Kapitel 32

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Die Klingel unterbrach unser Gespräch und wir machten uns auf den Weg zum Klassenraum. Leider trennten sich unsere Wege vor meinem Raum, da Tom mit Allison und meine Brüdern in eine Klasse gehen. Im Klassenraum angekommen ließ ich mich auf meinen Platz fallen mit der Hoffnung das Jason die Lust auf Unterricht vergangen ist und ich nicht die nächsten Stunden neben ihm verbringen muss. Leider stellte sich fünf Minuten später raus das ich mich geirrt habe und Jason nicht die Lust vergangen ist, als er mit einem lauten Knall seine Tasche auf den Tisch fallen ließ. Ich hatte mir schon am Vortag den Kopf darüber zerbrochen wie ich auf ihn reagieren oder was ich sagen soll. Doch zu meiner großen Enttäuschung hat noch niemand ein Buch darüber geschrieben, wie man mit dem Jungen umgeht den man am Vortag fast geküsst hätte, bevor man ihm eine Abfuhr gegeben hat.

Langsam schweifte mein Blick über die Bücher und Federmappen bis hoch in Jasons Gesicht welches Aussah als wäre es aus Stein. Es ist nichts mehr zusehen von dem lächelnden Jungen von gestern. Seine Kiefermuskulatur wirkte angespannt, was ihn noch brutaler erscheinen ließ. "Glotz nicht so, sonst setzt es was." Er will also so weiter machen wie früher, als wäre nie etwas gewesen? Wenn er es so möchte kann er es gerne so haben auch wenn es mich innerlich etwas zerreißt. Die Stimme unseres Lehrers zog meine Aufmerksamkeit auf sich, wofür ich auch dankbar bin ich galube nicht das ich die Kraft gehabt hätte meinen Blick von Jason abzuwenden.

Viel zu langsam verging die Stunde. Nachdem es zur Pause geklingelt hat, ging ich zu meinem Spind um die Bücher für die nächsten Stunden zu holen. Jason standt nicht weit von mir weg da sein Spind in der Nähe von meinem ist. Kurz überlegte ich einfach ihn zu ignorieren was vermustlich die schlauste Variante gewesen wäre, aber irgendwie hatte ich noch den kleinen Hoffnungschimmer das wir zwar keine Freunde werden aber tortzdem miteinander auskommen. Mit einem leisen Seufzen überbrügte ich die paar Meter zu Jason und blieb kurz vor ihm stehen. "Können wir vielleicht kurz reden?" Jason hob keinen Moment sein Blick sondern konzentriert sich nur auf das Handy in seinen Händen. "Komm schon es ist wichtig. Es geht um das von gestern." Versuchte ich es nochmal. "Ich wüsste nicht was wir zu bereden hätten." Die kälte aus seinem Gesicht spiegelte sich auch in seiner Stimme wieder. "Ich weiß das es nicht schön ist wie wir auseinander gegangen sind. Ich weiß auch das wir keine Freunde sind aber ich finde wir können uns wenigstens beachten und miteinander reden." Jason ließ das Handy sinken und fing kalt an zu lachen. "Du glaubst echt ich hab das gestern alles ernst gemeint? Gott das unterstreicht nur meine Aussage wie Naiv du bist. Hör mir jetzt mal ganz genau zu damit selbst du es verstehst. Ich will nichts von dir und wollte auch nie was von dir." Jason kam mir immer näher bis ich mit meinem Rücken gegen einen Spind knallte. "Es war alles nur ein Spiel. Verstanden? Meine Kumpel und ich hatten eine Wette am laufen. Sie meinten das du das einzige Mädchen an der Schule bist das ich nicht rumkriegen würde. Ich wollte sie von dem Gegenteil überzeugen. Ich hätte dich auch fast soweit gehabt, hättest du nicht mitmal den Moralapostel spielen müssen. Ich hab zwar die Wette verloren bin aber auch ganz froh drüber, ich meine du bist ein Mensch der zu sehr Klammert. Ich wäre dich nie los geworden. Du hättest einen auf große Liebe gemacht aber nur über meine Leiche würde ich mit jemanden wie dir zusammen kommen. Die Wahrheit ist du wirst alleine sterben weil du niemanden ran lässt. Glaub mir dein kleiner Freund von heute morgen wird es auch irgendwann merken und dich dann auch fallen lassen. Aber ich muss ja ziemlich überzeugend gewesen sein so wie du dich mir anvertraut hast. Und ich dachte das wären die leichtesten Zwanzig Mäuse die ich verdienen konnte." Die Umgebungsgeräusche wurden immer leiser und dumpfer, es war als würde ich durch watte hören. Er hat mich von vorne bis hinten belogen und wofür? Für fucking Zwanzig Euro? Wie kann man einen Menschen nur für Geld so verletzen? Mir stiegen die Tränen in die Augen, ich versuchte es zu unterdrücken da ich Jason nicht noch die genugtuung geben wollte. "Heulst du jetzt? Komm schon wir kennen dich doch garnichtn anders als heulend oder mit einer Ladung Tabletten im Magen."

Langsam taumelte ich zur Seite. Um uns hat sich eine kleine Menschentraube angesammelt. Ein paar von ihnen Lachten andere filmten alles. Sie haben alles mitbekommen und haben nichts besseres zutun als sich über mich das Maul zu zerreißen oder es zu filmen? Was sind das für Menschen die sich am Elend anderer amüsieren? Nicht einer von Ihnen sah auch nur ansatzweise so aus als würde er mir helfen wollen.

Mit letzter Kraft bahnte ich mir einen Weg durch die Menschen und lief so schnell wie es ging auf die Mädchentoilette und schloss mich in einer Kabine ein. Erst als ich sicher war das ich alleine bin, viel alles in mir zusammen. Ohne nur ein kleines Geräusch liefen mir die Tränen über die Wange. Ich wollte in diesem Moment an nichts denken. Wie konnte ich nur immer wieder auf ihn reinfallen? Doch jetzt ist das eingetreten wovor ich am meisten Angst hatte. Jason kennt meine tiefsten Geheimnisse und nicht nur meine. Nach heute bin ich mir auch ziemlich sicher das er sie nicht für sich behalten wird.

Ein Klopfen gegen meine Kabinentür holte mich aus meinen Gedanken. "Emi ich weiß das du da drinnen bist. Komm bitte raus. Rede mit mir. Tom und deine Brüder sind auch hier. Aber sie können auch gehen wenn du lieber alleine mit mir reden möchtest." Allison standt immernoch vor der Tür und Klopfte leise. "Wir werden sicher nicht..." Kam es von Max doch er wurde von Allison abgewürgt. "Ich glaube ihr vier geht jetzt besser. Was sie jetzt nicht gebrauchen kann sind vier Testosterongesteurete Möchtegern Bad Boys die am liebsten alles mit den Fäusten regeln. Was sie jetzt braucht ist eine beste Freundin also geht bitte. Ihr könnt meinetwegen auch vor der Toilettentür warten." Das letzte was ich hörte war genervtes Aufgestöhne und eine zufallende Tür. "So du kannst rauskommen wir sind alleine. Bitte rede mit mir." Langsam schloss ich die Kabinentür auf und kam raus. Allison zog mich gleich in eine Umarmung die dazu führte das bei mir auch die letzten Dämme brachen und ich bitterlich in Allison Shirt heulte. "Ganz ruhig ich bin bei dir. Du bist nicht alleine. Ich bin bei dir. Wir stehen das alles zusammen durch."

Good Girl or BadWhere stories live. Discover now