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POV Kyran

«Deine Prinzessin ist frei, sie hat die nötigen Infos bekommen und–», noch ehe Azrael seinen Satz beenden konnte, war ich aus dem Zimmer gestürmt.
Andrea. Reagan. Egal, wie sie sich nennen mag. Meine Erasthai.

Flink und schnell wie noch nie rannte ich die Treppe hinab, überlegte kurz, ob ich vielleicht an der Geländer runterrutschen sollte und schüttelte dann einfach den Kopf. Gleich darauf blieb ich dann doch stehen und setzte mich auf das Geländer, nahm eine gute Position ein und ich sauste runter.
Unten angekommen trugen meine Beine mich wie auf Federn die letzten paar Schritte zum Eingang des Kerkers und den Treppen, die hinab führten.
Hastig rannte ich durch das Gewölbe bis zu ihrer Zelle und riss die Tür beinahe auf, nur dass sie leider aus einem Material gefertigt war, die jeden Lykaner davon abhielt auszubrechen. Frustriert stampfte ich auf und meine Lykanerseite hätte auch die Oberhand gewonnen, wäre nicht eine Hand zu meinem Gesicht gewandert. Reagan, sie zog mich am Kopf zu den Gitterstäben zurück, sodass wir Stirn an Stirn durch die Stäbe Kontakt hatten.

«Ich bin hier. Alles ist gut, mir geht es gut. Ich bin froh, dass es dir auch gut zu gehen scheint», beim letzten Punkt lachte sie leicht und auch auf meinem Gesicht bildete sich ein sanftes Lächeln aus.

«Ich gehe wohl besser schnell eine Wache holen, damit du hier raus kannst. Was meinst du?»

«Ach, weisst du, eigentlich war es ganz gemütlich hier drinnen», ihr scherzender Unterton verriet sie, «Bin gleich wieder da», meinte ich nur und entfernte mich von den Gitterstäben, um einen Schlüssel für diese Zelle zu finden.

Endlich. Endlich ist alles fertig. Erik ist eingesperrt. Reagan und ich verstehen uns wieder. Wir sind beide auf dem Thron und können diesen irrsinnigen Streit begraben. Jetzt fehlt nur noch Rina, aber das wird Felix schon hinkriegen.
Fröhlich hielt ich den nächsten Wächter an, führte ihn zu Reagans Zelle und liess ihn diese aufschliessen.

«Vielen Dank», meinte die Blondine, als sie ihre Zelle verliess und der Wächter verneigte sich, «Stets zu Diensten Eure Hoheiten», damit ging er wieder seinen Tätigkeiten nach.

Sobald sich unsere Augen trafen, konnten wir beide nicht anders als zu lächeln. Jedes andere Gefährtenpaar hätte sich jetzt verschlungen und die Markierung und alles durchgezogen, aber wir konnten nur dumm dastehen und einander ansehen. Eine tiefe Ruhe trat in meinem Gefühlschaos, die Welt war in Ordnung und wenn nicht, dann würden wir einen Weg in den Frieden finden, gemeinsam.
Immer wieder von neuem wurde ich von ihr sprachlos gemacht und so konnte ich nichts weiter tun, als ihr meine Hand hinzuhalten, welche sie ergriff, und unsere Finger zu verschränken.

«Du bist unglaublich», flüsterte ich.

«Bin ich das?», fragte sie wissend, genauso leise wie ich.

«Unsere Detektive versuchen Tage lang alles aus ihm rauszubekommen und du schaffst das in knapp einem Tag», sanft legte ich meine Hand an ihre Wange.

Geradezu geniesserisch schmiegte sie sich an meine Hand und sah mich an, «Tja, was kann ich sagen? Du bist verlobt mit einer wirklich schlauen Frau», meinte sie grinsend und ich konnte nur lachend meinen Kopf schütteln.

«An Hochmut scheint es dir ja nicht zu fehlen», murmelte ich, während ich sie hinter mir herführte, unsere Finger miteinander verwoben.

Sie räusperte sich, «Wie war das, König Kyran Stormcastle von Saphirna?», fragte sie mich und ich musste ein Lachen zurückhalten.

«Ach nichts, Königin Reagan Quietwater von Rubinna», flötete ich in einem unschuldigen Tonfall.

«Dann wollen wir hoffen, dass es bei nichts bleibt, mein Liebster. Da magst du König sein wie du willst, ich werde kein Erbarmen haben», drohte sie mir mit einem Grinsen in der Stimme.

«Ich bin also dein Liebster?», hakte ich nach, ihre Drohung völlig ignorierend, «Wenn du schon so fragst, muss ich es mir vielleicht doch anders überlegen», kurz schwieg sie, «Wie wäre es mit Azrael stattdessen?»

Sie wusste genau, was ihre Worte bei mir auslösen würden, Eifersucht. So sehr ich dieses Gefühl auf hasste, noch konnte ich es nicht abschütteln. Meine Mutter hatte immer gemeint, dass man nur eifersüchtig würde, wenn man sich seines Platzes in der Beziehung nicht sicher sei. Vielleicht war das auch tatsächlich der Fall. Doch noch viel mehr plagte mich die immer wiederkehrende Angst, meine Erasthai könnte vor meinen Augen verschwinden und in einem weit entfernten Land sein. Beide würden wir alles in unserer Macht tun, um wieder zueinander zu finden, dennoch überkam mich ab und zu die Sorge.

«Solltest du Azrael auch nur einmal so nennen, wird er als Nächstes in einer dieser Zellen sitzen», knurrte ich dunkel und fand es gar nicht witzig, wie meine blonde Seelengefährtin bei meinen Worten zu lachen begann.

«Ich hab dich auch lieb», damit gab sie mir einen sanften Kuss auf die Wange und verschwand gleich darauf blitzschnell, liess mich vor Zuneigung schmelzend und verdattert stehen.

Sie hat mich lieb. Und ich sie auch. Wir haben einander lieb.
Du dummkopf, warum würde sie sonst zu einer Hochzeit mit dir zusagen?
Ich schüttelte meinen Kopf, wo waren mir meine Hirnzellen bloss verloren gegangen? Irgendwo im Schloss mussten sie sicherlich sein, anders war es gar nicht möglich.
Eilig trat ich die Stufen zum Erdgeschoss hinauf, mein Ziel war mein Büro, schliesslich gab es noch das ein oder andere, was ich zu erledigen hatte.

'Ich habe gerade gehört, wie Reagan nach oben gerannt ist. Damit kann ich mich ja wieder voll und ganz auf deine Aufmerksamkeit verlassen, Kyran', erklang Azrael in meinem Kopf.

Ich seufzte, 'Wie viel Arbeit habe ich liegen gelassen?', fragte ich, mein einziger Wunsch war es, alles mögliche stehen zu lassen und ordentlich zu prokrastinieren mit dem Vorwand Zeit mit meiner Verlobten zu verbringen.

'Gute 18 Stunden, so wie du die Konzentration über Bord geworfen hast', er machte eine Pause.

'Ich will gar nicht wissen, wie es sein wird, solltest du in den Krieg müssen, während Reagan schwanger ist. Das kann ein Spass werden.'

'Niemand geht hier in den Krieg! Und schon gar nicht wenn einer schwanger ist', protestierte ich energisch, 'Zeig mir lieber meine aufgeschobene Arbeit, satt dir Szenarien darüber auszudenken, wie es sein wird sollte Reagan schwanger werden.'

Dann hörte ich ihn von weitem ganz leise flüstern, «Aber es macht so viel Spass.»

♡♡♡♡♡

Wir sind endlich und auch bedauerlicherweise am Ende unserer Reise angekommen und unsere beiden Regenten haben wieder zueinander gefunden. Ob es an dieser Stelle noch einen Epilog braucht, dürft ihr mir sagen :)

Wer war eure Lieblingsfigur?
Azrael?
Reagan/Andrea?
Kyran?
Georgia?
Sheila?
Alexej und Calandra?

Ethan und Darwin Whitetree? (aka. Papa und Dad)
Tante Nicole?
James und Zora, die Besties, die nach Kapitel 15 oder so verschwunden sind und zurück in die Heimat mussten?

Zofe Minna, tolle Fee, die auch irgendwie verschwunden ist...
Kyrans Grosstante Jane? von der wir nur wissen, dass sie Kyran nur mit seiner Erasthai auf den Thron gelassen hat

Erik?
Alexandra, Reagans Mutter?
Rina, die Tante?

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt