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«Rise and shine!», rief Minna und zog mir die Decke vom Körper, ihre bläuliche Haut schimmerte und ihre Flügel glitzerten in der Morgensonne.

«Nee», weigerte ich mich und drehte mich auf die andere Seite, weg von der Fee.

«Aber aber», tadelte sie scherzhaft, «Du musst doch aufstehen, wenn du zur Krönung willst», sie hatte Recht und so drehte ich mich wieder in ihre Richtung.

«Aber ich hab' keine Lust aufzustehen», maulte ich rum.
Ich wollte in meinem Bett bleiben, zu sehr hatte ich mich an die Weiche der Matratze gewöhnt.

«Na komm, aufstehen», damit zog sie mich an den Armen hoch, sodass ich nun in meinem Bett sass.

Sie stand nun genau vor mir und stellte sicher, dass ich mich nicht wieder hinlegen würde, «Arme hoch», kommandierte sie und ich tat wie befohlen.

Fink hatte sie mir mein Nachthemd über den Kopf gezogen und mich so vorwärts befördert, dass mir nichts anderes übrig blieb, als meine Füsse mit dem Boden in Kontakt kommen zu lassen. Damit stand ich nun also neben meinem Bett. Minna nahm mich bei der Hand und führte mich aus meinem Zimmer und ins Schneiderzimmer hinein.
Ein Glück, dass Kyran jetzt nicht rausgeschaut hat.
Noch schlaftrunken stellte ich mich in die Mitte des Raumes und wartete ab, viel mehr konnte ich schliesslich nicht machen. Als Georgia schliesslich hereinkam, hatte sie auch mein Kleid für die Krönung dabei.

«Guten Morgen, Schätzchen», grüsste sie mich und ich murmelte eine etwas weniger enthusiastische Begrüssung zurück.

Mit dem wunderschönen Kleid kam sie auf mich zu, «Hast du gut geschlafen?», fragte sie und ich nickte nur, «Na dann wollen wir mal», damit deutete sie mir von oben in den Rock zu steigen.

In der nächsten halben Stunde wurde also mein Rock gerichtet, das Korsett festgezurrt und die Ärmel, die meine Schultern freilegten, wurden angebracht. Schön herausgeputzt sass ich nun auf einem kleinen Schemel und liess mir meine blonden Haare hochstecken und den Schmuck anlegen, meine Kette mit dem Rubin liess ich an.

❥︎ ❥ ❥︎

«Bald ist es soweit», freute sich Minna neben mir und auch Sheila lächelte überglücklich.

«Ich muss noch mit Kyran reden», murmelte ich, «Wenn das so ist, dann hole ich ihn gleich», bei meinem leicht panischen und ängstlichen Ausdruck seufzte die Schwarzhaarige, «Alleine würdest du dich so lange davor drücken, dass es nachher zu spät ist.»

Damit verschwand sie aus dem Zimmer und liess mich mit meinen Gedanken alleine. Nervös lief ich im Zimmer auf und ab, hin und her. Alles in mir schrie danach irgendetwas zu zerstören, weil das die Leute in Filmen immer so machten und danach so aussahen, als ob sie sich besser fühlen würden. Doch hier konnte und durfte ich nichts zerstören, schliesslich waren die Möbel nicht mein Eigentum und hätten höchstwahrscheinlich viel Geld gekostet, um sie wieder zu reparieren. Um mich abzulenken, holte ich mein Handy hervor und rief meine Tante an.

«Hi Nicole, ich bin's», sagte ich als erstes, als der Hörer abgenommen wurde.

«Rea, wie geht es dir? Wie kann ich helfen? Soll ich einen Teleportationszauber aussprechen? Muss ich zu dir kommen und dich retten?», überschwemmte sie mich mit Fragen.

«Was? Nein! Mir geht es gut», beruhigte ich sie rasch, nicht dass sie sofort einen Zauber aussprach.

Ich hörte, wie sie am anderen Ende innehielt, «Bloss nervös bin ich», fing ich an zu erklären, «Kyran wird bald gekrönt.»

Die Tür hinter mir schloss sich, «Wir reden später weiter, in Ordnung? Ich muss jetzt leider los, hab dich lieb Tante Nicole», damit beendete ich den Anruf.

«Hi Kyran», begrüsste ich meinen Mate, der seinen Blick von mir nicht abwenden konnte, also sah ich an seiner Stelle weg.

«Hi, das helle Lila steht dir», meinte er und ich lächelte, «Danke.»

«Du wolltest mit mir reden?», riss er sich plötzlich zusammen, ich nickte, «Ich wollte dir noch etwas erzählen.»

Gespannt sah er mich an, «Du musst mir das nicht jetzt erzählen, wenn du nicht kannst oder willst. Lass dir selber ruhig die Zeit, die du brauchst», warf er dann schnell ein, bevor ich beginnen konnte zu sprechen.

Ich sah meinen Erasthai dankbar an, schüttelte dann jedoch meinen Kopf, «Heute, ich muss es dir heute erzählen.»

«Okay, ich bin hier», er setzte sich auf eine dunkelblaue Couch, die ich bis eben nicht bemerkt hatte.

«Das Königreich aus dem ich ursprünglich komme ist Ru–», mitten in meinem Satz wurde ich unterbrochen.

«Die Zeremonie beginnt, eure Hoheit», platzte eine Wache herein und Kyran sprang sofort auf seine Füsse, ich wusste, dass er das musste. Es stand im Protokoll.

«Na komm, du kannst mir das auch noch später erzählen, es ist schliesslich nicht so, als würde ich dich dafür in den Kerker werfen», scherzte er und hielt mir seinen Arm hin.
Das weiss du doch gar nicht!
Ihm es hier vor den gut dutzend Wachen zu sagen, könnte mich in echte Schwierigkeiten bringen, also sagte ich nichts und hängte mich bei ihm ein.

Auf dem Weg zum grossen Saal herrschte Schweigen. Keiner sagte ein Wort. Das einzige, was zu hören war, war die Menge im Saal, die neugierig auf uns wartete. Auf die Krönung und ihren neuen König wartete.
Das Scheppern und der gleichmässige schritt der Wachen wurde mehr und mehr von Gejubel übertönt und als wir den Saal betraten, hatte ich das Gefühl mein Gehör zu verlieren.
Gemeinsam knieten wir uns vor Kyrans Vater hin, beide Knie auf dem Kissen, Haupt ehrfürchtig gesenkt.

«Meine Damen und Herren», fing König Alexej seine Rede an und Kyran wendete sich mir zu.

«Hast du dich auch schön von deinem Bett verabschiedet?», ein schelmisches Grinsen zierte seine Lippen.

Verwirrt sah ich ihn an, «Von meinem Bett? Warum denn?», fragte ich nicht verstehend.

«Naja, weil du ab heute in meinem schlafen wirst», zwinkerte er mir zu, ehe er sich erhob und mich mit meinem errötenden Gesicht vor Alexej kniend liess.

«Ich, Alexej Stormcastle von Saphirna, gebe hiermit meinen Titel als König und euer Herrscher an meinen Sohn, Kyran Stormcastle von Saphirna, ab. Hiermit ernenne ich Kyran Stormcastle zum neuen König von Saphirna!», Alexej setzte die Krone von seinem eigenen Haar ab und auf das Haupt meines Seelengefährten, die Menge jubelte vor Freude.

«Ich danke euch allen, dafür, dass ich euer König und Herrscher sein darf und wie es die Tradition verlangt, werde ich nun meine Königin nennen.»

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt