Kapitel 16

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Ich staune nicht schlecht als Jason das Auto auf der Auffahrt von seinem Zuhause zum stehen bringt. Es ist riesig aber was habe ich auch erwartet? Er gehört mit seiner Familie zu der High Society in der Stadt. Sein Vater hat mit seinem Unternehmen ein kleines, wenn nicht schon großes Vermögen verdient und das zeigen sie gerne. Mein Vater verdient als einer der besten Neurochirurgen des Landes auch nicht schlecht. Er hat vor ein paar Jahren eine neue Methode entwickelt um Neurologische Eingriffe möglichst minimalinvasive durchführen zu können. Das ist auch der Grund warum er immer soviel unterwegs ist. Er muss Vorträge halten und seine Methode den Menschen näher bringen. Der Unterschied aber zwischen meiner Familie und der Familie von Jason ist das wir es nicht an die große Glocke hängen. Wir wohnen in einem kleinen Haus was aber für uns alle locker reicht. Wir schmeißen auch das Geld nicht einfach so aus dem Fenster. Das hat was mit meiner Mutter zutun, wir haben ihr damals versprochen das egal was passiert, wir mit beiden Beinen auf den Boden bleiben und uns das Geld nicht zu Kopf steigt.

"Willst du den ganzen Tag vor dich hinstarren oder kannst du es einplanen wenigstens ein wenig an dem Projekt mitzuarbeiten? Ich habe auch keine Lust meine gesamte Freizeit mit dir zu verbringen." Reißt Jason mich aus meinen Gedanken. Mir ist garnicht aufgefallen das ich immernoch auf dem Beifahrersitz von Jasons Wagen sitze und das Haus anstarre. Mit einem genervten Aufstöhnen steige ich aus seinem Wagen und Geselle mich zu Jason. "Weißt du ich habe auch nicht unbedingt Lust meine Freizeit mit deiner hässlichen Visage zu verbringen. Aber wir können eben nicht alles haben. Nicht wahr?" Jason wirft mir nur einen genervten Blick zu ehe er sich auf den Weg zur Haustür macht.

"Schatz bist du das?" Kam es mit einer weiblichen Stimme aus einem anderen Zimmer, gerade als die Haustür wieder ins Schloss viel. "Ja Mum ich bin's." Gab Jason nun von sich. Da freut sich aber jemand über die Anwesenheit seiner Mutter. Das schien auch die Frau im Nebenraum gemerkt zuhaben, den sie kam mit einem Handtuch in der Hand aus einem Zimmer mit dem sie sich gerade die Hände abtrocknete. Als sie mich sah stockte sie kurz in ihrer Bewegung, fing sich aber auch schnell wieder. "Na wen haben wir den da? Warum hast du nicht gesagt das du Besuch mitbringst?" Sagte Mrs. O'Connor und schenkte ihrem Sohn einen vorwurfsvollen Blick. "Es war eben nicht geplant das sie mit kommt." Brachte Jason nur von sich. Typisch Mann.

"Hallo ich bin Emilia Kendrick. Freut mich sie kennen zu lernen Mrs. O'Connor." Sagte ich freundlich und hielt ihr meine Hand entgegen, die sie nach kurzem zögern schüttelt. " Ach nenn mich doch bitte Rose. Mrs O'Connor klingt so alt. Aber kann es sein das wir uns schon mal begegnet sind? Dein Name und dein Gesicht kommen mir sehr bekannt vor." Kann man einer Mutter es schonend bei bringen das man das Mädchen ist welches der eigene Sohn in den Selbstmord getrieben hat? Ich glaube nicht. "Ich glaube nicht. Ich war das letzte Jahr nicht in der Schule. Sagen wir mal ich hatte eine Zwangs Pause nötig von ein paar Menschen auf der Schule." Ich konnte nicht anders als Jason einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Doch er hat nichts besseres zutun als ganz unschuldig auf sein Handy zuschauen. Mrs. O'Connor scheint immernoch zu grübeln bis sich ihre Augen weiten und zuerst mich und dann ihren Sohn ungläubig anstarrt.

