Kapitel 16

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Ich bin inzwischen wieder seit drei Wochen zurück und habe meinen üblichen Rhythmus wieder aufgenommen. Am Vormittag pauke ich mit Greta, am Nachmittag trainiere ich mit Leo und am Abend fliege ich Lebensmittellieferungen. Immer wieder schaue ich bei den Rebellen vorbei, so auch heute.

Inzwischen kennen mich alle und ich werde gar nicht mehr angehalten, wenn ich vom Landeplatz zur Höhle gehe. Dort treffe ich auf meinen Vater.

„Aurora, wie geht es dir?", begrüßt er mich.

„Danke, ein wenig müde, sonst aber ist alles gut."

„Kemenor gibt in einer Woche einen Ball zu seinen Ehren. Er will sich wohl nach der Blamage auf seiner Reise zu den Kämpfern, wieder von seiner besseren Seite zeigen."

„Dann wollen wir ihm doch die Suppe auch dieses Mal versalzen", grinse ich.

Mein Vater schaut mich mit weit ausgerissenen Augen an. Im ersten Moment schafft er es nicht, etwas zu sagen.

„Du willst doch nicht etwa ...?"

„Warum nicht?"

„Wenn er dich erkennt!"

„Dann wird er mich in den Kerker werfen lassen."

„Das kannst du nicht riskieren."

„Vater?", sage ich. „Dir ist hoffentlich klar, dass ich schon mal in den Kerker eingebrochen bin, um Serafina zu befreien. Dann werde ich es wohl noch schaffen, auszubrechen."

„Das Risiko ist zu groß", wehrt er ab.

„Jetzt gönn mir doch meinen Spaß", bitte ich ihn lachend.

„Dass ihr jungen Leute nichts ernst nehmen könnt!", jammert er.

„Wie kommst du jetzt auf so eine Idee?"

„Du willst ihn nur necken."

„Ich will ihn mürbe machen."

„Wie hast du dir das denn vorgestellt? Du kommst da doch nie hinein!"

„Ich finde schon einen Weg, keine Sorge."

Mit diesen Worten mache ich mich auf den Weg zurück ins Land der magischen Wesen. Dort eile ich gleich zu Luna und erzähle ihr vom Ball und meinen Plänen.

„Riskant ist es schon, da muss ich deinem Vater zustimmen."

„Mann, Luna, ich bin ein Drache. Wer soll mich denn bitte aufhalten?"

„Viele Hunde sind des Hasen Tod. Sei nicht zu leichtsinnig."

„Ich bin ganz sicher nicht leichtsinnig. Aber ich will den Feind verunsichern, ihn aus dem Konzept bringen und ihm meine Macht zeigen. Er soll Respekt vor mir bekommen."

„Na gut, ich würde vorschlagen, wir fangen die Einladung von Gräfin Westerstein ab. Die ist etwa in deinem Alter und geht ganz sicher nicht zu diesem Ball, weil sie sehr kränklich ist. Sie wird nur eingeladen aus Höflichkeit, allerdings rechnet niemand mit ihrem Erscheinen."

Tatsächlich hat Luna die Einladung von ihren Spionen abfangen lassen. Sie hat mir auch ein wunderschönes und für den Anlass ausgesprochen passendes Kleid anfertigen lassen. In dieses gekleidet und der Einladung in der Hand stehe ich nun am Abflugplatz.

„Pass auf dich auf, mein Kind", sagt Tante Luna. Dabei drückt sie mich eng an sich.

„Ich werde vorsichtig sein, versprochen."

„Du musst kränklich wirken. Sonst fällt auf, dass du nicht die Gräfin Westerstein bist."

„Ach, schmerzen mich meine Füße und mein Rücken ist eine Qual", jammere ich gespielt und nehme dabei eine unnatürliche Haltung ein.

Legenda Major - Aurorae MundiWhere stories live. Discover now