Kapitel 31

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Jamila

Ich schaff es einfach nicht einzuschlafen. Die Worte von Isaac gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.

Was meint er damit, dass ich ihm vertrauen soll.

Das ist doch alles Quatsch niemals würde das mit uns klappen. Niemals.

Ich versuche wieder zu schlafen, aber es geht einfach nicht.

Mein Vater steht gleich zum Morgen Gebet auf, um in die Moschee zu fahren.

Es ist 6:00 Uhr Morgens an einem Samstag und ich kann nicht schlafen.

Was soll's wenn ich sowieso schon wach bin kann ich auch in die Moschee gehen.

Ich höre wie mein Vater aufsteht und gehe zu ihm.

,,Jamila, warum bist du schon wach?", fragt er mich verwirrt. ,,Ich kann nicht schlafen und wollte frage ob ich mit dir in die Moschee kommen darf."

,,Klar mein Schatz."

Ich ziehe mich schnell an ein schwarzes Gebeskleid und ein braunes Kopftuch.

Ich war schon lange nicht mehr in der Moschee.

Wir machen uns auf den Weg.

In der Moschee angekommen trennen sich unsere Wege ich gehe in den Frauen Bereich und warte bis der Imam den Gebetsruf macht.

Eine Stimme ertönt durch die Lautsprecher.

Die stimme kommt mir so bekannt vor. 

Nein das kann nicht sein. Isaac?

Warum sollte er den Gebetsruf machen?

Die Stimme ähnelt bestimmt nur der von Isaac. Das Gebet beginnt und ich denke nicht weiter darüber nach, dass die Stimme des Gebetsrufer sich wie die Stimme von Isaac angehört hat.

Als das Gebet endet, suche ich draussen meine Vater.

Ich trau meinen Auge nicht als ich sehe, dass mein Vater mit Isaac spricht.

Ich reibe mir die Augen um sicher zu gehen, dass ich nicht träume.

Scheisse wenn mein Vater herausfindet, dass ich Isaac kenne bin ich tot.

Aber worüber reden sie?

Mein Vater scheint nicht genervt zu sein, dass heißt er weiss noch nicht das Isaac mich kennt.

Vielleicht weiss Isaac auch garnicht, dass das mein Vater ist. Ich meine er hat meinen Vater noch nie gesehen.

Ich muss mich einfach solange verstecken bis sie ihr Gespräch beendet haben.

Gerade als ich mich umdrehen wollte höre ich wie mein Vater mich ruft.

Oh Man.

Ich gehe zu ihnen, meine Beine fühlen sich an wie wackel Pudding. Isaac guckt mich überrascht an. Er möchte gerade was sagen, da unterbreche ich ihn bevor er noch was falsches sagt. ,,Baba können wir gehen mir geht es nicht so gut."

Isaac schaut mich noch verwirrter an, aber ich gucke schnell weg damit mein Vater kein Verdacht schöpft.

Wir gehen zum Auto, da erzählt mein Vater mir plötzlich ,,Der Junge vorhin ist gerade mal vor einem Monat konvertiert und kann schon so gut den Gebetsruf. Er hat echt eine gute Stimme."

Ich glaub's nicht. Jetzt ergibt alles Sinn.

Aber es würde dennoch nicht funktionieren. Er ist kein Marokkaner.

Ich bin so aufgewühlt, dass ich in meinem Zimmer hin und her gehe.

,,Was ist denn los?!", schreit Dunya mich an.

,,Ich muss nachdenken.", antworte ich. ,,Dann denk im sitzen nach. Dein hin und her gehen nervt mich."

Ich verdrehe die Augen , nehme mein Kopftuch und gehe raus.

Ich gehe zum See.

Ich bin so wütend,, dass ich aggressiv mehrere Steine in den See werfe.

Er hat mir das Leben jetzt noch viel schwerer gemacht. Er macht mir Hoffnungen die ich nicht haben sollte.

Ich schreie laut und setze mich dann auf die Wiese.

Meinen Kopf in die Knie gepresst rollen mir die Tränen runter.

Scheisse man.

Was habe ich mir nur dabei gedacht mich ihm überhaupt zu nähern. Ich werde nie jemand anderen heiraten können oder ich ende wie diese Frauen die eine Mann heiraten müssen den sie nicht mal lieben und dann eine unglückliche Ehe führen.

Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Schulter. Ich zucke zusammen und stehe ruckartig auf.

,,Hey ich bin es. Alles gut." Das kann doch nicht wahr sein. Jetzt ist er auch noch hier.

,,Ich wusste, dass ich dich hier finde." Als er mein verweintes Gesicht sieht wirkt seine Miene traurig.

Ich trockene meine Tränen mit dem Saum meines Pullovers. ,,Was willst du hier?", sage ich gereizt.

,,Wow kein Grund gleich so auszurasten. Ich habe dich gesucht. Heute morgen nach dem Gebet wirktest du so aufgewühlt. Ich...ich wollte eigentlich nicht dass du es so erfährst.", seine Stimme wird ruhiger.

,,Warum hast du es getan? Nur damit du mit mir zusammen sein kannst? Du weisst schon, dass das so nicht funktioniert.", platzt es aus mir heraus.

,,Ich weiss. Ich habe es nicht für dich getan sondern für mich. Ich hatte ständig diese Träume von einem Licht und ich brauchte dringend Frieden in meinem Leben. Dann habe ich zufällig diese Moschee entdeckt und die Jungs gesehen die so unbeschwert und glücklich waren. Da dachte ich mir ich möchte auch so sein. Dann habe ich mich über den Islam informiert und mich dazu entschieden zu konvertieren."

Ich merke wie die Tränen wieder in mir aufsteigen. Ich schaffe es nicht sie zu unterdrücken. ,,Es tut mir leid.", ist das einzige was ich rausbringe.

,,Du braucht dich doch nicht zu entschuldigen. Als ich heute Morgen mit deinem Vater gesprochen habe wusste ich nicht, dass das dein Vater war. Ehrlich."

Ich glaube ihm. Er gibt mir immer mehr Gründe ihn zu lieben. Und das ist schlecht. Sehr schlecht.

,,Wir können trotzdem nicht zusammen sein." Er muss das hören.

Er schaut mich noch trauriger an. Doch dann blitzt da etwas wie Hoffnungen in seinen tiefen Meeres blauen Augen auf. ,,Doch es muss einen Weg geben. Gott hat unsere Wege nicht einfach so vereint." 

Ich möchte ihm ja glauben, aber ich weiss wenn ich es tue und es dann doch nicht klappt werde ich daran kaputt gehen. Und ich möchte das nicht, nicht jetzt wo ich gerade meine Mutter wieder bekommen habe.

Es geht einfach nicht.

Es gibt kein Happy End für uns. Where stories live. Discover now