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Ich wusste zwar nicht wie wir hereingekommen waren, doch als ich meine Augen öffnete, sah ich zunächst nur Kyrans Brust.
Natürlich in einem T-Shirt verpackt.
Dennoch brauchte ich einen kurzen Moment, um zu realisieren, dass mein Erasthai mich auf seinen Armen trug.
Da es mir nicht unangenehm war, dass er mich trug, hob ich meinen Kopf kurz, um in sein Gesicht zu blicken.
Er sah für einen Wimpernschlag zu mir herunter und lächelte.
Die ungewohnte Geste liess mein müdes Hirn so heftig aussetzen, dass ich nicht anders konnte, als meinen Kopf wieder zu senken und gegen seine Brust und Schulter fallen zu lassen.

«Das machst du mir nicht noch einmal. Meld dich bei mir, wahrscheinlich findest du mich im Büro oder in meinem Zimmer und ich fahre dich dann», meinte Kyran bestimmend, als er mich bei meinem Zimmer wieder runterliess und ich nickte ergeben.

Inzwischen ging die Sonne unter und in meinem Zimmer fand ich eine Nachricht vor, die besagte, dass Zora und James beide je ein Zimmer bekommen hatten.
Gut so, ich hatte keine Lust, mir ein Bett mit beiden zu teilen.
Obwohl ich bis eben geschlafen hatte, fühlte ich mich, als könnte ich gleich wieder ins Bett fallen und eindösen. Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, fand ich mich in meinem Bett wieder.
Die letzten Sonnenstrahlen tauchten mein Zimmer in ein warmes, orange-rotes Licht und das Himmelszelt wurde immer dunkler und von Sternen übersäht. Mit dem endgültigen Untergehen der Sonne, schlossen sich auch meine Augenlider und ich glitt in einen friedlichen Schlaf.

❥︎ ❥︎ ❥︎

«Vor langer Zeit, als Mond und Sonne noch vereint waren, entstand Saphirna. Denn als die Erde schon bestand, wurde Sonne und Mond klar, dass sie sich trennen mussten. Gemeinsam weinten sie Tränen aus rotem und blauem Stein.
Der blaue Stein war der, welcher das Fundament Saphirnas bildete. Daher kommt der viele Wasserreichtum. Die Wälder, Seen, Moore und Sümpfe gibt es alle nur wegen diesem Reichtum an Wasser», erzähle mir mein Lehrer und ich hörte interessiert zu.

«Ist das warum euer Land so reich an Edelsteinen in den verschiedensten Blauschattierungen ist?», fragte ich, da es mich ehrlich interessierte.

Der Ältere nickte, «Lapislazuli, Smaragde und Saphire gehören zum blauen Teil des Spektrums.»

«Wenn das Land so reich an blauen Edelsteinen und Wasser ist, kann man dann davon ausgehen, dass Saphirna eine pure Träne des Mondes war beziehungsweise ist?», überlegte ich.

«Genau, der Rest der Kontinente, also Afrika, Nord- und Südamerika, Asien, Europa und Nord- und Südpol.
Sie alle wurden durch entweder einer Mischung der Tränen von Sonne und Mond gebildet, bei der die beiden Teile ungefähr gleich gross sind.
Oder durch einen Grossteil der Tränen eines der beiden mit einem kleineren Teil des anderen geformt. Zumindest besagt das die Legende und der Glaube auf Saphirna», verdeutlichte mir mein Geschichtslehrer, der auch die Legende von Saphirna mit mir besprach.

Als Kind hatte ich diese Legende auch schon gehört und gelernt, jedoch mit einem Unterschied.
Mein Land war durch eine pure Träne der Sonne gebildet worden und bekannt für seine Stände, das Meer, seine Höhlen und seine Wüsten. Unser Boden war ebenfalls reich an Edelsteinen, jedoch an Rubinen, Aragoniten, Calciten, Carneolen, Feueropalen und Rosenquarzen.

