Kapitel 12

140 4 3
                                    

Jamila

Noch drei Wochen bis zur Hochzeit und noch zwei bis zu meinem Abschluss und ich bin nicht mehr ganz so aufgeregt wie vorher. Im Gegenteil ich freu mich irgendwie gar nicht mehr. Also das soll nicht egoistisch klingen natürlich freue ich mich für meinen Bruder und seine Braut, aber ich empfinde keine Freude dort hinzugehen. Und der Gedanken, dass meine Mutter nicht auf der Hochzeit ihres eigenen Sohnes anwesend sein kann macht mich traurig. Aber ich muss Glücklich wirken für meine Familie.

Also stehe ich auf und mache mich fertig, um runter zu gehen, da Salima und ihre Familie heute zum Frühstück kommen, um noch ein Paar Planungen zu machen.

Die Hochzeit wird in einer kleinen Halle in der Nähe unseres Hauses stattfinden und es sind nur die engste Familie und Freunde eingeladen.

Grace habe ich auch eingeladen, aber Tyran und Isaac konnte ich nicht einladen ihr wisst warum.

Gerade als ich runter gehen will klingelt es auch schon an der Tür.

Dunya macht auf ich helfe meinem Vater bei dem Frühstück.

Am Esstisch beobachte ich wie alle lachen und ihr essen genießen während ich keinen Bissen von meinem Brötchen verdrücken kann.

Selbst meinem Vater scheint es gut zu gehen. Er hat kein Wort über meine Mutter oder die Klinik verloren seitdem sie weg ist. Was mich irgendwie beunruhigt, denn er hat davor immer mit mir über das gesprochen was ihn bedrückt.

Interessiert es ihn nicht mehr? Nein Jamila das kann nicht sein.

Ich bin so in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht mitbekomme wie Salima versucht mit mir zu sprechen.

„Jamilaaa" „Oh tut mir leid. Hab wohl geträumt.", sage ich verwirrt. „Schon gut. Ich habe gefragt ob du schon weißt welches Kleid du tragen wirst."

Shit. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, dabei sollte ich schon längst eins haben.

Salima merkt wie Panik in mir aufsteigt und sagt „Wir suchen gemeinsam eins. Ist das okay?" „Ja. Danke.", sage ich und Sami schaut mich bedrückt an. Ich lächle ihn so wage an. Und er lächelt verwirrt zurück.

Gegen Nachmittag sind alle nachhause gegangen außer Sami.

Ich sitze auf meinem Bett und auf einmal klopft es an der Tür.

„Her rein.", sage ich. Sami steht im Türrahmen und kommt dann auf mich zu.

„Gehst du schon?", frage ich. „Nein. Ich wollte mit dir reden.", antwortet er. Oh.

„Ich habe gemerkt wie abweisend du heute warst und ich wollte dir sagen, wenn du über irgendwas reden möchtest kannst du mit mir reden. Nur weil bald meine Hochzeit ist heißt das nicht das ich keine Zeit für dich habe." „Ich.. Ehm. Ach. Ich habe einfach das Gefühl ihr habt alle die Sache mit Mama vergessen und lebt friedlich euer leben weiter.", meine Stimme wird lauter. „Während ich mich auf gar nichts mehr konzentrieren kann. Meine Gedanken sind voll mit Mama und Isaa-." Shit.

„Isaa? Hast du etwa jemanden kennengelernt?.", er grinst während er das sagt. Aber auch nur weil er denkt das er Muslim ist, denn Isaa ist ein Muslimischer Name. „Nein ich.. nein." Ich weiß nicht was ich sagen soll.

Wie würde er reagieren, wenn er wüsste, dass ich in einen Christen verliebt bin, der aber nicht mal wirklich an Gott glaubt.

„Jamila. Du kannst mir alles erzählen egal was es ist wirklich.", das sagt er aufrichtig und ich weiss er würde mich nicht verurteilen. Aber er würde mir raten es sein zu lassen bevor es schlimmer wird.

„Na schön. Erinnerst du dich noch an den Jungen, den wir im Einkaufszentrum gesehen haben?" „Ja. Der blonde mit dem du dich anfreunden wolltest.", sagt er ohne zu wissen wo das ganze hinführt.

„Genau. Nun wir sind befreundet, doch-." Ich unterbreche meinen Satz, um die Tür zu schließen. Am ende hört mein Vater uns noch.

„doch?", sagt er ungeduldig. „Doch. Ich.. ich bin verliebt in ihn.", erzähle ich und irgendwie fühlt es sich gut an das laut auszusprechen, aber gleichzeitig weiss ich das es jetzt kein zurück mehr gibt.

„Du bist was?" „Verliebt.", sage ich und muss dabei irgendwie lächeln.

„Jamila. Ich freu mich für dich das du jemanden gefunden hast, aber ich-." Ich unterbreche ihn. „Er ist kein Muslim. Ich weiss."

„Ja. Selbst wenn er Konvertieren würde. Baba würde das Ganze nicht unterstützen." „Ich weiß.", erwidere ich.

Der Gedanke, dass es für Isaac und mich keine Zukunft gibt versetzt mir einen Stich.

„Aber sollte er wirklich Konvertieren. Ehrlich Konvertieren nicht nur damit ihr zusammen sein könnt. Würde ich dich dabei unterstützen. Und ich denke solange du glücklich bist ist Baba auch glücklich und würde drüber hinwegkommen."

„Danke Sami. Du bist der Beste.", gestehe ich und umarme ihn.

„Jetzt musst du mir aber alles erzählen.", sagt er und lacht. Wir lachen beide und ich beginne ihm alles zu erzählen was ich mit Isaac erlebt habe. Von Grace Geburtstagsparty bis zu unserem letzten Treffen in der Stadt.

Ich bemerke, dass seitdem Treffen schon eine Woche vergangen ist in der wir nicht miteinander gesprochen haben.

Bei dem ganzen Stress, der hier in letzter Zeit abging, habe ich total vergessen nach ihm zu fragen.

Am Abend entscheide ich mich dazu Isaac eine Nachricht zu schreiben.

Ich: Hey, sorry das ich mich nicht gemeldet habe, meine Familie und ich hatten viel zu tun wegen der Hochzeit meines Bruders. Wie geht's dir?

Jetzt muss ich noch auf eine Antwort warten. Ich merke wie meine Augenlider schwer werden und plötzlich schlafe ich mit dem Handy in meiner Hand ein.

Es gibt kein Happy End für uns. Where stories live. Discover now