Kapitel 26

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Mich überkommt immer wieder eine Gänsehaut wenn Jess von ihrer Geschichte erzählt. Genau wie sie hat jeder der hier her kommt die Hölle durch gemacht und trägt sein Päckchen mit sich rum. Manche schaffe es ihre Erlebnisse zu erzählen und sie so zu verarbeiten und manche schaffen es nie darüber hinwegzukommen und zerbrechen daran. Ich kenne viele die hier waren und es geschafft haben aber kaum waren sie wieder in ihren normalen Umfeld ging alles wieder von vorne los und schaffen dieses mal dann nicht den Absprung um sich Hilfe zu suchen.

Während der ganzen Erzählung hatte Jason kein Wort gesagt. Man konnte ihm ansehen das ihm das ganze sehr nahe geht. Aber wer würde nicht so reagieren bei so einer Geschichte?

"Danke das du uns die Geschichte erzählt hast. Ich weiß es ist nicht leicht für dich." Ich lächelte Jess aufmunternd an, die sich eine Träne aus den Augenwinkel wischt. "Ist schon gut. Der Gedanke das durch dieses Projekt manche Menschen über ihre Handlungen nachdenken oder andere Menschen neuen Mut fassen und merken das es für alles eine Lösung gibt, gibt mir Kraft das ich es nicht umsonst überstanden habe."  Jess liefen immer mehr Tränen über die Wange. Ich stand auf und schloss sie in eine enge Umarmung. Ich kann es nicht ertragen sie so zu sehen. Sie so zusehen wie sie hier eingeliefert wurde. "Ich vermisse sie einfach jeden Tag. Jedes mal wenn ich in den Spiegel schaue sehe ich ihr Gesicht. Ist ja auch logisch ich meine wir sind, wir waren Zwillinge. Vielleicht hatten meine Erzeuger recht und ich bin wirklich Schuld an ihrem Tod. Wenn ich nicht gewesen wäre, wären wir nie zum Wasser gegangen und sie wäre nie ertrunken. Emi ich weiß nicht wie lange ich das noch ertrage."

Ich wusste das es keine gute Idee war. Ich hätte nie mit Jason hier her kommen sollen. Wenn wir weg geblieben wären dann würde Jess jetzt nicht in meinem Arm liegen und einen Nerven Zusammenbruch haben. Es war grausam wie sie in meinem Armen lag zu weinen und sich hin und her gewendet hat.
Ich weiß nicht wie lange wir hier saßen und ich Jess einfach nur festgehalten habe um ihr nicht das Gefühl zu geben das sie alleine dadurch muss. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist Jess eingeschlafen, sie war bestimmt erschöpft. Ich schaute auf die schmale Person in meinem Arm und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Es tut mir leid." Flüsterte ich ihr zu.

Jason stand auf um mir Jess abzunehmen und sie ins Bett zu tragen. Ich blieb einfach auf dem Boden Sitzen und schaute auf die gegenüberliegenden Wand. Als ich Jasons Schritte hörte wanderten meine Augen zu ihm. "Komm, ich fahr dich nach Hause." Er hielt mir seine Hand hin, die ich auch ergriff. Ich brachte es einfach nicht über mich ihn anzuschauen. "Wir hätten nicht hier her kommen sollen. Ich wusste was ich Jess damit antuen werde und es war mir egal. Was für ein Mensch bin ich? Ich weiß selber wie schwer es ist darüber zu reden, mir hätte bewusst sein müssen das Jess noch nicht bereit ist. Was mach ich nur wenn sie wieder einen Rückfall hat? Sie hat solche Fortschritte gemacht. Es ist alles meine Schuld. Ich bin ein Monster." Mir liefen die Tränen über die Wange. Sie hat schon so viel geschafft, dass ist alles umsonst gewesen.
Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als Jason mich einfach an meiner Hand in seine Arme zieht. Er strich mir mit seiner Hand über den Rücken und flüsterte mir beruhigende Worte ins Ohr. Ich hingegen krallte meine Finger in sein Shirt als wenn es um Leben oder Tod geht, mein Gesicht vergrub ich auch in seinem Shirt.

Ich weiß nicht wie ich das alles in dem Wohnheim überstanden hätte, wenn Jason nicht gewesen wäre. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, hat Jason mich wieder zurück zu seinem Wagen gezogen. Mir war nicht nach reden, obwohl Jason es das eine oder andere Mal versucht hat mich in ein Gespräch zu verwickeln, doch ich konnte ihn immer abwimmeln. Mir war es einfach so unangenehm, dass ich wieder vor ihm zusammengebrochen bin. Ich hatte es mir geschworen in Jasons Nähe nie wieder nur den Hauch von Schwäche zu zeigen. Er sollte nicht wissen das er mich jederzeit wieder zerstören kann, er hat es schon einmal  geschafft und das war einmal zu viel.

Wir fuhren schon eine ganze Weile, bis mir auffiel das wir nicht zu mir fahren sondern wieder zu ihm. "Dir ist schon bewusst, das du mich vorher schon nach Hause fahren musst, bevor du nach Hause kannst?" Auch wenn das Auto nur durch Straßelaternen Beleuchtet ist, kann ich das leichte Grinsen was sich auf seinen Lippen bildet deutlich erkennen. "Denkst du wirklich ich lasse dich so nach Hause? So verheult wie du aussiehst, kann ich mich für die nächsten Jahre Zuhause einschließen damit mich deine Brüder nicht in die Finger bekommen. Wenn die dich so sehen, denken die noch ich habe sonst was mit dir angestellt. Du bleibst heute Abend schön bei mir zuhause."  Jason schaut mich nur für den Bruchteil einer Sekunde an, bevor sein Blick wieder auf die Straße wandert. Ich weiß nicht warum aber der Gedanke bei Jason die Nacht zu verbringen macht mich nervöser als es sollte.

Bei Jason angekommen, stieg er sofort aus und ließ mir nicht mal die Chance Widerstand zu leisten. In Rekordzeit hat er die Tür zum Haus aufgemacht und ist samt meiner Tasche im inneren Verschwunden. Als ich im ins innere folge versuche ich ihn noch davon zu überzeugen das sein Vorhaben nicht gerade vorteilhaft für mich und ganz bestimmt auch nicht für ihn wäre, doch Jason ist und bleibt ein Sturkopf.

"Damit eins klar ist, ich werde nicht wie eine deiner Schlampen bei dir in deinem Bett schlafen. Wer weiß was man sich da alles an Krankheiten einfangen kann." Ich habe jetzt fest mit einer blöden Anwort von ihm gerechnet, irgendwas in die Richtung, das es für Krankheiten bei mir sowieso schon zu spät ist, aber es kam nichts nichtmal ein Augenverdrehen. "Kein Problem du kannst gerne im Gästezimmer schlafen. Du musst aber damit leben das mein Schlafzimmer gleich neben an ist." Kann es sein das er heute morgen aus Versehen eine Portion Freundlichkeit gefrühstückt hat? Ich meine er ist doch sonst nie so nett, schon garnicht wenn es um mich geht. "Ich habe da kein Problem mit, solange du heute Abend alleine bist und keinen Lärm oder ähnliches aus deinem Zimmer kommt." Wieder nichts. Wieder kein Dummer Kommentar. Wieder kein Augenverdrehen. Langsam aber sicher wird das ganze hier unheimlich. "Keine Sorge Kätzchen, wenn du hier bist hole ich keine meiner 'Schlampen' her, wir wollen dich ja nicht verschrecken." Sein raues Lachen erfüllt den Raum und verpasst mir sofort eine Gänsehaut. Ohne weiter Kommentare zeigt Jason mir das Gästezimmer. Es ist hell gestrichen und das genaue Gegenteil von Jasons Zimmer. In der Mitte des Zimmers thront ein Beige farbens Bett, dass mit mehr Kissen bestückt ist als ein Mensch zum Schlafen benötigt. Aber eindeutig ein Bett worin man die Nacht verbringen kann. Da hab ich ja auch noch nicht mit gerechnet das ich die Nacht nicht alleine in dem Bett verbringen werde.....

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Nach langer Zeit melde ich mich auch wieder mit einem Kapitel zurück. Ich hoffe es gefällt euch ♡♡♡♡

Good Girl or BadWhere stories live. Discover now