Kapitel 19

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Langsam löste ich mich aus seiner Umarmung. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und Strich mir mit dem Daumen die Tränen weg.

"Ich weiß das es nicht leicht für dich ist aber wir bräuchten für das Projekt auch deine Geschichte und ich glaube einen besseren Zeitpunkt das hinter sich zu bringen als jetzt gibt es nicht. Also nur wenn du willst." Okay wer war er und was hat er mit Jason gemacht? So kannte ich ihn gar nicht. Er war auf einmal so nett und fürsorglich, dass ich Angst bekam jedem Moment schreiend wieder Aufzuwachen um Feststellen zu müssen das alles wieder ein Albtraum war. Doch er hatte recht. Ich müsste sowieso meine Geschichte erzählen warum den nicht auch gleich jetzt. Dann hab ich es wenigstens hinter mir.

"Es ist eine verdammt lange und einsame Geschichte. Nur um dich vorzuwarnen..." Jason hatte immernoch meine Hand in seiner und machte nicht die Anstalt etwas daran ändern zu wollen. "Keine Sorge ich habe Zeit und wir können jederzeit aufhören wenn es zu viel wird." Langsam aber sicher wird es unheimlich wie nett Jason auf einmal ist. Er ist doch sonst nicht so nett zu mir oder überhaupt zu jemanden.

"Nagut...Ich muss ziehmlich weit vorne anfangen...Ich war vielleicht zehn Jahre alt. Meine damalige beste Freundin Maya hatte eine kleine Geburtstagsparty geschmissen. Ich weiß noch das ich total Aufgeregt war weil es meine erste Party war auf der auch Jungs waren. Unter den Jungs war auch Nate. Nate war mein erster großer Schwarm. Irgendwann haben wir angefangen Wahrheit oder Pflicht zu spielen. Als ich an der Reihe war, hab ich Wahrheit genommen. Ich war schon immer ein kleiner Feigling. Ein Mädchen hat mich gefragt ob ich verliebt bin. Ich habe gedacht das es meine Chance ist Nate zu sagen was ich für ihn empfinde. Als ich dann die Wahrheit sagte fing Nate an zu lachen und meinte das ich armselig sei und er nie etwas von mir wollen würde. Alle haben angefangen mich auszulachen. Ich habe mich so gedemütigt gefühlt und wollte sofort nach Hause, also hab ich meine Mom angerufen. Sie meinte das sie gerade nicht könnte weil es Stress mit meinen Brüdern gäbe aber mein Vater mich in einer halben Stunde abholen könnte. Doch ich wollte nicht so lange noch da bleiben und mich auslachen lassen. Ich habe sie so lange bearbeitet bis sie gesagt hat das sie gleich losfährt und mich holt. Gott wie dumm ich doch war. Wieso hab nicht gewartet?" Mir liefen immer wieder Tränen über die Wangen die entweder ich oder Jason weg strichen. "Jedenfalls auf dem Rückweg konnte ich gar nicht aufhören zu weinen. Irgendwann hatte sie ihre Hand auf meine Schulter gelegt und mich angeschaut um mir irgendwas zu sagen. In dem Moment kam ein Auto von der Seite und rammte uns. Mir wurde sofort Schwarz vor Augen. Als ich eine halbe Ewigkeit später wieder aufwachte schaute ich in die leeren Augen meiner Mutter. Ich schrie sie an das sie Atmen soll und mir sagen soll das alles wieder gut wird. Doch sie bewegte sich nicht. Sie starte mich einfach nur leblos an. Ein Feuerwehrmann sagte mir das sie versuchten mich rauszubekommen aber ich noch feststeckt. Am Ende hatten sie mich nach 30 Minuten aus dem Auto geholt. 30 Minuten in die ich meine Tote Mutter anschauen musste. Ich lag Wochenlang im Krankenhaus und habe eine ganze Zeit lang nicht gesprochen. Meine Brüder waren die ganze Zeit bei mir. Mein Vater fing an mehr zu arbeiten und war immer länger unterwegs. Wenn ich mal so richtig darüber nach denke fällt mir auf das er mich vielleicht ein oder zwei Mal besucht hat und das auch nur um irgendwelche Formulare zu Unterschreiben. Mein Vater gab mir immer wieder die Schuld an ihrem Tod. Und das tut er heute auch noch. In diesem Moment hätte ich mein Vater wirklich gebraucht. Ich habe mich nach und nach wieder erholt, war aber nie wieder die Emilia die ich davor war. Dann kam die Sache mit dem Tagebuch. Ich bin mir ziehmlich sicher das du das mitbekommen hast oder?" Seit langem schaue ich wieder Jason ins Gesicht. Anders als erwartet spiegelt sich in seinen Augen kein Mitleid wieder sondern Wut. Ich würde zu gerne wissen auf wen er so wütend ist. "Klar hab ich das mitbekommen. Das war das letzte von Maya. Das war selbst für meine Verhältnisse zu heftig. Aber ich wusste nicht was du schon alles durch gemacht hast." Jason hatte uns zwischendurch einen warmen Kakao gemacht. Ich könnte mich wirklich an ihn gewöhnen wenn er so ist. Doch ich wusste das sobald wir wieder in der Schule sind er mich wieder fertig machen würde nur damit sein Ruf keinen Schaden nimmt. Jason war schon immer so und er wird auch für immer so bleiben ich glaube nicht das jemals jemand in der Lage wär Jason zu ändern und wenn doch sollte dieser Person der Friedens Nobel Preis überreicht werden. "Tja und nach all dem ganzen kamst dann du." Sein raues lachen ertönt und mir läuft eine Gänsehaut über den Rücken.

Eine ganze Zeit lang schwiegen wir und er schaute einfach nur auf mein Tattoo und Strich ab und zu mit seinem Daumen darüber.

"Eine Frage. Warum eine Rose?" "Keine Ahnung. Sie war die Lieblingsblume meiner Mutter. Sie sagte immer Rosen sind wie Menschen. Auf den ersten Blick sind sie immer wunderschön und Glamourös. Doch jede Rose sieht anders aus. Die Blätter sind anders oder die Farbe. Jede Farbe steht für eine andere Stimmung oder ein anderes Ereigniss. Sie stehen für so viel. Für Liebe, für Trauer. Sie brauchen Pflege und Liebe. Wenn man sie vernachlässigt gehen Sie ein. Und wenn man sie mit Gewalt irgendwo raus reißt verletzt man sich an Ihren Dornen." "Wow. Das ist wunderschön. Sie war bestimmt eine Wunderbare Frau und Mutter." Er klang als würde er etwas bedauern. "Ja das war sie."

"Sie klang wie meine Schwester..." Ich wusste das Jason eine kleine Schwester hatte die ungefähr in meinem Alter sein musste.
"Warum was ist den mit Emily? Das war doch ihr Name oder?"

"Ich meine nicht Emily..."

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Und wieder ein Kapitel geschafft ich hoffe es gefällt euch♡♡♡♡¡

Good Girl or BadWhere stories live. Discover now