Kapitel 38

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Heute Abend ist es soweit. Der lang ersehnte Serienabend mit Tom. Ich weiß nicht ob es an der Ungewissheit wie ich zu Tom stehe liegt, aber ich bin nervös. Sehr Nervös.

"Ach komm Emi. Sei nicht feige. Das ist nur ein Serienabend. Mit Tom. Er ist ein Freund und dir wird nichts passieren. Drück einfach auf die Klingel und hab Spaß. Du kannst das."


Ich stehe bestimmt schon seit einer viertel Stunde vor Toms Tür. Mein Finger schwebt nur wenige Millimeter über der Klingel und trotzdem gelingt es mir nicht drauf zu drücken. Gott bin ich ein Angsthase.


Ich war so auf die Klingel fokussiert, dass ich nicht bemerkt habe wie sich die Tür öffnete. "Du weißt schon das es einfacher ist die Klingel zu benutzen als nur darauf zu starren, oder?" Ich zuckte zusammen da ich nicht mit Tom gerechnet habe, der grinsend mit Verschränkten Armen im Türrahmen lehnte. "Musst du dich so anschleichen? Du hättest fast deinen Serienabend alleine verbringen müssen, denn ich hätte beinahe einen Herzinfarkt wegen dir bekommen." Tom entwich ein lachen. Ich meine ich muss auch ziemlich erbärmlich rüberkommen. Am liebsten würde ich im Boden versinken. Die kleinen Härchen auf meinen Arm stellten sich auf, nicht wegen Tom, sondern wegen dem kalten Wind der gerade um meinen Körper strich. Da wir Spätsommer haben kühlen die Temperaturen abends deutlich ab. Alli meinte noch ich soll eine Jacke mitnehmen. Doch ich Intelligente Person meinte es sei nicht nötig. Da wusste ich aber auch noch nicht das ich zu feige zum Klingeln bin. Tom schien mein leichtes Zittern aufzufallen, jedenfalls machte er einen Schritt zur Seite und somit den Weg ins Warme frei. „Komm bitte rein bevor du dir noch den Tod holst. Es wäre echt schade, wenn ich das ganze Essen umsonst gemacht hätte. Ich hoffe du hast Hunger mitgebracht."


Ich ging an Tom vorbei ins Innere seines Zuhauses. Natürlich nicht ohne die Fotos an der Wand zu betrachten. Beim vorbeigehen musterte ich ein Foto etwas genauer. Es zeigt Tom als Kind, ich schätze ihn auf ungefähr sieben Jahre. Links und Rechts neben Tom sind seine Eltern zu sehen, wie sie mit strahlenden Gesichtern Tom betrachten der gerade ein Geschenk auspackt und ein Lächeln auf den Lippen hat was breiter nicht hätte sein können. Früher hatte ich immer ein Problem damit Familienfotos andrer Familien zu sehen, weil es mir weh tat zu sehen wie Glücklich sie allesamt sind. Es kam immer etwas Neid bei mir hoch. Aber aus irgendeinem Grund blieb dieses Mal das Gefühl von Neid weg. Ganz im Gegenteil zu damals freute ich mich für Tom.


„Du hast dich nicht verändert. Das Lachen ist immer noch dasselbe. Ein sehr ansteckendes Lachen." Ich drehte meinen Kopf um Tom anzusehen der hinter mir an einer Kommode lehnte und erst mich und dann das Bild betrachtete. „Das war an meinem Geburtstag. Meine Eltern hatten sich extra frei genommen um ihn mit mir zu feiern. Das war immer eine Seltenheit das beide zuhause waren. Ich meine das ist heute immer noch eine Seltenheit. Aber ich weiß das sie das machen um mir das Leben zu ermöglichen was sie sich für mich wünschen. Und ich liebe sie dafür. Komm las uns jetzt erstmal was essen bevor es kalt wird." Tom kam auf mich zu und blieb dicht hinter mir stehen. Er beugte sich vor, so dass seine Lippen mein Ohr streiften. „Und bevor ich das vergesse, du siehst wunderschön aus." Dieses Mal lag die Gänsehaut auf meinen Armen definitiv nicht an der Temperatur, auch wenn es sich anfühlt als sei diese gefährlich hoch angestiegen.


Tom legte eine Hand auf meinen unteren Rücken und begleitete mich in einen Raum der sich etwas weiter hinten im Haus befand. Als wir zur Tür reinkamen, tauchte vor mir ein großer gedeckter Esstisch auf, und mir kam ein traumhafter Geruch entgegen. „Hast du etwa gekocht? Du weißt das das nicht nötig gewesen wäre, oder? Ich meine wir hätten auch ruhig was bestellen können oder so." Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich soviel Mühe gegeben hat, und ich nichts gemacht hatte. „Ach das war nicht der rede wert. Ich meine du bist mein Gast und da muss ich ja schließlich dafür sorgen das du nicht verhungerst. Und bevor du was sagst, ich koche gerne und gerade, wenn ich so hübschen besuch habe. Ich meine nicht, dass das oft vorkommt. Ich... äh." Tom kratzte sich verlegen am Hinterkopf und redete sich buchstäblich um Kopf und Kragen. So sehr das es mir schon fast beim Hinschauen weh tat.


Ich ging auf Tom zu, soweit bis ich kurz vor ihm stand und legte ihm die Hand auf den Unterarm, sanft strich ich mit den Daumen über seine Haut um ihn ein wenig zu beruhigen, auch wenn ich selber nicht wirklich die Ruhe in Person bin. „Hey, alles gut ich freue mich über das Essen. Danke. Es ist nur es hat sich bisher keiner soviel mühe für mich gegeben." Ich lächelte Tom an, der sich scheinbar immer mehr beruhigte. Tom ging mit mir zum Tisch. Er zog einen Stuhl weg so dass ich Platz nehmen konnte. Ein ganzer Gentleman also. Ich schaute mich etwas im raum um, während Tom das Essen holte. Er war in hellen Crem tönen gestrichen und hell eingerichtet. Toms Mutter hat einen Einwandfreien Geschmack was Inneneinrichtung angeht. Das hatte ich auch schon im Flur bemerkt. Meine Erkundungen wurden durch einen dampfenden, echt verführerisch riechenden Teller mit Pasta unterbrochen, der vor mir auf den Tisch gestellt wurde. Wenige Minuten später ließ Tom sich mit seinen Teller gegenüber von mir auf einen Stuhl nieder. „Dann wünsche ich dir einen Guten Appetit. Ich hoffe es schmeckt dir." Tom lächelte mich verunsichert an, ehe er selbst auch anfing zu essen. Ich schenkte ihm noch ein dankbares Lächeln, ehe ich mir selbst die erste Gabel in den Mund schob. Und oh mein Gott. Mir entfuhr ein kleines wohliges aufstöhnen. Ich hatte echt noch nie so etwas gutes in meinen ganzen leben gegessen. Es war eine regelrechte Geschmacksexplosion.


Tom musterte mich neugierig, als wenn er auf ein Feedback von mir wartet. Ich dachte eigentlich mein kleines Aufstöhnen war eindeutig genug. Falsch Gedacht. „Wow, das schmeckt echt fantastisch Tom. Ich meine es ernst. Wenn du so weiter machst heirate ich dich noch irgendwann." Als dieser Satz bei Tom ankam veränderte sich etwas in seinem Gesicht. Ich bin mir nicht sicher was es ist aber er sieht irgendwie ernster aus als vorher. „Wer weiß was die Zukunft so bringt. Ich hätte jedenfalls nichts dagegen irgendwann mit einer Schönheit wie dir verheiratet zu sein." Jetzt war ich diejenige die rot anlief und den Blick von Tom nicht mehr abwenden konnte. Mein Blick war irgendwie von Tom gefangen genommen. Ich weiß nicht was das zwischen uns ist aber ich habe das Gefühl es unbedingt rausfinden zu wollen.

Good Girl or BadWhere stories live. Discover now