Kapitel 35

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Es war als wenn mir eine ganze Felswand vom Herzen fiel. All die Emotionen und Gedanken die sich über die ganzen Jahre in mir angestaut haben, platzten auf einmal aus mir heraus. Es tat gut das alles mal los zu werden. Vor mehr als 5 Minuten gab die Klingel Bescheid das die Stunde vorbei ist, doch bis jetzt hat sich keiner Bewegt oder etwas gesagt. Alle saßen nur da und starrten uns, oder besser gesagt mich mit offenen Mund an. Selbst unsere Lehrerin hat noch nichts von sich gegeben. Langsam wurde das Schweigen mehr als nur unangenehm. Wie gesagt ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen. Hilfesuchend wendete ich meinen Blick zu Jason der aber nur stur in die Klasse schaute. Seine Mine ist wieder einmal wie versteinert. „Gibt es noch fragen oder wollt ihr uns weiter wie Zootiere anstarren?" Seine Worte schienen ein paar unsere Mitschüler aus ihrer Starre zu holen, darunter auch unsere Lehrerin. „Vielen Dank ihr beiden für eure bemerkenswerte Präsentation. Und ich möchte mich auch noch herzlich bei dir bedanken Emilia, dafür das du deine Geschichte und deine Gedanken mit uns geteilt hast auch wenn es sicher nicht einfach für dich war." Ich brachte ein schwaches lächeln hervor. „Kein Problem. Die Sachen zu verschweigen tut nur unnötig weh und führt zu nichts außer zu unendlicher Einsamkeit." Sagte ich an unsere Lehrerin Gewand doch konnte aus dem Augenwinkel sehen wie Jason sich anspannte. Er hatte wohl verstanden das meine Worte nicht für die Lehrerin waren sondern für ihn gedacht waren.

Langsam aber sicher verließ ein Schüler nach dem anderen den Klassenraum. Ich war gerade dabei das Plakat weg zu räumen als unsere Lehrerin noch einmal auf uns zu kam. „Hört mal. Ich habe mal eine Frage an euch. Ich möchte euch Fragen ob ihr bereit wärt, das Referat nochmal vorzustellen. Dieses mal aber vor der ganzen Schule in der Aula. Wir würden zwei oder drei Schulstunden bereitstellen in der ihr den Schülern alles nochmal erzählt.  Ich weiß das es bestimmt viel Überwindung gekostet hat für dich Emilia das alles zu erzählen, aber ich möchte dass das Thema Mobbing nochmal vor der ganzen Schule thematisiert wird. Ich meine alle streiten ab jemanden zu beleidigen oder fertig zu machen, aber die Wahrheit ist das jeder schonmal jemanden gemobbt hat. Ich möchte das die Schüler darauf aufmerksam gemacht werden, welche Folgen ihr Verhalten haben kann. Vielleicht wäre es auch möglich das deine Brüder oder ein paar deiner Freunde auch noch was zu dem Thema sagen würden. Denkt bitte über meinen Vorschlag in Ruhe nach und sagt mir Ende der Woche Bescheid damit ich alles organisieren kann. Ich würde mich freuen wenn ihr ja sagt." Irgendwie kann ich ja verstehen was sie sich davon erhofft aber es war schon schwer genug das einmal los zu werden vor der Klasse. Aber nochmal vor der ganzen Schule ist was ganz anderes. „Danke für die Möglichkeit. Wir werden da in Ruhe drüber nachdenken." Sagte Jason bevor ich das Angebot ablehnen konnte. Er legte seine Hand auf meinen Rücken uns schob mich sanft aus dem Raum in einen leeren Gang. „Was soll das du kannst Sie doch nicht in den Glauben lassen das wir auf ihr Angebot eingehen. Ich kann nicht vor der ganzen Schule das nochmal erzählen. Es war schon das eine mal schwer genug, nochmal stehe ich das nicht durch." Jason schaute sich noch einmal um, um sicherzustellen dass uns niemand hören kann. „Hör zu. Ich weiß es wird nicht einfach, aber du kannst nicht so eine Möglichkeit einfach ausschlagen ohne vorher darüber einmal nachgedacht zu haben. Du hast die einmalige Chance der ganzen Schule die Augen zu öffnen und willst diese Gelegenheit nicht nutzen weil du Angst hast? Was hast du eben so schön gesagt „ Die Sachen zu verschweigen tut nur weh und führt zu nichts" also denk wenigstens darüber nach. Willst du schweigen oder kämpfen? Die Entscheidung liegt bei dir. Wenn du zu sagst bin ich die letzte Person die dir im Weg steht. Ich bin dabei wenn du dabei bist." Mit diesen Worten drehte er mir den Rücken zu und verschwand um die nächste Ecke.

Nachdem ich mich aus meiner Schockstarre gelöst habe, machte ich mich auf den Weg in die Cafeteria, wo die anderen hoffentlich schon auf mich warten. Als ich die Tür zur Cafeteria öffnete sah ich schon unseren Tisch. Ich blieb kurz stehen und schaute zu ihnen. Sie lachten miteinander, es sah so unbeschwert aus. So als wenn alle Probleme auf dieser Welt ihn nichts anhaben kann. Kaum hat Allison mich entdeckt, stand besagtes Mädchen auf und fing an wie eine verrückte zu winken. „Huhu Emi! Wir sind Hier!" Ich konnte mir ein lachen nicht verkneifen. Mittlerweile schaute der Rest vom Tisch auch zu mir. Langsam aber sicher machte ich mich auf den weg zu dem Tisch. „Hey Emi wir haben schon von deinem erfolgreichen Referat gehört. Freut mich zu hören das alles gut lief." Sagte Tom als er mich zu Begrüßung in seine Arme zog. Nachdem ich mich langsam aus der Umarmung gelöst habe, setzte ich mich neben ihn. „Naja kommt drauf an wie man es sieht. Unsere Lehrerin möchte das Jason und ich das Referat nochmal vor der ganzen Schule vortragen um auf das Thema Mobbing und dessen Folgen aufmerksam zu machen. Dafür will sie zwei oder drei  Unterrichtsstunden zur Verfügung stellen. Aber ich bin mir nicht sicher ob ich das kann und will." Tom strich mir beruhigend über den Rücken und auch Alli und meine Brüder schauten mich aufmunternd an. „Das ist deine Entscheidung die kann dir keiner Abnehmen. Wenn du nicht willst ist das in Ordnung. Aber wenn du dich entscheidest das Angebot anzunehmen sind wir für dich da und werden dich unterstützen. Die Hauptsache ist das es deine freie Entscheidung ist und dich keiner unter druck setzt. Aber wenn ich dir eins sagen darf. Das ist deine Möglichkeit den anderen die Augen zu öffnen und endlich mal was zu sagen." Jackson lächelte mich noch einmal  aufmunternd an ehe er sich seinem Essen wieder widmete. Er hat recht ich werde nicht schweigen sondern dafür kämpfen das sowas nie wieder jemand durchmachen muss.

Good Girl or BadWhere stories live. Discover now