Kapitel 23

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Kapitel 23

Isaac

Während mein Vater duscht besichtige ich seine Wohnung. Sie ist klein aber gemütlich. Das Wohnzimmer als auch sein Schlafzimmer sind in einem Beige Ton gehalten. Die Möbel sind alle aus Holz und im Wohnzimmer steht eine Kleine braune Couch. Vor der Couch steht ein kleiner Fernseher. Es hängt kein einziges Bild irgendwo als Dekoration stehen hier nur ein paar Pflanzen.

Aber welche Bilder sollte er auch aufhängen meine Mutter hat bestimmt alles weggeschmissen und ihm nichts gegeben.

Ich gehe nochmal in sein Schlafzimmer und unter seinem Schreibtisch finde ich einen Gitarrenkoffer. Mein Herz schlägt schneller bei dem Gedanken, dass er noch Gitarre spielt. Gitarre spielen war das einzige was mich mit ihm verband.

Ich hole den Gitarrenkoffer raus und öffne ihm langsam. Eine schwarze Gitarre als ich die Gitarre rausnehme liegt unter ihr ein Umschlag mit meinem Namen drauf. Ich zögere kurz, ist das zu privat? Aber es steht mein Name drauf. Dann öffne ich ihn einfach. Ein Kindheitsbild von mir ich merke wie mir eine Träne über die Wange rollt. In dem Umschlag befindet sich noch ein zusammengefalteter Zettel. Ich öffne den Zettel. Ein Songtext.

Ein Song über mich.

Der Song heißt I will find you one day. Er hat mich wirklich gesucht. Während ich den Songtext lese muss ich wieder anfangen zu weinen. Warum hat meine Mutter das getan was auch immer sie getan hat.

In dem Moment kommt mein Vater aus der Dusche. Ich werde direkt nervös und versuche alles zurück zu legen.

„Ach du hast den Song also gefunden. Eigentlich wollte ich ihn dir Vorspielen.", sagt er zufrieden. „Ich ehm. Es tut mir leid. Ich wollte nicht einfach hier rumschnüffeln.", sage ich mit einer zittrigen Stimme.

„Ach ist doch halb so wild." Er kommt auf mich zu nimmt die Gitarre und fängt an zu spielen. Er singt.

Er kann nicht sonderlich gut singen, aber es gefällt mir dennoch. Ich kriege Gänsehaut bei den Worten die er singt. Über mich. Über uns.

Er ist fertig. „Danke Dad.", sage ich. „Nicht dafür mein Sohn, aber ich glaube wir sollten jetzt mal über den Grund sprechen warum du überhaupt hier bist." Als er das sagt staut sich ein komische Gefühl in meinem Magen auf. Ich nicke nur und wir gehen ins Wohnzimmer.

Wir setzten uns auf die Couch. Er seufzt und dann beginnt er zu erzählen. „Also zunächst möchte ich das du mir versprichst, dass du deine Mutter nicht hassen wirst. Sie hat dich gut erzogen und sich um dich gekümmert und es würde ihr das Herz brechen wenn du sie jetzt plötzlich nicht mehr an deinem Leben teilhaben lässt. Aber dennoch verdienst du die Wahrheit."

„Ich.. das kann ich nicht.", stottere ich. Um ehrlich zu sein hasse ich sie ja jetzt schon.

„Na gut. Versuchs wenigstens.", sagt er. Ich nicke nur leicht.

„An einem Abend an dem ich frei hatte, hat deine Mutter mich gebeten auf dich aufzupassen damit sie was mit ihrem Freundinnen unternehmen kann. Ich bin ihrer Bitte natürlich nachgegangen. Ein Tag davor hatten wir einen heftigen Streit, weil sie Sex mit mir vermisste. Ich weiß wie das klingt, aber in einer Beziehung spielt der Sex ja meistens eine große Rolle. Ich sagte ihr damals, dass ich zurzeit keinen Sex möchte und lieber Sachen mit dir und ihr als Familie unternehmen wollte. Außerdem hatte ich Angst, dass du uns irgendwann erwischen könntest so etwas wollte ich meinem Kind niemals antun." Er macht eine kurze Pause um was zu trinken dann fährt er fort.

