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Meine Mutter sah mich mit ihren liebevollen, braunen Augen an, «Ich muss etwas in einem Nachbargebiet regeln, du weisst, was du im Notfall machst?», sie sah mich eindringlich an und ich nickte eifrig.

«Gut», zum Abschied umarmten wir einander fest und sie küsste mich auf die Nase, was mich zum Lachen brachte.

«Ich hab dich lieb, Mama», sagte ich und umarmte sie noch ein weiteres Mal, «Ich dich doch auch», ihre Wärme hüllte mich ein, bevor sie mich wieder losliess und mir zuwinkte, während sie sich in ihr Auto setzte und daraufhin wegfuhr.

Meine Tante trat neben mich, wartete recht offensichtlich darauf, dass ich mich umdrehte und zurück ins Haus ging. Doch ich sah meiner Mutter nach, bis ihr Gefährt nur noch ein kleiner Punkt an unserem Haupttor war. Eine kurze Weile lang blieb ich noch stehen und nahm den Anblick meines Zuhauses in mich auf, dann drehte ich mich auf meinem imaginären Absatz um und ging zurück ins Haus.
Kaum hatte ich den Treppenansatz erreicht, rief meine Tante meinen Namen und ich drehte mich erwartend zu ihr.
Sie war meiner Mutter sehr ähnlich, doch statt braunen hatte sie grüne Augen.

«Wir machen einen kleinen Ausflug. Pack deine wichtigsten Sachen, du brauchst nicht viel», sie klang einigermassen überzeugend, doch ich durchschaute mit meinen neun Jahren ihren Plan.

«Fliegen wir oder fahren wir mit dem Auto, Tante Rina?», fragte ich also und überlegte im Stillen schon, was ich alles brauchen würde.

«Wir fliegen, relativ weit, aber es wird dir sicher gefallen», ihr falsches Lächeln war widerlich und so nickte ich und flitzte dann die grosse Treppe hinauf in mein Zimmer.

Dort packte ich eilig alles wertvolle in einen Koffer. Meine Kuscheltiere, meinen Schmuck, meine einfachen Kleider und drei schöne Kleider. Meine Zahnbürste und noch vieles weiteres.
Ich packte so, als würde ich nie wieder hier her kommen.
Und daher stand ich eine gute halbe Stunde später mit meinem Koffer, der mit bis zur Brust ging, vor meinem Zimmer und war bereit zur Abreise.
Tante Rina nahm meinen Koffer und wies mich an, mich von meinem Cousin Felix zu verabschieden, dem ich bei seinem angespannten Blick aufmunternd zulächelte und winkte.

Die nächsten Stunden gingen schnell vorüber und ehe ich es mich versah waren wir von meinem Zuhause zum Flughafen gefahren, von wo wir in ein Flugzeug einstiegen und schliesslich in einem anderen Land und wahrscheinlich auch Kontinent landeten.
Als wir schliesslich vor einem grossen Haus standen, auf dem in schwachen Buchstaben noch gerade so 'Kinderheim Rosenstadt' zu lesen war, wusste ich, dass es eine gute Idee war, all mein Hab und Gut einzupacken.

Mir wurde ein Zimmer gezeigt und gesagt, dass ich meinen Koffer behalten dürfe, es jedoch niemandem sagen solle, da andere eifersüchtig werden und ihn stehlen könnten.
Als dann meine Tante plötzlich verschwunden war, stand es für mich fest.

Meine Tante hatte mich hier, in einem Kinderheim weit weg von Zuhause, entsorgt.

❥︎ ❥︎ ❥︎

Ja, das war meine ach so traurige Geschichte. Nur war es zu dumm, dass es mir blendend ging. Meine Tante dachte wahrscheinlich, ich sei tot oder hätte meine Identität vergessen. Doch ich war schlauer als das. Im Kinderheim hatten mich bald Darwin und Ethan, zwei Werwölfe, ausgesucht und adoptiert.
Zugegeben, ich hatte mir auch alle Mühe gemacht, dass sie mich bemerkten.
Ich hatte meiner Ausstrahlung freien Lauf gelassen und so adoptierten sie mich und wollten später wissen, warum ich so eine starke Ausstrahlung hatte.
Auf ihre Frage hin, erzählte ich ihnen so kurz und knapp wie möglich meine Geschichte.

«Andrea!», schrie mein bester Freund James und ich sah hoch zu dem braunäugigen Jungen, der seine Haare stets grün gefärbt trug.

«Mister Wonderwalker, Sie sind 10 Minuten zu spät. Warum?», fragte ich in gespielt strengem Ton.

«Oh, entschuldigen Sie Miss Andrea Whitetree», er machte eine Verbeugung, «Aber jetzt bin ich doch da, komm wir gehen zu dir nach Hause.»

Damit packte er sich meine Hand und schleppte mich zur Busstation, was für mich hiess, Kopfhörer rein und mit der Musik in den Ohren die Welt ausblenden.
Reden tat er die ganze Fahrt bis zu meiner Station nicht mit mir, erst als wir ausstiegen und fast schon bei unserer Haustür angekommen waren, öffnete er den Mund.

«Gehst du eigentlich zum Mateball?», die Frage war aus dem Nichts gegriffen und so zuckte ich lediglich mit den Schultern.

Was interessierte mich der Mateball schon?
Ich wusste, ich würde das Whitetree-Rudel meiner Väter übernehmen und Alpha werden. Es konnte mich sowieso niemand im Zweikampf besiegen und so würde keiner meinen Posten durch ein Duell ablösen wollen.

«Dad! Papa! Ich bin wieder da!», schrie ich ins Haus und tapste dann die Treppe zu meinem Zimmer hinauf, James mir nach.

Gedankenabwesend strich ich über meine Halskette, genauer genommen den Stein daran. Eines der wenigen Sachen, die mich noch mit meiner Mutter verbanden. Der Rubin leuchtete bei meiner Berührung leicht auf und eine kaum spürbare Vibration ging durch ihn.

«Komm schon! Ich bin auch nur ein Formwandler und ich gehe trotzdem hin», versuchte es James erneut und ich sagte nichts dazu, sondern holte nur meine Sachen für Geschichte hervor und legte sie auf mein Bett.

«Wollten wir nicht lernen?», sah ich meinen Freund grinsend an, als er anfing mir sein Outfit zu beschreiben und er nickte widerwillig und liess den Kopf hängen. Er wollte wirklich nicht lernen.

«Kompromiss», fing ich an und wusste, ich würde meine Entscheidung bereuen, «Wir lernen eine Stunde und dann kannst du mir von deinem Outfit erzählen und versuchen, mich umzustimmen.»

Begeistert nickte er und hielt mir seine Hand entgegen, wie bei einem Deal. Seufzend schlug ich ein und schüttelte seine Hand, damit war es besiegelt.
Tatsächlich lernten wir, doch nicht die abgemachte Stunde, sondern nur die Hälfte. Denn meine Tante Nicole platze ins Zimmer.

«Hi ihr Süssen», begrüsste sie uns.

Nicole war hübsch, mit ihren blonden Haaren und lila Augen, sah sie wie ein Mensch aus, der Kontaktlinsen aufhat. Doch sie war eine Hexe, eine gute Bekannte von meinen Eltern. Die Geschichte hatte mir auch schon Onkel Tyler erzählt, ein Werwolf, der schon einige Zeit mit Nicole zusammen war.

«Was macht ihr so?»

«Wir lernen nur, aber wenn du da bist, dann kannst du mir gleich helfen Andrea zu überreden zum Mateball mitzukommen.»

Überraschung war auf dem Gesicht meiner von Magie begeisterten Tante zu sehen und sie blickte fast schon empört zu mir.

«Wie willst du denn dein Gegenstück finden, wenn du nicht an solchen Veranstaltungen teilnimmst?», ich verdrehte die Augen, sie wusste genau, dass ich das Rudel ohne Probleme auch ganz allein anführen konnte.

«Warte mal», meldete sich mein grünhaariger Freund zu Wort, «Wenn du nicht vorhast zum Ball zu gehen, hast du dann überhaupt ein Kleid?», ertappt schüttelte ich den Kopf und er riss erschüttert die Augen auf.

«Wir gehen Kleider einkaufen. Ich warte auf euch unten», damit ging sie aus dem Zimmer.

♡♡♡

I'm back with a new story!

Herzlich willkommen zu einer Art Fortsetzung von *Beep* you Mate!
(diese Geschichte kann unabhängig von ByM! gelesen werden)
Warum hat ihre Tante Rina sie wohl so weit von Zuhause abgesetzt?

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt