Kapitel 33

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Jamila

Ich wusste es. Ich wusste, dass es nicht so einfach wird. Und ich dummes Mädchen hatte einen funken Hoffnung, dass es doch ein Happy End für uns geben kann.

,,Das können Sie doch nicht einfach so entscheiden!", schreit Isaac.

Eine Träne rollt ihm über die Wange.

,,Natürlich kann ich das. Ich bin ihr Vater!", schreit mein Vater zurück.

,,Aber ich liebe sie.", sagt Isaac traurig ,,Ich liebe sie und daran können Sie nichts ändern. Selbst wenn sie es uns verbieten irgendwann wird Jamila alt genug sein um selbst entscheiden zu können." ,,Bis dahin hat sie schon jemand besseren gefunden. Jemand der unsere Kultur und unsere Lebensweise kennt."

,,Aber, das können Sie nicht machen. Si—" ,,Isaac hör auf.", sage ich ruhig.

,,Aber Jamila das kann er doch nicht machen. Sag ihm das er das nicht machen kann."

,,Ich glaub es ist besser wen du jetzt gehst.", sage ich und deute dabei auf die Tür.

Mein Vater nickt und macht Anstalten zu gehen. Plötzlich packt Isaac ihn am Handgelenk. ,,Ich werde sie davon überzeugen, dass ich der Richtige für ihre Tochter bin.", flüstert er doch wir haben ihn alle gehört.

Mein Vater schaut erst entsetzt zu mir und dann reißt er sich von Isaac griff los und geht in sein Zimmer.

Isaac schaut mich nicht mehr an und geht ohne ein weiteres Wort zu sagen aus der Tür.

Ich liege auf meinem Bett und kann wieder nicht schlafen. Dunya übernachtet bei einer Freundin.

Ich stehe auf und schaue aus dem Fenster. Es ist stock dunkel, aber es ist noch nicht so spät, erst 22 Uhr, und ich bekomme plötzlich das verlangen einfach rauszugehen. Meine Familie schläft schon. Es war ein anstrengender Tag. Bevor mein Vater nachhause gekommen ist und Isaac gesehen hat, war er bei meiner Mutter und hat sich erkundigt wann sie wieder nachhause kommen darf. Es geht ihr so viel besser. Wir Besuchen sie oft und einmal als ich alleine mit ihr war habe ich ihr von Isaac erzählt. Sie sagte zu mir, dass die Liebe keine Grenzen kennt. Und das wenn Isaac und ich für einander bestimmt sind, sich unsere Wege immer wieder kreuzen werden. Nach dem sie mir das gesagt hat, hatte ich wieder Hoffnung.

Doch diese Hoffnung wurde mir heute endgültig genommen.

Etwas in mir ist zerbrochen, als mein Vater gesagt hat ich dürfte Isaac sowieso nicht heiraten. Ich will mir garnicht vorstellen wie Isaac sich in dem Moment gefühlt hat.

Es muss ihm unglaubliche Überwindung gekostet haben hierher zu kommen und mit meinem Vater zu sprechen.

Und er hat es genau richtig gemacht. Genau wie es von einem Muslimischen Mann erwartet wird und dennoch hat es nichts gebracht.

Ich muss dringend mit jemandem darüber reden. Sonst breche ich noch zusammen. Aber mit wem ?

Grace und Tyran sind bei Tyrans Familie in Boston, um seinen Geburtstag zu feiern.

Er hat mir erzählt, dass Isaac nicht mehr bei ihm wohnt sondern wieder bei seiner Mutter und seinem Stiefvater.

Sie haben die Dinge nicht geklärt, aber er hat sonst keinen Platz zum schlafen. Er wohnt so lange dort bis er sich eine eigene Wohnung leisten kann.

Chris? Ich weiss nicht. Wir haben uns erst einmal gesehen, aber als er an dem Tag bei ihm zuhause mit mir gesprochen hat, habe ich mich danach viel besser gefühlt.

Scheiss drauf. Mir geht es nicht gut und er ist der einzige der jetzt Zeit haben könnte

Ich stehe vor seiner Haustür.

Harrison. Wie Laurie Harrison.

Ich vergesse immer, dass sie seine Schwester ist.

Ich habe Chris' Nummer nicht deswegen muss ich klingeln.

Ich hoffe er öffnet die Tür. Ich Klingel. Es dauert ganze 10 Minuten bis jemand die Tür öffnet.