„Wie auch immer, wegen dem Streit war noch eine Spannung zwischen uns an diesem Abend. Aber ich hab mir nichts dabei gedacht als sie was mit ihren Freundinnen unternehmen wollte. Irgendwann merkte ich, dass sie schon sehr lange unterwegs war. Ich rief sie mehr Mals an aber sie ging nicht dran. Ich hatte Angst, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte. Ich ließ dich kurz alleine zuhause und fuhr zu der Bar zu der sie oft mit ihren Freundinnen ging. Als ich ankam erwischte ich sie wie sie hinter der Bar mit einem Typen fickte. Entschuldigung für den kraft Ausdruck, aber jedes Mal wenn ich daran denke steigt die Wut in mir auf."  Meine Tränen laufen wie ein Wasserfall und ich merke wie auch in mir eine Wut aufsteigt und wie übel mir wird, bei dem Gedanken, dass meine Mutter meinem Vater fremdgegangen ist.

„Ich war so sauer, dass ich den Typen anschrie und so laut hatte ich noch in meinem Leben geschrien. Der Typ ran weg wie eine pussy und deine Mutter versuchte mir alles zu erklären. Aber ich hörte ihr in dem Moment nicht zu. Das einzige was für mich zählte warst du und sie dachte genau das selbe. Ich fuhr so schnell wie möglich los um dich zu holen. Doch deine Mutter war früher da und lies nicht zu, dass ich dich mit nahm. Also bin ich gegangen. Bei einer Sorgerechts Verhandlung hätte man deine Mutter mehr glauben Geschenkt, denn ich wusste wie hinterlistig sie sein konnte. Ich verschwand für ein paar Tage. Als ich dann wieder zurück gehen wollte um einen Deal mit ihr zu machen, um dich sehen zu können, wart weg. Ich wusste, dass ihr noch nicht weggezogen seid, also schickte ich Postkarten an dich. An einem Tag kam dann eine alte Dame zu mir uns sagte, dass die Familie an die ich Postkarten schickte nicht mehr in dem Haus wohnen würde. Und in dem Moment wusste ich ich habe dich verloren. Ich suchte in ganz England nach dir. Bis ich realisierte, dass ihr in ein anderes Land gezogen seid. Nach 10 Jahren suchen konnte ich nicht mehr. Ich habe versucht mein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen und habe jeden Tag zu Gott gebetet, dass du mich irgendwann finden würdest, weil ich keine Kraft und Hoffnung mehr hatte dich zu finden. Und sie einer an meine Gebete wurden erhört."

Seine Gebete wurden erhört. Gott hat seine Gebete erhört. Oder sollte ich liebe sagen Allah hat es getan.

Gott hat unsere Wege wieder vereint. Ich fasse es nicht.

Ich umarme ihn. „All die Jahre dachte ich du hast mich vergessen.", sage ich und weine immernoch. „Ich könnte dich niemals vergessen Isaac."

„Danke, dass du mir das erzählt hast. Es tut weh zu wissen das Mom mich all die Jahre angelogen hat, aber es tut auch gut zu wissen, dass du es wenigstens versucht hast mich zu finden."

Wir bleiben noch paar Minuten in der Umarmung bis ich mich wieder beruhigt habe und dann wechseln wir das Thema und ich erzähle ihm bisschen über mein Leben.

Nach ein paar Stunden werde ich müde. Er lässt mich in seinem Bett schlafen und er schläft auf der Coach.

Bevor ich einschlafe denke ich über das nach was er gesagt hat, dass Gott seine Gebete erhört hat und wie mein Herz aufgegangen ist als er das gesagt hat und genau in diesem Moment ist mir eins klar geworden.

Ich möchte wieder an Gott glauben und ich möchte Muslim werden.

Es gibt kein Happy End für uns. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt