25 - Weihnachtsspecial

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Etwas verspätet, aber egaaaal!
Viel Spass beim Lesen

Summend stand ich in der Küche und rollte Teig aus, viele der Bediensteten waren weg, da sie ihre Familien besuchen gingen. Minna war nicht unter ihnen, sie schmiss zusammen mit den wenigen anderen den Laden und bereitete jeden Tag das Essen zu. Unsere Zimmer putzten wir alle häufig selbst, aus Respekt den Bediensteten gegenüber, die sowieso schon viel zu tun hatten.

«Was machst du?», fragte eine Stimme misstrauisch hinter mir, Kyran.

Mein Nudelholz legte ich beiseite, dann drehte ich mich zu ihm um und musterte ihn. Anders als sonst war er nicht schick gekleidet, sondern trug nur eine lässige Jogginghose und einen schwarzen Pullover.
Nicht einmal zur Weihnachtszeit zieht er sich entsprechend an. Er bräuchte eine rotkarierte Pyjamahose! Das würde wenigstens die richtigen Vibes hervorrufen.
Mein Blick wanderte zu seinem Gesicht, ein paar kleine Strähnen seines nassen, dunkelbraunen Haares fielen ihm ins Gesicht und liessen seine bernsteinfarbenen Augen hervorstechen. Er hatte geduscht.

«Was machst du?», wiederholte er seine Frage, diesmal heiser flüsternd, doch die Bedeutung hatte sich geändert.
Ich mustere dich, starre dich an.

«Ich backe Kekse», ging ich auf seine erste Frage ein und er verdrehte die Augen, als wüsste er das bereits.

«Es ist bald Weihnachten. Naja, bald ist etwas übertrieben, oder vielleicht doch nicht? Jedenfalls wollte ich etwas backen. Ich hätte dich ja gefragt, ob du mitmachen willst, aber du hättest bestimmt abgelehnt», fuhr ich unbeirrt fort und drehte mich wieder meinem Teig zu.

Er sagte dazu nichts, ich hatte recht. Sollte er doch weiter mit seiner Sheila seine Zeit verbringen, warum war er überhaupt hier? Ganz sicher nicht um mir beim Backen zuzusehen oder mitzumachen.

«Erasthai», murmelte er, jedoch war es zu leise für ein menschliches Ohr, also musste ich so tun, als hätte ich ihn nicht gehört.

«Warum bist du eigentlich hier?», fragte ich nun doch und hatte insgeheim Angst vor seiner Antwort.

«Ich sehe zu, dass du unsere Schlossküche nicht abfackelst. Irgendwas hat nämlich verdächtig nach Rauch gerochen», meinte er und stellte sich zu meiner linken Seite an die Arbeitsfläche.

Ich sah zu ihm hoch und schenkte ihm meinen schönsten Ist-das-dein-Ernst-Blick, «Wenn ich schon hier stehe, dann kann ich auch gleich aufpassen, dass du nicht irgendwie Gift in den Teig mischst.»

Ist das sein Ernst? Ich bin seine Seelengefährtin! Seine Mate! Was erlaubt er sich?

«Gift? Mein Lieber, die einzige Person, die ich vergiften würde, wärst du», ich rollte gelassen den Teig weiter und fing an Sterne und Tannenbäume auszustechen.

«Ich weiss, dass ich zum Sterben gut aussehe. Aber wirklich sterben will ich nicht», meinte er und zwinkerte mir bei meinem ungläubigen Blick nur zu.

«Oh nein, wenn das jetzt ein Versuch war, mein Herz zu gewinnen, dann ist der fehlgeschlagen», informierte ich ihn und stellte das Blech zwischen uns, da er angefangen hatte selbst Kekse auszustechen.

Stillschweigend stachen und legten wir eine Weile Plätzchen auf das Backblech. Stanzen, rausnehmen, aufs Blech legen, neuen Stern ausstechen, so arbeitete ich und entschied mich die Seitenblicke von Kyran zu ignorieren.

'Hi Dad', meldete ich mich bei Darwin über unsere Gedankenverbindung, lange hatte ich nicht mehr mit ihm geredet.

Vielleicht sollte ich sie mal anrufen, 'Wie geht es dir und Papa?'

'Uns geht es gut, Süsse. Wie geht es dir mit Kyran?', fragte mein Adoptionsvater die wirkliche Frage.

'Es könnte schlimmer sein. Er mag mein Erasthai oder Mate sein, wie auch immer man es nennen will, aber er hat seine Sheila hier im Schloss', beklagte ich mich bei meinem Vater.

'Den König hast du ja wenigstens auf deiner Seite, also wird er dich wahrscheinlich zurückschicken, wenn er merkt, dass sein Sohn zu blöd für eine Seelenverwandte ist.'

Eine Hand winkte vor meinem Gesicht herum und ich blinzelte ein paar Mal, ehe ich wieder im Hier und Jetzt war. Kayran wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Das Backblech war inzwischen im Ofen und der Timer gestellt. Wann war das denn alles passiert? Ich hatte nebenbei weitergearbeitet, doch so wie es aussah hatte Kyran wirklich mitgeholfen.

«Du warst so sehr in Gedanken vertieft, dass du weiter Kekse ausstechen wolltest, obwohl kein Teig mehr da war», er zeigte auf eine sternförmige Einkerbung auf der Arbeitsfläche.

«Deswegen habe ich das Blech in den Ofen geschoben und die Temperatur eingestellt und so», erklärte er und ich nickte, unfähig etwas zu erwidern.

Im Hintergrund spielte leise die Weihnachtsmusik, die ich zu Beginn des Backens angemacht hatte, und ich summte mit. Da es nun 20 Minuten Wartezeit gab, setzte ich mich auf die Arbeitsfläche, da mir das Stehen zu anstrengend wurde.
Komischerweise verhielt sich Kyran auffällig entspannt und anhänglich, da er sich seitlich an mich lehnte.
Wann war das letzte Mal, als er alleine mit mir in einem Raum geblieben ist?

«Solltest du nicht nach oben gehen und nach Sheila sehen?», fragte ich und schluckte die aufkeimende Eifersucht runter.

«Nein.»

Ich wartete auf eine Erklärung, doch er sagte nichts weiter.

«Was machst du hier unten, bei mir?», flüsterte ich und verfluchte das Band, das zwischen uns lag, als meine Stimme zum Ende hin brach.

Er brummte, «Ich verbringe Zeit mit dir. Ich sehe zu, dass du die Küche nicht abfackelst. Ich passe auf, dass du nicht irgendeine Wache küsst, nur weil sie dir über den Weg läuft und zufällig ein Mistelzweig über euch beiden hängt», am Ende seufzte er.
Solche Szenarien denkt er sich aus? Interessant.

«Na dann, was willst du machen, wenn du mit mir Zeit verbringen willst?», fragte ich und sah zu ihm auf, nur um festzustellen, dass sein Blick bereits auf mir lag.

«Film, Andrea. Wir schauen einen Film», beschloss er und kramte zwei DVDs aus einem Regal: 'Love Actually' und 'the Holiday'.

«Such aus», forderte er mich auf, «Love Actually, oder auf Deutsch: Tatsächlich Liebe. Oder the Holiday, auf Deutsch: Liebe braucht keine Ferien», er hielt mir die beiden Filme ins Gesicht und überfordert blickte ich auf die zwei DVDs.

«Tatsächlich Liebe?», mein Ton hatte eine fragende Note, doch er sah meine Antwort anscheinend als feste Entscheidung.

Und so sassen wir wenig später auf dem Sofa, während der Film lief.
Er hatte mich an sich gezogen und es war wieder einmal einer dieser Momente, in denen er Zärtlichkeit zuliess. Sein Lykaner schnurrte leise, während Kyrans Blick auf den Film fixiert war.

Stumm sass ich also an die Brust meines Mates gedrückt auf dem Sofa und sah einen Film, auf den ich mich nicht konzentrieren konnte.
An meiner fehlenden Konzentration ist nur meine Müdigkeit Schuld, sonst niemand. Oder vielleicht doch auch Kyran, aber nur ein bisschen.

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt