Kapitel 27

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"Na wen haben wir denn da? Wenn das mal nicht unsere kleine Emilia ist. Wie ist eigentlich das Leben als so ein Opfer? Als so eine Enttäuschung für deine Familie? Als ein Niemand? Als ein Niemand ohne Freunde? Schau dich um kleine...was siehst du? Genau sie lachen. Sie lachen dich aus! Weil du so ein Erbärmlicher Haufen Nichts bist. Meinst du irgendjemand hier würde dich vermissen wenn du weg bist? Nein. Es würde niemanden auffallen. Geh doch einfach und komm nicht wieder! Jeden Tag an dem ich deine hässliche Visage nicht sehen muss, ist ein guter Tag."
Mir liefen die Tränen über die Wangen. Ich kannte die gemeinen Sprüche von Jason zu genüge. Ich habe diese Worte schon so oft von ihm gehört und doch ist es jeden Tag wie aufs neue ein Stich in mein Herz. Ich verstehe nicht was ich ihm getan habe. Seit er auf dieser Schule ist behandelt er mich wie ein Fußabtreter, er schlägt und beleidigt mich. Doch wie oft ich auch darüber nachdenke, mir will einfach nicht einfallen was ich ihm angetan habe.

"Nicht mal den Mund bekommst du auf wenn ich mit dir spreche. Hat man dir nicht beigebracht Respekt zu haben? Wenn nicht muss man es dich wirklich mal lehren was Respekt heißt." Ehe ich mich versah spürte ich einen Schmerz in der Schulter. Jason hat mich an die Spinde hinter mir geschubst und eins der Zahlenschlösser hat sich in meine Schulter gebohrt, ehe ich auf dem Boden lande. Die Leute um mich herum lachen einfach nur. Keiner von ihnen hat auch nur den Hauch von Mitleid im Gesichte stehen. Jason hat recht...Niemand interessiert es das es mich gibt. Selbst meinem Vater bin ich scheißegal und meine Brüder interessieren sich nur für sich und ihre Weibergeschichten sie sind nicht viel besser als Jason. Warum tu ich mir dieses erbärmliche Leben eigentlich noch an? Ich will mir die Erniedrigungen nicht länger geben müssen. In den letzten Monaten hab ich so ziemlich alles versucht um den Schmerz zu betäuben und die Leere in mir zu füllen, doch alles hat nichts gebracht, es hat kurz dafür gesorgt das meine Probleme verschwinden nur um ein wenig später doppelt so stark zurück zu kommen.
Mein Leben ist die Hölle und ich will das sie endet am besten heute noch. Ich meine die Tabletten hab ich zu Hause was hab ich noch zu verlieren?

"Nein!" Es dauert eine Weile bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen und mir einfällt wo ich überhaupt bin. "Alles in Ordnung bei dir? Ich hab dich schreien gehört." Wäre ich nicht immernoch von meinem Traum geprägt, hätte ich wahrscheinlich laut los lachen müssen. Jason stand mitten im Gästezimmer mit nichts anderem als einer Boxershorts an, das war aber nicht das witzige, dass witzig ist das er in seiner rechten Hand einen Baseballschläger hält. Ich weiß zwar nicht was er in dem Zimmer erwartet hat, aber es ist süß zu wissen das er mich beschützen wollte. "Alles ist in Ordnung. Es war nur ein Albtraum und den hatte ich noch nicht das erste mal." Jason schien von meinen Worten noch nicht so recht überzeugt zu sein, denn er schaut sich immernoch misstrauisch im Zimmer um, den Baseballschläger immer so parat das er im Notfall zu Schlagen könnte. "Hey, es geht mir gut. Du kannst den Baseballschläger weg legen." Jason schaute jedoch, bevor er zu mir kam, hinter die Vorhänge, in den leeren Kleiderschrank und unters Bett. Erst als er sich sicher war, das hier kein anderer außer ich war ließ er sich neben mich aufs Bett sinken und lehnte den Baseballschläger gegen den Nachtschrank.
"Weißt du eigentlich was für eine Scheiß Panik ich hatte? Ich hab gedacht hier wäre jemand eingebrochen und will dich gerade Abstechen, so wie du geschrien hast." Schon süß was er sich für Sorgen gemacht hat. Warte...Jason süß? Ich muss noch nicht richtig Wach sein, mein Verstand funktioniert noch nicht so richtig. "Ganz ruhig Captain America. Wie gesagt mir geht es gut. Es war nur ein Traum." Auch wenn ich Jason nicht anschaue kann ich spüren wie er mich von der Seite mustert, so als wenn er sicher gehen will das es mir gut geht. "Das muss ein heftiger Traum gewesen sein, so wie du geschrien hast. Willst du darüber reden?" Ich schüttelte den Kopf aber Jason muss gemerkt haben wie ich gezögert habe. "Weißt du, jedes mal wenn meine Schwester einen Albtraum hatte ist sie rüber in mein Zimmer gekommen und hat sich neben mich ins Bett gelegt. Sie wollte auch nie darüber reden. Ich habe gespürt das ihr etwas auf der Seele lag, doch ich habe sie immer gelassen. Ich habe gedacht, dass wenn ich ihr genügend Zeit und Freiraum lasse, dass sie von selber auf mich zu kommt. Doch ich glaube dadurch dass ich sie nicht dazu Gezwungen habe es mir zu erzählen sie mit in den Selbstmord getrieben habe." Der Gesichtsausdruck der sich auf Jasons Gesicht bildet kenne ich nur zu gut von meinen Brüdern, doch jedesmal wenn ich diesen Blick sehe zerreißt es mich innerlich. Sie geben sich auch die Schuld daran was ich mir antun wollte. Doch die Wahrheit ist, dass mich nichts auf dieser Welt damals davon abhalten konnte diese Tabletten zu schlucken. "Ich habe seit damals immer wieder den gleichen Traum. Es ist eigentlich kein Traum sondern mehr eine Erinnerung an den Tag an dem ich mich umbringen wollte. Davon wie du mich damals in der Schule fertig gemacht hast. Ich war fertig mit der Welt und wollte einfach nichts mehr fühlen. Nie wieder. Also bin ich nach Hause gegangen und hab die Tabletten geschluckt. Doch soll ich dir was verraten? Es ist kein Albtraum dadurch das ich mich umbringen wollte, sondern dadurch das es nicht geklappt hat. Ich schäme mich so für diese Träume, deswegen hab ich nie etwas darüber zu meinen Brüdern gesagt. Die machen sich genauso wie du genügend Vorwürfe. Aber Jason genau wie Skyla konnte mich von meiner Entscheidung nichts abbringen. Du hättest Skyla nicht  helfen können. Du hast es genau richtig gemacht und ihr die Wahl gelassen, doch sie hat sich dazu entschieden zu schweigen so wie ich damals. Du darfst dir keine Vorwürfe machen. Skyla hätte nicht gewollt, dass du immer mit dem 'was wäre wenn' Gedanken lebst."

Wir saßen eine ganze Weile still nebeneinander. Keiner wollte diese Ruhe stören. Doch nach einiger Zeit entwich mir ein Gähnen. Ich meine es ist auch bestimmt schon 3 Uhr nachts. "Willst du das ich gehe, damit du noch etwas schlafen kannst?" Mir macht im Moment nichts mehr Angst als alleine zu sein. "Kannst du heute Nacht vielleicht hier bleiben?" Mir war diese Frage mehr als nur unangenehm doch ich wollte nie im Leben einschlafen um wieder von Erinnerungen verfolgt zu werden und irgendetwas sagt mir, dass wenn Jason hier ist ich in Sicherheit bin. Oder es liegt an dem Baseballschläger. Von Jason kam jedoch anders als erwartet keine anzügliche Antwort oder etwas Ähnliches. Er legte sich einfach hin und zog mich in seine Arme. Meinen Kopf legte ich auf seiner Brust ab und lauschte seinem Herzschlag, der auch das letzte war was ich hörte bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel.

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So wieder ein Kapitel geschafft.
Wie findet ihr hat sich Jason bis jetzt so gemacht?

Ich hoffe es gefällt euch.♡♡♡

Good Girl or BadWhere stories live. Discover now