❥︎ ❥︎ ❥︎

«Entschuldigen Sie die Störung, ihre Majestät, aber Lady Sheila ist soeben eingetroffen», erschien ein Bote im Essaal und verneigte sich vor Alexej, der sich daraufhin rasch erhob.

«Sheila, wie schön dass du da bist!», eilte er zu der Schönheit, die im Türrahmen stand und umarmte sie freundlich.

«Es ist schön hier zu sein, ihre Majestät König Alexej», lächelte sie, als er sie wieder losgelassen hatte und machte einen Knicks.

Sie sah sich um, betrachtete mich abschätzig von Kopf bis Fuss, ehe sie ihren Blick rüber zu Kyran schweifen liess und ihn breit anlächelte. Unauffällig schielte ich zu meinem Mate hinüber und musste schlucken, als er ohne zu zögern zurücklächelte.
Mich lässt du auf deiner kalten Seite hocken, aber ihr schenkst du sofort ein warmes Lächeln?

Sie schritt auf mich zu und streckte mir ihre Hand entgegen, «Sheila, eine Adelige aus Saphirna, nett dich kennenzulernen», lächelte sie mich freundlich an und zögerlich schüttelte ich ihre Hand.

Die Schwarzhaarige mit den langen Haaren musterte mein Gesicht, «Und wie heisst du?», fragte sie, erst da fiel mir auf, dass ich noch gar nichts gesagt hatte.

«Andrea, es freut mich dich kennenzulernen und hoffe, dass es dir nichts ausmacht, dass ich dich duze», zog ich meine Mundwinkel in die Höhe und schüttelte fröhlich ihre Hand.

«Nein, gar nicht. Ich freue mich dich ebenfalls kennenzulernen und hoffe, dass wir gute Freunde werden», sie drückte meine Hand mit so viel Begeisterung, dass ich ihr die Worte fast abgekauft hätte.

Erik räusperte sich, «Nun, da wir unser Essen eben unterbrochen haben, sollten wir es fortsetzen und Sheila sollte sich zu uns setzen», ordnete er an und Sheila nickte anmutig, ehe wir uns alle wieder dem Tisch zuwandten und unsere jeweiligen Plätze einnahmen.

Kyrans Grossvater Erik nun vor mir, Kyran rechts neben mir und rechts neben ihm Sheila. Calandra, die Königin meinem Erasthai gegenüber und König Alexej Sheila gegenüber.
Schweigend ass ich meine Mahlzeit, konzentrierte mich mit all meiner Macht auf die Suppe vor mir und ignorierte Sheila, die ganz offensichtlich mit Kronprinz Kyran flirtete.
Er hat nicht mit mir geredet, warum sollte ich es mit ihm? Kann mir doch egal sein, wem er seine Aufmerksamkeit schenkt. Wenn er sich dazu entschliessen sollte, nett mit mir umzugehen und mich zu respektieren, dann werde ich mit ihm sprechen.

Mir fiel auf, dass die Suppe fast ausschliesslich aus Blumenkohl bestehen musste. Knoblauch war auch definitiv drin, doch weil Darwin es liebte überall mindestens eine Knoblauchzehe reinzuschneiden, war der Geschmack für mich nicht so ausgeprägt.
Darwin, ich vermisste seine Kochkünste. Wie er jede Woche ein neues Rezept ausprobierte und Ethan und ich ihn manchmal schweren Herzens gestehen mussten, dass es noch Verbesserungsbedarf hatte.

'Wie geht's euch?', fragte ich, ohne grosse zu überlegen.

'Wie geht es dir, Rea? Vermisst du schon meine Küche? Oder das Rudel und die jungen Wölfe, die dich immer herausgefordert haben?'

'Es geht mit gut, aber ich vermisse euch alle', gestand ich ehrlich und umarmte sie innerlich.

♡♡♡

Ok, just for the record, Ich hab keine grosse Ahnung von Edelsteinen...
Diejenigen, die es haben, I'm sorry

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt