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Ich stand ruckartig auf und räumte meinen Teller weg. Gegessen hatte ich nichts. ,,Willst du mit zu uns aufs Zimmer kommen?" Abby sah mich fragend an. ,,Nein, ich will allein sein." Und damit ging ich auch schon zurück in mein eigenes Zimmer. Ich schmiss mich auf mein Bett und starrte an die kahle, weiße Decke. Was würde ich alles geben, um nicht hier sein zu müssen...
Was würde ich alles geben, um nirgendwo mehr sein zu müssen...
Ich wollte einfach nur weg. Schon spürte ich die Tränen erneut aufsteigen, ließ sie zu, ließ die Erinnerungen zu, ließ die Gedanken zu. Ich ließ einfach alles über mich kommen. Wie eine dunkle Welle durchflutete es mich. Die Gedanken stachen wie tausend Messer auf mich ein und ließen mich bluten. Innerlich, gedanklich. Dann brach ich erneut in Tränen aus. Ich wollte das alles nicht mehr! Ich wollte einfach alles hinter mir lassen! ,,fuck..." schrie ich verzweifelt und schlug mit der Faust gegen die Wand. Ich will hier raus! Ich will einfach weg!

Ich starrte mit ausdruckslosen Blick in die leere, als sich die Tür öffnete. ,,Es ist Schlafenszeit. Aller zwei Stunden sieht jemand nach dir, ich wünsche dir eine gute Nacht" jemand betrat das Zimmer und redete mit mir. Ich nickte nur stumm. Dann schloss sich die Tür wieder und es wurde Schlagartig dunkel im Raum.

Ich zog meinen Pulli aus und schmiss ihn in irgendeine Ecke. Meinen Körper schaute ich mir bewusst nicht genauer an, dann kauerte ich mich auf meinem Bett zusammen und schloss die Augen.

Ein Fehler. Sofort kamen die Gedanken wieder. Ich zog mir die Decke über den Kopf. Verpisst euch aus meinem fucking Kopf! Ich konnte und wollte nicht schlafen. Seufzend setzte ich mich auf und starrte in die Schwärze. Da hörte ich die Tür aufgehen. Ich ließ mich aufs Bett fallen und tat, als würde ich schlafen. Die Tür schloss sich und ich setzte mich wieder hin, winkelte die Beine an meinen Körper und vergrub meinen Kopf dazwischen. So ging es die ganze Nacht weiter. Tür auf, hinlegen. Tür zu, allein mit meinen verzweifelten Gedanken.

,,aufst- oh du bist ja schon wach'', die Pflegerin strahlte mich an. Warum konnte sie so gut gelaunt sein? ,, Na dann geh am besten gleich duschen, ich zeige dir, wo du hin musst", sagte sie fröhlich. Ich hatte in der Nacht kein Auge zugetan, als es hell wurde, hatte ich mich angezogen und ins Bett gelegt, damit die Pfleger dachten, dass ich geschlafen hätte. ,,Dann schnapp dir mal frische Klamotten und folge mir bitte." ich hasste ihre fröhliche Art und hätte ihr am liebsten dieses dumme Lächeln vom Gesicht gewischt. Warum konnten alle um mich herum nur so glücklich sein? Warum konnte ich das nicht?

Meinen Koffer hatte ich noch nicht ausgepackt und hatte auch keine Lust dazu, also ich den Pullover von gestern vom Boden auf und folgte ihr ohne frische Klamotten.

,,Ich warte hier auf dich, lass dir ruhig Zeit.'' Die Pflegerin lächelte erneut und schloss die Tür. Ich hörte, wie ein Schild umgedreht wurde. Man konnte anscheinend nicht abschließen. War doch klar. Du bist in ner Psychiatrie. Ich zog mich aus und stellte mich unter die Dusche.

SuizidOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz