Kapitel 23

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Ich sitze im Thronsaal. Allerdings habe ich einen ovalen Tisch hineinstellen lassen, an dem wir alle sitzen. Es sind mein Vater, Führer der Rebellen und einige Beamte, die unter Lord Kemenor gedient haben. Am Tisch sitzen nur jene, die wirklich vertrauenswürdig sind. Vater hat sie ausgesucht, da er einige von ihnen noch aus der Zeit kannte, als meine Mutter Königin war. Zusammen mit diesen hat er die übrigen, die später gekommen sind, bewertet und nur jene ausgesucht, die allein des Zwanges wegen treu zu Kemenor waren.

Seit der Machtübernahme gestern hat sich schon einiges getan. Das Schloss wurde auf Vordermann gebracht, Gefangene, die nur wegen ihrer Gesinnung eingekerkert worden sind, wurden freigelassen und Vater hat den Verwaltungsapparat durchforstet. Nun möchte ich die ersten Schritte setzen.

„Wie ist die Situation", frage ich.

„Im Volk verbreitet sich die Nachricht von der Entmachtung Kemenor's wie ein Lauffeuer und alle jubeln", antwortet mein Vater.

„Wie steht es um die Versorgung der Menschen?"

„Dank Eurer Unterstützung in den letzten Wochen, haben so gut wie alle genügend zu essen", antwortet ein Mann um die 30. „Wir müssen nur dafür sorgen, dass sich die Lage nicht wieder verschlechtert."

„Wie steht es um die Landwirtschaft, die Handwerker, die Kaufleute und alle anderen Berufe?"

„Die Landwirtschaft braucht dringend Saatgut, das Handwerk klappt einigermaßen, auch wenn die Auftragslage schwach ist und in einigen Fällen die Rohstoffe fehlen. Die Kaufleute haben vielfach keine Waren", antwortet der Mann von vorhin. „Dort muss sich einiges ändern."

„Wie ist Euer Name?", frage ich ihn. Er scheint ein Mann der Tat zu sein.

„Ich heiße Boridin, Eure Majestät."

„Lass das mit den Titeln. Ich heiße Aurora und ich werde auch euch alle hier nur mit dem Namen ansprechen."

Ich blicke in die Runde und kann in den Augen einiger Anwesenden Überraschung erkennen. Aber sie fangen sich bald.

„Wie steht es um die Finanzen?"

„Wir haben niemand, der sich darum kümmern kann. Kemenor hat alles selbst verwaltet. Er hatte nur noch einen treuen Mann, der allerdings im Kampf getötet wurde, weil er sich nicht ergeben wollte", antwortet mein Vater.

„Gut, da werde ich versuchen Abhilfe zu schaffen", sage ich mehr zu mir als zu den Anwesenden. „Ich denke jedoch, Geld und Gold sind zur Genüge vorhanden."

„Kemenor hat alles in einem Raum gebunkert, zu dem niemand außer ihm Zutritt hatte. Ich weiß nicht, wie wir da hineinkommen sollen."

„Das lass meine Sorge sein", beruhige ich ihn. „Du, Vater, übernimmst wieder das Kommando über die Wachen und die Krieger. Du, Boridin versuchst bitte zu erheben, was wir alles brauchen. Ich werde mein Möglichstes tun, um alles so schnell wie möglich zu besorgen. Was den Handel betrifft, so wird dieser ab morgen auch mit dem Reich des Nordens und des Ostens möglich sein."

„Die sind uns nicht wohlgesonnen", wirft Boridin ein. „Es gibt immer wieder Auseinandersetzungen an den Grenzen. In letzter Zeit haben diese sogar noch zugenommen."

„König Xerius und Prinzessin Everia waren Lord Kemenor gegenüber nicht sonderlich zugetan. Ich werde sie informieren, dass ich die Macht übernommen habe und sie werden froh sein, dass der Handel zwischen den beiden Reichen wieder aufgenommen werden kann."

„Du kennst den König?", wundert sich Boridin.

„Ach Vater, da fällt mir ein, lass einen Boten schicken, dass die Grenzposten sich zurückziehen sollen, um jede Kampfhandlung zu vermeiden."

Legenda Major - Aurorae MundiWhere stories live. Discover now