"JASON GABRIEL MICHELE O'CONNOR SAG MIR SOFORT DAS DAS NICHT DAS ARME MÄDCHEN IST WAS DU SO FERTIG GEMACHT HAST?!"

Jason und ich zucken beide zusammen. Ich glaube wir haben beide nicht damit gerechnet das seine Mutter mich erkennt oder das sie ihn gleich so anfährt. Aber einen Moment mal eben... Hab ich das gerade eben richtig gehört? Hat seine Mutter eben Gabriel Michele gesagt? Ich muss mir auf die Zunge beißen um nicht laut los zu lachen. Und ich dachte ich bin mit meinen Namen gestraft genug. Ich meine Emilia Olivia Kendrik klingt einfach schrecklich. Aber Jason Gabriel Michele toppt alles.

"Doch genau die bin ich. Freut mich." Lächel ich sie immernoch freundlich an. "Ach du meine Güte. Es tut mir so leid was mein Sohn dir alles angetan hat. Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr es mir leid tut. Keine Ahnung was in den Jungen gefahren ist. Aber zu meiner Verteidigung er war schon nie die Hellste Kerze auf der Torte. Es fing alles damit an das er als kleines Kind überall mit dem Kopf gegen gerannt ist. Manchmal Frage ich mich ob er mal vom Wickeltisch gefallen ist als ich gerade nicht hingeschaut habe. Naja jedenfalls war damals schon nicht viel los da oben wenn du weißt was ich meine." Mit einem Blick zu Jason kann ich feststellen das er seine Mutter mit offenen Mund anstarrt, als könne er nicht glauben was seine Mutter eben gesagt hat. Ich kann mir ein leichtes Lachen nicht verkneifen.

"Schon gut. Hab ich mir schon fast gedacht. Aber ich habe mich damit abgefunden sonst würde ich jetzt nicht hier stehen." Auf ihrem Gesicht bildet sich ein lächeln. "Ich glaube ich habe noch nie so einen mutigen und starken Menschen wie dich kennen gelernt." Okay das ist jetzt irgendwie komisch weil ich Eigentlich das genaue Gegenteil von dem bin was sie gerade gesagt hat. "Nein das glaube ich eher nicht. Sie haben sicher davon gehört was ich versucht habe mir anzutun das trotzt in meinen Augen nicht gerade von Stärke." Doch das lächeln weicht nicht aus ihrem Gesicht. Jason schaut immer noch desinteressiert auf sein Handy. "Nein genau das meine ich doch. Du hast das solange ausgehalten. Jeder normale Mensch hätte die Hölle die mein Sohn dir beschert hat nicht so lange durch gehalten. Und das das dein Selbstmordversuch nicht geklappt hat ist auch kein Pech sondern Glück. Du bist stark weil du dich zurück ins Leben gekämpft hast. Du bist wieder auf deiner alten Schule und stehst gerade hier vor mir neben dem Idioten der dir dein Leben Zerstört hast. Ich wäre da nicht zu fähig gewesen. Ich muss mich gerade selber zusammen reißen um nicht meinem Sohn mit dem Handtuch zu verdreschen weil ich dachte ich hätte ihm beigebracht wie man mir Frauen umzugehen hat. Aber da hab ich mich wohl getäuscht." Jason neben mir hat das Handy sinken gelassen und schaut seine Mutter wie ein begossener Pudel an. Ich kann die Enttäuschung von seiner Mutter verstehen. Man hört eben nicht gerne wie der eigene Sohn so mit Frauen umspringt. "Deine Mutter ist bestimmt stolz auf dich. Das wäre ich wenigstens."
Ich kann nicht verhindern das mir das lächeln nach dem Satz aus dem Gesicht fällt. Ich bin nicht daran gewöhnt das Menschen nach meiner Mutter fragen. Zuhause reden wir leider nie über sie. Weswegen mir nach all den Jahren solche Gespräche immernoch sau schwer fallen.

"Ja ich glaube sie wäre sehr stolz auf mich gewesen..."

Good Girl or BadWhere stories live. Discover now