ich sehe jedoch, dass sie über das, was ich gesagt habe, nachdenkt und sich Gedanken macht.

„Du hast es nicht leicht", sagt sie schließlich, „Stimmt's?"

„Ich beklage mich nicht. Mir wurde eine Aufgabe in die Wiege gelegt und ich bin bereit, sie anzunehmen. Aber es ist, wie bei allem, man braucht auch zwischendurch eine Pause, eine kurze Zeit, in der man an ganz andere Dinge denkt und sich nicht den Kopf zerbrechen muss."

„Wozu braucht man dabei einen Mann?", will sie wissen.

„Man braucht ihn nicht", lache ich. „Es ist aber so, dass der Mensch dazu neigt, einen Partner zu finden, mit dem er eine Beziehung eingeht, in der er sich wohlfühlen kann."

„Aber du hast doch mich", meint sie ernst.

„Ich bin unglaublich froh, dass ich dich habe. Genau das habe ich vorhin Severin gesagt. Aber es gibt Dinge, da ist ein Mann ganz nützlich", sage ich lächelnd.

„Zum Beispiel, um Kinder zu machen?", will sie wissen.

„Meine liebe Serafina, das ist nicht die richtige Zeit und ich bin nicht die richtige Person, um mit dir über solche Themen zu sprechen", wehre ich ab.

Legenda Major - Aurorae MundiWhere stories live. Discover now