Die Tür öffnet sich. Laurie steht an der Tür und mustert mich von oben bis unten. Das war ja klar.

,,Du.", sagt sie ,,Was machst du hier? Das ist das falsche Haus Isaac wohnt eine Straße weiter.", sie verdreht die Augen. Sie kann mich anscheinend nicht sonderlich gut leiden.

,,Ich bin nicht wegen Isaac hier. Ist Chris da?", frage ich zögerlich.

,,Ah ist Chris jetzt dein neuer Freund?", zischt sie.

Freund? Die hat doch einen Schaden.

,,Wir sind nur Freunde.", antworte ich gereizt.

,,Laurie! Wer ist da?", hallt es aus dem Haus. Chris kommt die Treppen runter, als er mich erblickt wirkt seine Miene verwirrt.

,,Jamila? Was machst du denn hier?", fragt er verwirrt.

Laurie schüttelt den Kopf und macht sich auf dem Weg ins Wohnzimmer.

,,Ich..Ich wollte mit dir reden.", sage ich schüchtern.

,,Oh Klar. Willst du rein kommen?", fragt er verlegen. ,,Ich dachte wir könnten vielleicht draußen reden." Er nickt, zieht seine Schuhe an und kommt raus.

Seine Haare sind durcheinander und unter seinen Augen erkennt man starke dunkle Schatten. Schläft er überhaupt? Während wir gehen gähnt er ungefähre fünf mal. Bis ich ihn schließlich frage ,,Bist du müde? Wir können das auch verschieben."

,,Nein schon in Ordnung. Ich lerne seit Tagen nur ununterbrochen, weil ich noch so viel nachholen muss."

Stimmt er war ja fast das ganze Schuljahr über im Krankenhaus.

,,Achso.", sage ich und ich merke wie meine Hände schwitzen. Warum bin ich denn so nervös?

,,Worüber wolltest du mit mir reden?", fragt er neugierig.

Wir setzten uns auf eine Bank am Straßenrand weit weg von unseren Häusern.

,,Ich..ehm. Isaac war gestern bei mir zuhause und wollte mir einen Heiratsantrag machen. Er hat mit meinem Vater geredet und..", es bildet sich ein Kloß in meinem Hals doch ich schluck in runter. Ich darf jetzt nicht weinen.

,,Lass mich raten. Dein Vater erlaubt es euch nicht."

Ich nicke und schaue auf meine Schuhe.

Er hebt sanft mein Kinn an sodass ich ihn anschauen kann. Seine Augen sind so Blau man könnte sich glatt in diesen Augen verlieren.

,,Das tut mir so leid Jamila. Ich kenn dich zwar noch nicht so gut, aber so etwas hat keiner verdient und ich weiss das es schwer ist, aber ihr müsst es weiter versuchen.", sein Blick wird sanft und man erkennt, dass er Mitleid mit mir hat. ,,Vor allem, aber musst du auch für eure Liebe kämpfen. Es wird nicht funktionieren, wenn nur Isaac etwas dafür tut. Und ich glaube auch dass Isaac nach diesem Rückstoß jemanden braucht der ihn unterstützt. Es sei denn du willst das alles garnicht.", er schaut mich fragwürdig an und versucht an meinem Blick zu lesen was ich denke.

Er hat recht, wenn ich eine Zukunft mit Isaac möchte, dann muss ich auch etwas dafür tun.

,,Natürlich will ich das,", sage ich entschlossen ,,Mehr als alles andere auf dieser Welt.", flüstere ich, doch er hat es trotzdem gehört und lächelt nun.

,,Ja dann weisst du ja was zu tun ist."

,,Danke Chris. Ehrlich. Jedes Mal wenn ich mit dir rede geht es mir danach viel besser.", das habe ich gerade nicht laut gesagt oder?

,,Freut mich das ich helfe kann." Er umarmt mich. ,,Ihr schafft das.", murmelt er in meine Schulter.

Und zum ersten Mal glaube ich auch daran das wir es schaffen können.

Es wird ein Happy End für uns geben Isaac.



Ich bringe Chris nachhause. Ich biete ihm Hilfe beim nachholen des Schulstoffes an und er nimmt das Angebot dankend an. Wir verabschieden uns und ich mache mich wieder auf dem Weg nachhause.

Als ich an Isaacs Haus vorbeikomme, höre ich laute schreie. Was ist denn da los?

Es gibt kein Happy End für uns. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt