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«Sehr erfreut, Du darfst mich gerne Georgia nennen, Kyran ist einfach nur ein Sturkopf», sie warf einen gespielt bösen Blick zu meinem Seelengefährten.

«Gerne, Georgia», lächelte ich und sie nickte zufrieden.

Plötzlich schüttelte sie ihren Kopf, «Aber wir sind ja nicht wegen mir hier, Schätzchen, sondern wegen dir. Also hopp hopp, hoch aufs Podest rauf!», sie schob mich zu einem kleinen Mini-Podest, das mich an diese Fernsehshows von den Bräuten, die ihre Brautkleider aussuchen, erinnerte.

Ihren Anweisungen folgend stellte ich mich auf das kleine, runde Podest und wartete auf weitere Aufforderungen ihrerseits. Kyran setzte sich in einen runden und bequem aussehenden Sessel, mit gutem Blick auf mich, mir relativ gegenüber und lächelte mir aufmunternd zu. Er wusste, was kam und er wusste, dass Georgia wusste, was sie tat.

«Würdest du mal eben diesen Anzug anziehen?», sie hielt mir eine Art Bodysuit hin, lange Ärmel und lange Hosenbeine, alles in schwarz.

Erst betrachtete ich den Bodysuit skeptisch, dann nahm ich ihn jedoch und stolzierte zur kleinen Umkleidekabine, die ganz in der Nähe war und zog mich dort um. Heraus kam ich, mit dem Bodysuit an und meinem Kleid von vorhin in der Hand. Georgia klatschte begeistert in die Hände.

«Das passt ja wie angegossen, dann können wir auch gleich anfangen mit dem Anpassen!», energiegeladen holte sie ein Massband hervor und fing an alle möglichen Masse zu nehmen. Von meiner Taille, meinen Armen, meiner Brustkorbweite, wo meine Hüfte lag, wie lang mein Oberkörper war und wie lang meine Beine waren.

Kyran sah ihrem Treiben interessiert zu, sein Blick kam jedoch immer wieder zurück zu mir. Bewunderung lag in seinen Augen, warum wusste ich nicht. Sein Blick wanderte zu Georgia und dann wieder zu mir zurück, er fing meinen Blick auf und hielt ihn. Nicht ein Mal wich sein Blick von meinem, er behielt seine Augen stets oben bei meinen.
Ob er das wohl macht, weil er mich respektiert? Oder er will meinen Körper einfach nicht sehen, vielleicht hat es ihm Georgia auch ganz streng verboten.
Etliche Theorien gingen mir durch den Kopf. Doch etwas konnte ich mir einfach nicht eingestehen, ich war nervös, dass ihm entweder mein Körper nicht gefiel, oder aber, dass er keinerlei solches Interesse an mir hatte und ich nur ein Zeitvertreib war.

«Okay, prima. Dann geh' ich mal das Kleid holen», riss mich die Stimme der älteren Dame aus meinen Gedanken und ich bekam noch mit, wie sie aus dem Zimmer eilte.

«Ich mag deine Augenfarbe», meinte Kyran leise in Gedanken versunken.

«Willst du irgendwas zu trinken? Du stehst jetzt schon etwas länger auf dem Podest, ich will nicht, dass du mir noch umkippst», bot er an, er wirkte etwas unbeholfen.

«Ein Wasser oder Tee wäre nett, danke», lächelte ich ihn an, «Was für Tee? Wasser ist doch viel zu kalt», ich zuckte bei seiner Aussage nur mit den Schultern.

«Kannst du mir einen Grüntee mitbringen?», fragte ich, es war jedoch vielmehr eine Antwort auf seine vorherige Frage.

«Sicher! Bin gleich zurück», schon stand er auf seinen Beinen und hastete aus der Scheiderei.

Ich berührte den Stein an meiner Kette seit langem wieder, die bekannte, kurze Vibration ging durch den Rubin und gleich darauf ging eine zweite Vibration durch den tropfenförmigen Kristall. Meine Antwort. Ein Echo.

Georgia kam zurück, ihr Blick fiel auf meinen Hals und sie lächelte mich warm an, «Du weisst, dass er dich einsperren wird, wenn er es erfährt, oder?», meinte sie leise und lächelte mich nun traurig an.

Ich blickte an mir herab, mein Augen blieben bei der Kette hängen. Rot war der Stein, nicht blau wie sonst in Anwesenheit von anderen. Fragend sah ich sie an.

«Ich bin nicht von dort», sie nickte in Richtung meines Halses und der Kette, «Aber ich bin auch nicht von hier. Damals sind mein Seelengefährte und ich hierher, nach Saphirna gezogen, da wir eine bessere Arbeit angeboten bekamen», erzählte die ältere Lykanerin.

«Jedenfalls werde ich Kyran nichts sagen», fügte sie im Nachhinein hinzu und machte einige Schritte auf mich zu, «Und jetzt Augen zu! Sonst siehst du das Kleid bevor ich mit dem Anpassen fertig bin!», ich grinste, machte jedoch gehorsam meine Augen zu.

❥︎ ❥ ❥︎

«Ich bin wieder da!», kam Kyran in die Schneiderei, ich konnte den Duft von zwei Getränken ausmachen.
Einmal Kaffee und einmal Tee. Der Kaffee ist dann wohl für Kyran.

Seinen Schritten zufolge kam er auf mich zu, blieb vor mir stehen, «Warum hat sie eine Augenbinde an?», fragte er an Georgia gerichtet.

«Weil ich, gemäss Georgia, das Kleid erst sehen soll, wenn es fertig angepasst ist», erklärte ich und zuckte mit den Schultern.

«Guck nicht so besorgt Kyran, es geht ihr gut, sie wird schon nicht umkippen, bevor sie den Tee, den du ihr mitgebracht hast, getrunken hat. Und ausserdem bin ich bald fertig mit dem Anpassen!», wies die ältere Lykanerin meinen Seelengefährten zurecht, der sich höchstwahrscheinlich auf seinem Sessel von vorhin niederliess.

Eine gute Viertelstunde, schätzte ich mal, passte sie das Kleid noch an meinen Körper an, bis sie mir schliesslich die Augenbinde abnahm und mich zu einem Spiegel umdrehte.
Ich zog scharf die Luft ein. Da stand ich, in einem bodenlangen Kleid, das aus dunkelblauem Samt war, mit Spagettiträgern und einem leichten V-Ausschnitt. Ungläubig sah ich mein Spiegelbild an, ich konnte meinen Augen nicht trauen.
Glücklicherweise stand Kyran hinter mir, mit einem ähnlichen Ausdruck im Gesicht, und starrte mich durch den Spiegel an.

«Habe ich zu viel versprochen?», fragte Georgia den Braunhaarigen, dieser schüttelte nur den Kopf, er war genauso sprachlos wie ich.

«Na dann», sie nahm meine Hand und zog mich vorsichtig vom Podest runter, «Solltet ihr euch auf den Weg machen, deine Reservation wartet nicht ewig», damit hatte sie Kyran wohl aus seiner Starre gezogen, denn er blinzelte er ein paar Mal schnell hintereinander und nahm dann meine Hand.

«Danke für deine Arbeit Georgia! Auf Wiedersehen!», joggte er mit mir an der Hand aus der Schneiderei.

«Tschüss! Vielleicht sehen wir uns ja wieder!», rief sie uns zum Abschied zu, der letztere Teil war an mich gewandt.

«Wo fahren wir denn jetzt eigentlich schon wieder hin?», fragte ich neugierig, als wir beide angeschnallt waren und mein Seelengefährte aufs Gaspedal trat.

«In ein Restaurant fein essen.»

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt